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THE AWFUL TRUTH (USA 1937, 6.12., Einführung: Rainer Knepperges & 15.12.) Das Ehepaar Jerry (Cary Grant) und Lucy Warriner (Irene Dunne) verdächtigt sich gegenseitig, Affären zu haben, und beschließt, die Scheidung einzureichen. Vor dem Richter, der an der Ernsthaftigkeit der Scheidungsabsicht zweifelt und den Warriners eine Bedenkzeit von 90 Tagen auferlegt, wird um das Sorgerecht für den Foxterrier (der auch in The Thin Man und Bringing Up Baby mitwirkt) gefeilscht. Kurz bevor die Scheidung rechtskräftig wird, will Jerry plötzlich seine Frau Lucy, die von dem Ölmillionär Leeson (Ralph Bellamy) umworben wird, zurückerobern. Die vielleicht inspirierteste Screwball Comedy der Geschichte, Zusammenfassung und Krönung des Genres zugleich, führt den komödiantischen Kampfplatz der Geschlechter mit funkelnden Dialogen und brillantem Timing zu einer zauberhaften Meisterschaft. Für Cary Grant, der sich wegen der scheinbar chaotischen und improvisierten Inszenierung McCareys erfolglos aus dem Vertrag zu kaufen versuchte, war der Film der große Durchbruch als Protagonist romantischer Komödien. Leo McCarey gewann mit THE AWFUL TRUTH seinen ersten Oscar für die Beste Regie.

Kurzfilmprogramm Charley Chase und Max Davidson (7.12., am Flügel: Eunice Martins):
LONG FLIV THE KING (USA 1926) Als der König eines Zwergstaates stirbt und der Premierminister gegen die in New York weilende Prinzessin intrigiert, wird der zum Tode verurteilte Charley Chase unverhofft zum König. „I’m the King!“, ruft er frisch entlassen dem Fahrer (Max Davidson) des von ihm angehaltenen Autos zu, der ihm unbeeindruckt entgegnet: „I’m the Pope of Palestine, but I don’t go round braggin’ about it.“ Oliver Hardy ist in einer Nebenrolle mit gezwirbeltem Schnurrbart zu sehen.
FLAMING FATHERS (USA 1927) Der jüdische Familienvater Max (Max Davidson) begleitet auf Wunsch seiner Frau die Tochter an den Strand, um dafür zu sorgen, dass sie ihrem männlichen Begleiter nicht näherkommt, als es den Eltern lieb ist. Durch seinen riesigen Badeanzug und seine kauzige Art gerät der grantige Max zur Kinderattraktion am Strand. Es bilden sich Menschenaufläufe, alle wollen den „funny man“ sehen. Als ein Hund ihm den Badeanzug davonträgt und er als Notbehelf in eine übergroße Polizeijacke schlüpft, gibt es kein Halten mehr. „Please, Mister, will you come back next Sunday?“
DOG SHY (USA 1926) Der Höhepunkt der Zusammenarbeit McCarey/Chase: Der hundescheue Charley wird durch ein Missverständnis Butler bei einer Familie, die ihre Tochter gegen ihren Willen mit einem Adligen verheiraten will. Charley versucht der Schönen zu helfen, muss aber zuerst den „Duke“ baden …

SIX OF A KIND (USA 1934, 7. & 14.12.) Die Whinneys (Mary Boland, Charles Ruggles) wollen nach 20 Jahren Ehe ihre zweite Hochzeitsreise nach Hollywood unternehmen. Um Benzinkosten zu sparen, suchen sie per Anzeige nach Mitreisenden, woraufhin sich ein seltsames Paar (Gracie Allen, George Burns) mit einem riesigen Hund meldet. Mit im Gepäck ist außerdem noch eine Tasche mit 50.000 Dollar, die Whinneys Kollege unterschlagen hat und aus der Stadt schmuggeln will. Nach einer Fahrt voller Zwischenfälle landet die Reisegesellschaft in Nuggetville, Nevada, im Hotel der resoluten Mrs. Rumford aka „The Duchess“ (Alison Skipworth). Sheriff John Huxley (W.C. Fields), bester Kunde der Hotelbar, versucht auf seine Art zur Aufklärung des Bankraubs beizutragen. Leo McCarey vereinigte in dieser low budget Pre-Code comedy drei damals populäre Komikerpaare. Der große Erfolg des Films trug u.a. zur Wiederbelebung der Karriere von W.C. Fields bei.

