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UNE PARTIE DE CAMPAGNE (Eine Landpartie, Jean Renoir, F 1936, 1. & 9.11.) 60 Jahre liegen zwischen den impressionistischen Bildern von Auguste Renoir und dem Film seines Sohnes Jean, der die Schaukel, den Fluss, die Ruderer und die Spaziergänger in den Gemälden seines Vaters in Bewegung setzt. Die luftige, befreite Atmosphäre der malerischen Vorlage wendet Renoir Jr. ins Melancholische: Ein Sommerausflug en famille wird zum Mahnmal einer verlorenen Liebe. Vorfilm: LA PETITE MARCHANDE D'ALLUMETTES (Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern, Jean Renoir, F 1928).

Vier Kurzfilme von Jürgen Böttcher (2. & 7.11.): VENUS NACH GIORGIONE (DDR 1981), DIE FRAU AM KLAVICHORD (DDR 1981), POTTERS STIER (DDR 1981), KURZER BESUCH BEI HERMANN GLÖCKNER (DDR 1985) Unter dem Arbeitstitel "Verwandlung" realisierte Böttcher Anfang der 80er Jahre drei Übermalungen von Kunstpostkarten vor laufender Kamera. Verwandelt werden Werke verehrter Meister: von Paulus Potter (1625–54), Giorgione (ca. 1477–1510) und Emanuel de Witte (um 1617–92). Böttcher überlagert die Bilder mit seinem eigenen Schaffensprozess, spielt mit Formen, verfremdet, akzentuiert, assoziiert und lässt so Vergangenheit und Gegenwart ineinander aufgehen. Dokument eines Schaffensprozesses ist auch Böttchers filmische Reverenz an Hermann Glöckner, einem der wichtigsten Akteure der Bildenden Kunst der DDR.

DIE STRASSE (Karl Grune, D 1923, 10. & 22.11., am Klavier: Eunice Martins) Im schlichten Filmtitel steckt nicht nur der Hinweis auf Handlungs- bzw. Ausgangspunkt dieses Kleinbürgerdramas um einen Provinzler, der sich auf den großstädtischen Straßen hoffnungslos im Dickicht von Kriminalität und Prostitution verfängt. Der Titel verweist auch auf eine malerische Inspirationsquelle: Kirchners berühmte expressionistische Straßenszenen-Werkreihe, auf deren Motivik, Komposition und Darstellung Regisseur Grune sowie die Filmarchitekten Görge und Meidner bei der Gestaltung der Straßenschluchten und Interieurs zurückgegriffen haben.

SAJAT NOVA (Die Farbe des Granatapfels, Sergej Paradjanow, UdSSR 1968, 11. & 14.11.) In einer Reihe von mal surrealistischen, mal liebevoll-ironischen, immer opulent-exzessiven Tableaux vivants zeigt der Bildvirtuose Paradjanow Stationen aus dem Leben des armenischen Lyrikers, Dichters, Komponisten und Sängers Arathin Sayadin, der im 18. Jahrhundert zunächst an einem Königshof lebte, später als fahrender Sänger durch die Lande zog, schließlich ermordet und zum Märtyrer wurde. Im Mittelpunkt steht das poetische Universum des Dichters, welches Paradjanow in bewegte Stillleben, sorgfältige Kompositionen aus Kleidern, Teppichen, Büchern, Blumen, Tieren und Menschen übersetzt.

AN AMERICAN IN PARIS (Vincente Minnelli, USA 1951, 12. & 16.11.) Minnellis Paris-Musical ist ein überbordender, kunsthistorischer Zitatenschatz (Production Design: Cedric Gibbons und Preston Ames) sowie ein adäquater Lebensraum für den Protagonisten des Films: einen amerikanischen Ex-GI (Gene Kelly), der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris als Maler niederlässt und sich in eine junge Französin (Leslie Caron) verliebt. Höhepunkt des Films ist eine 16-minütige Tanzszene, in der die beiden durch eine Reihe von nachgestellten Bildern tanzen.

UTAMARO O MEGURU GONIN NO ONNA (Utamaro und seine fünf Frauen, Kenji Mizoguchi, Japan 1946, 15. & 18.11.) Stilllebenhafte Bildkompositionen großer Klarheit und beeindruckender Schönheit durchziehen das Œuvre Mizoguchis, der vor Beginn seiner Regiekarriere als Designer für Kimonostoffe tätig war sowie eine Ausbildung an einer Kunsthochschule absolvierte. So präzise wie seine Bilder und Einstellungen, so kritisch betrachtete Mizoguchi die Unterdrückung der Frau in der japanischen Gesellschaft, gleichermaßen in seinen historischen Dramen wie in den zeitgenössischen Filmen. Fünf Frauen – Kurtisanen und Geishas – stehen im Mittelpunkt dieses Nachkriegsfilms und damit im Leben des Farbholzschnittmeisters Utamaro, einem der wichtigsten Künstler des 18. Jahrhunderts.

