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DJEVUSCHKA S KOROBKOJ (Das Mädchen mit der Hutschachtel, Boris Barnet, UdSSR 1927, 1. & 3.2., am Klavier: Eunice Martins) Boris Barnets Mix aus Slapstick, Romantik, Melancholie und Ekstase dreht sich um eine junge Modistin, die in einem Moskauer Vorort wohnt und in einem Hutgeschäft im Zentrum der Stadt arbeitet. Um einem armen Studenten aus seiner Wohnungsnot zu helfen, geht sie eine Scheinehe ein. Schließlich gewinnt das Lotterielos, das ihre Chefin ihr anstelle einer Bezahlung aufgedrängt hat, den Hauptpreis, womit eine Kaskade von turbulenten Ereignissen in Gang gesetzt wird. Ein Film voller Charme, mit einer vom Körperlichen ausgehenden Situationskomik und inspiriert vom amerikanischen Slapstick. FREAKS (Tod Browning, USA 1932, 2. & 9.2.) Kleinwüchsige, siamesische Zwillinge, lebende Torsi – Brownings Horrormelodram kreist um eine verschworene Gruppe physisch Beeinträchtigter, die als Jahrmarksattraktionen ausgestellt und von ihren "normalgestaltigen" Zirkuskollegen ausgenutzt und betrogen werden. Als skandalös empfand das zeitgenössische Publikum, wie unumwunden die körperliche Versehrtheit der „Freaks“ dargestellt, ihr Alltagsleben, ihre Sehnsucht nach Liebe und Leidenschaft inszeniert wurden – kurz nach der Premiere begann eine 30-jährige Zensurgeschichte des Films. IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN (Rainer Werner Fassbinder, BRD 1978, 4. & 9.2.) Einen Körper als vernarbten Kampfplatz des Lebens entwirft RWF in der oft als sein persönlichstes Film-melodram bezeichneten Geschichte des/der Transsexuellen Elwira/Erwin, die/der nach einer düsteren Kindheit im Kloster und glücklosen Erwachsenenzeit als Metzger in Casablanca eine Geschlechtsumwandlung vom Mann zur Frau vornehmen lässt. 19 Szenen oder besser gesagt Leidensstationen konstituieren die letzten fünf Lebenstage der/s Protagonistin/en, 19 Fragmente des Unglücks, der Zurückweisung, der Krise, die sich in einen zunehmend versehrten Körper einschreiben. BEAU TRAVAIL (Claire Denis, F 1999, 5. & 28.2.) Schöne Arbeit – der Titel dieses Dramas um einen heimatlos gewordenen Legionär verweist auf die leitmotivisch wiederkehrenden Bilder der Arbeit der Fremdenlegionäre an ihren Körpern: In einer Mischung aus Drill und Eleganz absolvieren sie ihr Training – einsame Fremdkörper in der afrikanischen Wüstenlandschaft, gefangen in ihrem eigenen Leben. BEING JOHN MALKOVICH (Spike Jonze, USA 1999, 7. & 22.2.) Craig Schwartz (John Cusack) ist Marionettenspieler. Meisterlich bewegt er seine Figuren, erschafft sie, inszeniert sie und träumt sich regelmäßig aus ihnen hinaus und in sie -hinein. An seinem neuen Arbeitsplatz eröffnet sich ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Möglichkeit, nicht nur imaginär in eine andere Rolle zu schlüpfen. Hinter einem Aktenregal entdeckt er den Zugang zu Körper und Bewusstsein von John Malkovich, in dem er sich bald dauerhaft einnistet. Eine surreal überbordende, groteske Komödie über die Lust am Spiel mit Körpern und Identitäten. A WOMAN UNDER THE INFLUENCE (John Cassavetes, USA 1974, 8. & 20.2.) Gena Rowlands ist die Frau unter Einfluss – in einer Darstellung von irritierender Körperlichkeit kanalisiert sie neurotische Schübe, aufgestaute Aggressionen und erdrückende mütterliche Fürsorge. Sie lacht und weint, zittert und schreit, Spuren des keimenden Wahnsinns bestimmen jede ihre Bewegungen. Ihre nervöse Aufgewühltheit überträgt sich nicht nur auf ihr filmisches Umfeld, sondern auf den anwesenden Zuschauer, der zweieinhalb Stunden später als "spectator under the influence" den Kinosaal verlässt. WEGE ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT (Nicholas Kaufmann, Wilhelm Prager, D 1925, 21. & 26.2., am Klavier: Eunice Martins) Der UFA-Film "über moderne Körperkultur" zeigt Menschen bei der Körperpflege, Gymnastik, Sport und Tanz. In sechs Episoden wird ein Bogen gespannt von der griechischen Antike bis zur Gegenwart, in der die Leibesertüchtigung in der frischen Luft als „Weg zu Kraft und Schönheit“ angepriesen wird. Basierend auf der Körperkultur-Bewegung der 20er Jahre propagiert der Film in stilisierten Dokumentarszenen die körperliche Ertüchtigung. Nicht unumstritten ist die historische Einordnung des Films. "In seiner ideologischen Tendenz stilisiert der Film Leibesübungen als Weg zur rückwärtsgewandten Erneuerung der Menschheit; insofern ist er auch ein Indiz für den bereits in den zwanziger Jahren verankerten Rassenmythos der Nationalsozialisten." (Lexikon des Internationalen Films) GOLD DIGGERS OF 1933 (Mervyn LeRoy, USA 1933, 23. & 26.2.) Ein Heer von Tänzerinnen und ein 90-Mann-Orchester gehörten zur Minimalausstattung des Choreografen Busby Berkeley, dem Revolutionär des US-Musicals der 30er Jahre. Im Mittelpunkt des von Warner-Routinier Mervyn LeRoy und dem Choreografen Busby Berkeley inszenierten Musicals stehen die drei Showgirls Polly (Ruby Keeler), Carol (Joan Blondell) und Trixie (Aline MacMahon), die inmitten der Depression alles tun, um wieder einen Job zu finden. Rettung naht in Form des aufstrebenden Songwriters Brad. Er unterstützt eine neue Show finanziell, bis seine aus dem Bostoner Geldadel stammende Familie hinter seine Beschäftigung kommt und seinen Kontakt mit der Showwelt und vor allem mit den Showgirls zu verhindern sucht. RAGING BULL (Wie ein wilder Stier, Martin Scorsese, USA 1980, 25. & 27.2.) Das Leben ist ein Kampf und der Körper ein Instrument, ihn zu führen: Jake LaMotta (Robert De Niro) dekliniert sein Credo innerhalb und außerhalb des Boxrings und gerät damit auf eine selbstzerstörerische Talfahrt vom aggressiven Jungboxer zum abgehalfterten "Entertainer", der nacheinander seine Frau, seinen Bruder und schließlich seine Boxkämpfe verliert. Basierend auf der Autobiografie eines Mittelgewichtsboxers entwickelt Scorsese das in hartes Schwarzweiß gefasste Psychogramm eines Mannes, dessen "Physiogramm" De Niro in einer drastischen darstellerischen Tour de Force ausleuchtet. (mg)

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