BELLE OF THE NINETIES (USA 1934, 8. & 21.12.) St. Louis, 1893: Die Beziehung der Music Hall Queen Ruby Carter (Mae West) mit dem Boxer Tiger Kid wird von dessen Manager sabotiert, der ihm vorwirft, sein Training zu vernachlässigen (eine von der Zensur geschnittene Szene zeigte, wie er sein Training vernachlässigt). Enttäuscht verlässt Ruby die eleganten Nachtclubs von St. Louis und nimmt ein Engagement in Ace Lamonts Sensation House in New Orleans an. Tiger Kid folgt ihr und wird von Ace, der auch um Ruby wirbt, in kriminelle Geschäfte verwickelt. Nach Durchsetzung des Hays Codes im Juni 1934 mussten einige anzügliche Wortspiele aus dem abgedrehten Film entfernt werden. Der vorgesehene Filmtitel „It Ain’t No Sin“ nach Mae Wests gleichnamiger Vorlage fiel ebenso der Zensur zum Opfer wie der ursprünglich geplante Schluss.

DUCK SOUP (Die Marx Brothers im Krieg, USA 1933, 8. & 21.12.) Rufus T. Firefly (Groucho Marx) raucht dicke Zigarren und hört sich selbst gern reden. Das qualifiziert ihn neben der Unterstützung durch die Millionärswitwe Mrs. Teasdale (Margaret Dumont) zum Regenten des Zwergstaates Freedonia. Er ahnt nicht, dass sein Chauffeur Pinky (Harpo Marx) und sein Kriegsminister Chicolini (Chico Marx) für Trentino, den Botschafter von Sylvania, spionieren. Als Firefly Trentino ohrfeigt, bricht der Krieg aus. Leo -McCarey inszenierte mit DUCK SOUP den rasantesten und dichtesten Film der Marx Brothers, ungebremst von sentimentalen und musikalischen Abschweifungen. Die im Jahr von Hitlers Machtübernahme (Harpo hatte bereits zuvor seinen Vornamen Adolph in Arthur ändern lassen) gedrehte Antikriegssatire zeigt die Söhne einer 1880 aus Ostfriesland ausgewanderten jüdischen Mutter auf der Höhe ihrer anarchischen Kreativität. In Italien wurde der Film von Benito Mussolini verboten, in Deutschland war er erstmals 1967 im Fernsehen zu sehen.
Vorfilm: SITTIN’ PRETTY (USA 1924, 8. & 21.12.) Grouchos und Harpos berühmte Spiegelszene aus DUCK SOUP – ein Vaudeville-Klassiker, den man in ähnlicher Form auch in Filmen von Chaplin, Max Linder und Harold Lloyd finden kann – hatte Leo McCarey bereits neun Jahre zuvor in einem Einakter mit Charley Chase inszeniert: Dem falschen Polizisten Jimmy Jump (Charley Chase, bürgerlich: Charles Parrott), gelingt es dank identischer Maskerade, einen Irren (sein Bruder James Parrott, u.a. Regisseur von mehreren Laurel & Hardy-Filmen) mit wildem Haar und wildem Bart zu überwältigen.