PAINTERS PAINTING (Emile de Antonio, USA 1972, 15. & 20.11.) Keine "marxistische Analyse der Marktmechanismen", sondern "ein enthusiastischer Film über amerikanische Künstlerinnen und Künstler": Aufnahmen von Gemälden und Gespräche mit Willem de Kooning, Jasper Johns, Jackson Pollock, Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Helen Frankenthaler, Frank Stella u.a., allesamt enge Freunde de Antonios. Gedreht wurde nachts in der legendären Ausstellung "New York Painting and Sculpture: 1940–1970" im Metropolitan Museum of Art sowie in den Studios der einzelnen Künstler.

MY DARLING CLEMENTINE (John Ford, USA 1946, 17. & 25.11.) Frederic Remington gehört zu den bekanntesten amerikanischen Malern von Wildwest-Sujets. Seine Reiterszenen, Lagerfeuersituationen oder Landschaftspanoramen haben Anfang des 20. Jahrhunderts das Bild des Wilden Westens geprägt; diese Bildmotive finden sich auch in den Filmen von John Ford wieder. So z.B. in MY DARLING CLEMENTINE, Fords großem mytho-poetischen Western, in dem der Viehtreiber Wyatt Earp (Henry Fonda) eine Sheriffstelle in der Wüstenstadt Tombstone annimmt, um seinen getöteten Bruder zu rächen.

GOYA (Konrad Wolf, DDR 1971, 19. & 26.11.) Basierend auf dem Roman von Lion Feuchtwanger zeigt Konrad Wolf den spanischen Maler als Mann des Widerspruchs, als zerrissenen Künstler – oszillierend zwischen Königstreue und Karriere auf der einen, Kritik an Kirche und Staat auf der anderen Seite. Jenseits der literarischen Adaption liefert Wolf in seinem opulenten Historienfilm eine weitere Übersetzungs- bzw. Inte-grationsleistung: Mit fast 80 Gemälden, Bildern und Zeichnungen von Goya durchwirkt Wolf seine farbenprächtige Künstlerbiografie, die sich vom ausstatterischen Superlativ immer mehr auf die Figur des einsamen und zweifelnden Goya konzentriert.

CARAVAGGIO (Derek Jarman, GB 1986, 21. & 28.11.) Doppelte Hommage sowohl an Caravaggio (1571–1610) als auch an das von ihm zur Meisterschaft gebrachte Chiaroscuro, die dramatisierende Hell-Dunkel-Akzentuierung. Jarman greift für die Darstellung der Zerrissenheit des Lebens des Barockmalers immer wieder auf dieses Stilmittel zurück und beleuchtet jeweils nur Teile der Szenerie. Auf diese Weise wird sowohl Caravaggios Dreiecksbeziehung mit einem Dieb und einer Prostituierten als auch sein Leben in der Welt seiner reichen Förderer ins Licht gesetzt.

MUSEUM HOURS (Jem Cohen, Österreich/USA 2012, 23. & 30.11.) Zuflucht Museum: Das Kunsthistorische Museum in Wien bietet sowohl dem ehemaligen Tourmanager und jetzigen Museumswärter Johann eine Heimstatt als auch der Kanadierin Anne, die in Wien gestrandet ist, um sich um ihre kranke Cousine zu kümmern. In einer Welt der Gemälde vollzieht und spiegelt sich die vorsichtige Annäherung der beiden. Ein Film des Schauens, des Flanierens, der kunsthistorischen, emotionalen aber auch städtischen Erkundungen, die sich zu einem feinen, musikalisch anmutenden, kinematografischen Ganzen fügen.

DER AMERIKANISCHE FREUND (Wim Wenders, BRD/F 1977, 24. & 29.11.) "Ein amerikanischer Kunstband war lange mein Standardwerk in Sachen Edward Hopper. Das Buch hat unter verschiedenen Umzügen gelitten, vor allem aber unter den Dreharbeiten zu DER AMERIKANISCHE FREUND, als mein Kameramann Robby Müller und ich so von Hopper begeistert waren, dass wir die Bilder immer dabeihatten und sie unsere Vor-Bilder für viele Einstellungen des Filmes waren." (W.W.) Die Hopper-Reverenz kreist um den Bilderfälscher Tom Ripley (Dennis Hopper), der einen unheilbar kranken Gestalter von Bilderrahmen (Bruno Ganz) überredet, zwei Auftragsmorde auszuführen. (mg)

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