THE KID FROM SPAIN (USA 1932, 9.12.) Eddie (Eddie Cantor) und Ricardo (Robert Young) werden im Schlafsaal der Studentinnen erwischt und vom College verwiesen. Durch Zufall wird Eddie in einen Bankraub verwickelt, die Gangster verwechseln den Fluchtwagen, und Eddie flieht nach Mexiko. Dort trifft er Ricardo wieder, dessen Geliebte Anita, die Tochter des Stierzüchters Gomez, gegen ihren Willen mit dem Matador Pancho verheiratet werden soll. Eddie will Anita für Ricardo entführen, entführt aber versehentlich Rosalie, in die er sich verliebt. Als ein Detektiv Eddie auf die Spur kommt, gibt ihn Ricardo als berühmten spanischen Torero aus – der bald sein Können in der Arena beweisen muss. Leo McCareys achte abendfüllende Regiearbeit war der erste Spielfilm, den er als geglückt betrachtete. Star der musikalischen Komödie ist der jüdische Komiker und Sänger Eddie Cantor, der nach seinen Erfolgen in den Ziegfeld Follies von Samuel Goldwyn unter Vertrag genommen worden war. Busby Berkeley, der bereits die Choreografien bei zwei anderen Cantor-Musicals übernommen hatte, inszenierte die aufwendigen kaleidoskopartigen Tanzfiguren, die kennzeichnend für seine berühmten Musicals werden sollten, die er in den folgenden Jahren für Warner realisierte.

THE MILKY WAY (USA 1936, 11.12.) Der schmächtige Milchmann Burleigh Sullivan (Harold Lloyd) verteidigt vor einem Nachtclub seine Schwester gegen Betrunkene. Als in dem unübersichtlichen Handgemenge der Boxchampion Speed MacFarland k.o. geht, wird Burleigh berühmt und von Speeds geschäftstüchtigem Manager Gabby (Adolphe Menjou) über gekaufte Kämpfe zum Herausforderer um den Titelkampf aufgebaut. Aus dem linkischen und schüchternen Milchmann wird durch Gabbys Kampagne um „Tiger Sullivan“ ein selbstbewusster Star, dem der Erfolg zu Kopf steigt. Leo McCarey, Sohn eines Box-Promoters, realisierte mit dieser Komödie um den bebrillten „Fighting Milkman“ Harold Lloyds erfolgreichsten Tonfilm.

Kurzfilmprogramm Laurel & Hardy (12. & 13.12., am Flügel: Eunice Martins): Leo McCarey fungierte bei allen vier Filmen als Supervisor und war bei zweien auch als (nicht genannter) Ko-Autor beteiligt.
SUGAR DADDIES (Fred Guiol, USA 1927) Stan Laurel und Oliver Hardy treten in diesem frühen gemeinsamen Film noch nicht als Team und in eher ungewöhnlichen Rollen auf: Ollie ist der Butler des Ölmillionärs Cyrus Brittle (James Finlayson), der im Suff einer Frau die Heirat versprochen haben soll, die nun gemeinsam mit ihrem kriminellen Bruder 50.000 Dollar aus Brittle herauspressen will. Stan klettert als Brittles Anwalt auf dessen Schultern, wirft sich einen langen Overcoat über und versucht mit mäßigem Erfolg als Ollies hochgewachsene Ehefrau an dem bewaffneten Gangster vorbeizukommen: „Who is this sun flower“? Es folgt eine turbulente Verfolgungsjagd durch einen Erlebnispark.
LEAVE ’EM LAUGHING (Clyde Bruckman, USA 1928) In einer Zahnarztpraxis, in der eigentlich Stans Zahnschmerzen behandelt werden sollten, irrtümlicherweise aber Ollie einen Zahn verliert, werden Stan und Ollie durch den ausströmenden Inhalt einer Flasche Lachgas berauscht. Auf dem Heimweg in ihrem Ford T verursachen die beiden völlig enthemmt Lachenden ein Verkehrschaos und treiben den Polizisten auf der Kreuzung zur Verzweiflung.
TWO TARS (James Parrott, USA 1928) Die Matrosen Stan und Ollie lernen zwei junge Frauen an einem Kaugummiautomaten kennen und starten mit getauschten Kopfbedeckungen und bester Laune in einem gemieteten Auto zu einer Landpartie. Das Überholen aller anderen, an einer Baustelle wartenden Verkehrsteilnehmer ist der Auftakt zu einer lustvoll zelebrierten Zerlegungsorgie von Automobilen.
BIG BUSINESS (James W. Horne, USA 1929) „Möchten Sie keinen Weihnachtsbaum kaufen? – Vielleicht möchte ihr Mann einen kaufen? – Wenn Sie einen Mann hätten, würde er einen kaufen?“ Stan und Ollie gehen als Weihnachtsbaumverkäufer im sommerlichen Kalifornien von Haus zu Haus und geraten mit einem genervten potentiellen Kunden (James Finlayson) dermaßen in Streit, dass kein Stein auf dem anderen bleibt.

RUGGLES OF RED GAP (USA 1935, 14. & 28.12.) 1908 verspielt der Earl of Burnstead bei einer Pokerrunde in Paris seinen Butler Marmaduke Ruggles (Charles Laughton) an den amerikanischen Rancher Egbert Floud (Charles Ruggles). In Red Gap, Washington, erklärt Floud dem englischen Butler, dass Konventionen in Amerika ohne Bedeutung sind. Wegen Ruggles’ gewählter Ausdrucksweise wird er dort jedoch zunächst für einen Colonel der British Army gehalten und zur kurzzeitigen Society-Sensation. Von Flouds snobistischem Schwager auf eigene Faust gefeuert, rezitiert Ruggles zum Erstaunen aller im Saloon Anwesenden Abraham Lincolns „Gettysburg Address“ („all men are created equal“) und entscheidet sich, der erste seiner Familie zu sein, der den Beruf des Butlers niederlegt und sein Leben selbst bestimmt. RUGGLES OF RED GAP war neben MAKE WAY FOR TOMORROW und LOVE AFFAIR eines der drei Herzensprojekte, die Leo McCarey in den 30er Jahren realisieren konnte. In der gefühlsbetonten Komödie erhielt Charles Laughton erstmals Gelegenheit, sein komisches Talent auf der Leinwand zu zeigen und wurde für seine zurückgenommene Darstellung der Titelfigur ausgezeichnet.

MY FAVORITE WIFE (Garson Kanin, USA 1940, 15. & 22.12.) Der Anwalt Nick Arden (Cary Grant) lässt seine seit sieben Jahren verschollene Ehefrau Ellen (Irene Dunne) für tot erklären, um Bianca, die neue Frau an seiner Seite, heiraten zu können. Gerade als die frisch Vermählten zur Hochzeitsreise aufbrechen, kehrt die totgeglaubte Ellen zurück: „How was my funeral?“. Nach dem Schiffbruch einer Expedition konnte sie sich auf eine einsame Insel retten, wo sie erst jetzt entdeckt wurde. Die Wiedervereinigung von Ellen und Nick gestaltet sich allerdings kompliziert: Nick scheut sich, Bianca die Wahrheit zu sagen, die wiederum wegen seinem merkwürdigen Verhalten einen Nervenarzt einschaltet. Unterdessen stellt sich heraus, dass Ellen nicht die einzige Überlebende war und die sieben Jahre mit einem attraktiven „Adam“ (Randolph Scott) auf der Insel verbrachte, der seine „Eva“ nun heiraten möchte. Außerdem stellt die Lebensversicherung Nachforschungen an und Nick wird wegen Bigamie angeklagt. Leo McCarey sollte bei der comedy of remarriage, eine Weiterführung und Variation von THE AWFUL TRUTH, selbst Regie führen, musste aber aufgrund eines schweren Autounfalls an Garson Kanin abgeben. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus übernahm er die Montage des von ihm produzierten und als Ko-Autor geschriebenen Films.

ONCE UPON A HONEYMOON (USA 1942, 16. & 28.12.) Der amerikanische Radioreporter Patrick O’Toole (Cary Grant) versucht 1938 in Wien über die ehemalige Burlesque-Tänzerin Katie O’Hara (Ginger Rogers) an deren zukünftigen Ehemann Baron von Luber (Walter Slezaks Hollywood-Debüt) heranzukommen, um ihn als diplomatischen Wegbereiter für Hitlers Expansionspolitik zu enttarnen. Die Hochzeitsreise führt das von O’Toole verfolgte Brautpaar durch halb Europa; jedes Land, das sie bereisen, wird kurz darauf von der Wehrmacht besetzt. Zur Zeit der größten Machtausdehnung NS-Deutschlands bemühte sich Leo McCarey, seinen patriotischen Beitrag an der Heimatfront zu leisten, indem er Propaganda mit Screwball Comedy, Romantik und Agententhriller mischte – eine Gratwanderung, die auch kritische Stimmen nach sich zog. Höhepunkt des Films ist eine Sendung des NS-Rundfunks, in der O’Toole, der vermeintlich die Seiten gewechselt hat, live und mit „shpontanuity“ den eitlen Baron als „Nazi No. 5“ rühmt, dessen Aufstieg zum „Nazi No. 2“ nur eine Frage der Zeit sei.

MAKE WAY FOR TOMORROW (USA 1937, 20.12., Einführung: Esther Buss & 27.12.) In der Zeit der Great Depression verliert das ältere Ehepaar Lucy (Beulah Bondi) und Barkley Cooper (Victor Moore) ihr Haus durch eine Zwangsvollstreckung an die Bank. Da ihre fünf erwachsenen Kinder nicht genug Platz für beide Eltern haben, müssen sich Lucy und Barkley nach 50 gemeinsamen Jahren voneinander trennen. Leo McCareys persönlicher Lieblingsfilm, bei dem er für reduzierte Gage arbeitete, auf Stars verzichtete und sich gegen den Druck des Studiobosses einem fröhlicheren Ende widersetzte, wurde zum finanziellen Flop und kostete ihm den Vertrag mit Paramount. Die mit großer emotionaler Intensität erzählte Geschichte, die durch die Verbindung mit komischen Elementen jedoch nie ins Sentimentale abgleitet, inspirierte den Drehbuchautor Kogo Noda zu Tokyo monogatari (Yasujiro Ozu, 1953). Trotz der Bewunderung durch Regiekollegen wie Frank Capra, Delmer Daves („one of the greatest American films ever made, and one of the most egregiously overlooked“), John Ford, Ernst Lubitsch, Jean Renoir und Orson Welles geriet MAKE WAY FOR TOMORROW für lange Zeit in Vergessenheit und erfuhr erst in den letzten Jahren neue Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

GOOD SAM (USA 1948, 23. & 25.12.) Der Kaufhausangestellte Sam Clayton (Gary Cooper) ist der zeitgenössische gute Samariter: „He’s in love with the human race, animals, fish. He just can’t help helping people“. Sams Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit, Rücksicht, Geduld und Selbstlosigkeit werden jedoch von allen möglichen Schnorrern ausgenutzt, und seine Frau Lu (Ann Sheridan), die sich wünscht, er würde die Bedürfnisse der eigenen Familie mehr in den Vordergrund stellen, empfindet Sams Altruismus zunehmend als Problem: ein soft touch, zu weich, um es auf einen grünen Zweig zu bringen. Nach einigen dramatischen Wendungen und der Infragestellung, ob man sich Sams Verhalten in der heutigen Gesellschaft leisten könne, folgt am Weihnachtsabend die frohe Botschaft: „You can afford to be kind.“ GOOD SAM ist der Höhepunkt des Spätwerks von Leo McCarey. Mit dem autobiografisch motivierten Film ist ihm eine seltene Verbindung von Komik, Sentiment und herzwärmender Menschenfreundlichkeit geglückt.

GOING MY WAY (USA 1944, 25.12.) Der junge, unkonventionelle Pfarrer Chuck O’Malley (Bing Crosby) wird vom Bischof in die überschuldete Gemeinde St. Dominic’s in Manhattan geschickt, um den müde gewordenen traditionell-seriösen Father Fitzgibbon allmählich abzulösen. Doch dem titelgebenden eigenen Weg des Baseball spielenden, singenden und komponierenden O’Malley mit seinem Credo „Religion muss einem nicht die Freude nehmen, sondern kann einen der Zufriedenheit näherbringen“ kann der mürrische alte Priester, der sich nicht so leicht verdrängen lassen will, wenig abgewinnen. Leo McCarey traf im dritten Kriegsjahr der USA mit seiner warmherzigen „katholischen Komödie“ um einen Pfarrer, der es versteht, das Beste im Menschen zum Vorschein zu bringen, den richtigen Ton. GOING MY WAY gewann sieben Oscars und wurde einer seiner kommerziell erfolgreichsten Filme, der auf vielfachen Wunsch eine Fortsetzung nach sich zog: THE BELLS OF ST. MARY’S.

THE BELLS OF ST. MARY’S (USA 1945, 23. & 26.12.) Pater O’Malley (Bing Crosby) wird in die New Yorker St. Mary’s Kathedrale versetzt, der eine marode Klosterschule angeschlossen ist, auf deren Gelände der Geschäftsmann Bogardus (Henry Travers, vor allem als Schutzengel Clarence in Frank Capras It’s a Wonderful Life in Erinnerung) einen Parkplatz für sein benachbartes Bürogebäude errichten möchte. Durch die unterschiedlichen Vorstellungen über die Erziehung der Schüler zwischen der traditionsbewusst-konservativen Oberin der Schule, Schwester Mary Benedict (Ingrid Bergman), und dem eher pragmatisch orientierten O’Malley sind Spannungen vorprogrammiert. Die in der Weihnachtszeit spielende (und gestartete) ernste Komödie in religiösem Gewand übertraf sogar noch den enormen Erfolg des Vorgängers GOING MY WAY.

LOVE AFFAIR (USA 1939, 29. & 30.12.) Der berühmte französische Künstler Michel Marnet (Charles Boyer), zukünftiger Ehemann einer reichen amerikanischen Erbin, und Terry McKay (Irene Dunne), Nachtclubsängerin und Verlobte eines Öl-Magnaten, lernen sich auf dem Schiff nach New York kennen und lieben. Bei einem Zwischenstopp auf Madeira hilft ihnen Michels charismatische Großmutter, die dort in einem verwunschenen Anwesen lebt, ihre Gefühle füreinander zu akzeptieren. Kurz vor der Ankunft in New York, wo sie von ihren jeweiligen Partnern erwartet werden, vereinbaren sie, sich nach sechs Monaten auf dem Dach des Empire State Building wieder zu treffen – wenn sie sich ihrer Gefühle dann immer noch sicher sind. Die romantische Komödie mit melodramatischen Elementen – die nicht zuletzt dem moralischen Kodex des Hays Office geschuldet waren – zählte zu McCareys Lieblingsfilmen. 1957 drehte er ein Remake mit dem Titel AN AFFAIR TO REMEMBER.

AN AFFAIR TO REMEMBER (USA 1957, 26. & 29.12.) „Weil mindestens zwei Generationen junger Leute die erste Version nie hatten sehen können, hatte ich das Gefühl, dass ich die Geschichte noch einmal für sie erzählen sollte.“ 18 Jahre nach LOVE AFFAIR verfilmte McCarey die Geschichte um zwei anderweitig gebundene Menschen, die sich auf einem Transatlantikliner ineinander verlieben, erneut. Cary Grant übernahm die Rolle des Lebemanns mit künstlerischem Potential, Deborah Kerr die der Sängerin in dem um knapp 30 Minuten längeren, in Farbe und Cinemascope gedrehten Film. AN AFFAIR TO REMEMBER ist einer der seltenen Fälle eines geglückten Remakes und einer der wenigen erfolgreichen Filme Leo McCareys nach dem Krieg. (hjf)
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Filmfestival Locarno, Dank an Iria Lopez. Die Retrospektive in Locarno wurde kuratiert von Roberto Turigliatto.

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