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YOMEDDINE (A. B. Shawky, Ägypten 2018, 3.4., zu Gast: A. B. Shawky) Beshay ist nach dem Tod seiner Frau am Boden zerstört. Allein und ganz auf sich selbst gestellt beschließt er, sich endlich auf die Suche nach seiner Familie zu begeben. Er packt seine wenigen Habseligkeiten auf einen Eselskarren und verlässt die Lepra-Kolonie, in der er seit seiner Kindheit lebt. Der gewitzte nubische Waisenjunge Obama schließt sich ihm an, und gemeinsam brechen sie zu einer Reise ins Ungewisse auf. Denn obwohl Beshay längst geheilt ist, ist er von Narben entstellt. Zusammen trotzen die beiden Reisegefährten auf der Suche nach ihren Wurzeln und einer neuen Heimat allen Widrigkeiten. Das eindrücklich von Laiendarstellern gespielte Roadmovie wurde 2018 auf dem Filmfestival in Cannes uraufgeführt.

LES BIENHEUREUX (The Blessed, Sofia Djama, Frankreich/Belgien 2017, 4.4., zu Gast:  Sofia Djama) Algier, wenige Jahre nach Ende des Bürgerkriegs: In einem bürgerlichen Viertel wollen Amal (Nadia Kaci) und Samir (Sami Bouajila) ihren 20. Hochzeitstag feiern. Die Fahrt zum Restaurant wird zu einer ernüchternden Konfrontation mit der Realität für das Mittelklasse-Paar, das die politischen Ideale seiner Jugend verraten sieht. Unterdessen finden sich ihr Sohn Fahim und seine Freunde Feriel und Reda in einem von Ideologien und Gewalt zerfressenen nächtlichen Algier zwischen Popkultur, Drogen und Geschichte wieder. Sofia Djama schrieb auch das Drehbuch für ihren Debütfilm, der im Festival von Venedig uraufgeführt wurde.

LOOK AT ME (Néjib Belkadhi, Tunesien/Frankreich/Katar 2018, 4.4.) In Frankreich hat sich Lotfi (Nidhal Saadi) ein erfolgreiches Leben aufgebaut – er führt ein Haushaltswarengeschäft und seine schöne französische Frau ist schwanger. Als er einen Anruf seines Bruders aus Tunesien erhält, findet er sich in ein Leben zurückgeworfen, das er längst hinter sich wähnte. Völlig planlos muss er sich nun um seinen autistischen Sohn Youssef (Idryss Kharroubi) kümmern, zu dem er sieben Jahre lang keinen Kontakt hatte. Das Kind leidet unter dem Verlust der Mutter und verweigert jede Kommunikation. Hin- und hergerissen zwischen Machismo und seinem Wunsch, eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen, entdeckt Lotfi sich selbst neu als Vater und Mensch.

CHAOS (Sara Fattahi, Österreich/Syrien/Libanon/Katar 2018, 5.4., zu Gast: Sara Fattahi) Sara Fattahis zweiter Langfilm ist eine poetische Reflexion über Exil, Kunst und Schmerz, die sich elliptisch den Geschichten dreier syrischer Frauen annähert, deren Leben durch den Bürgerkrieg in Syrien aus den Angeln gehoben wurde. Eine Mutter isoliert sich nach der Ermordung ihres Sohnes in ihrer Wohnung in Damaskus. Eine andere Frau flüchtet nach Schweden, wo sie ihre Traumata und Ängste in Collagen verarbeitet. Die Dritte ist die Filmemacherin selbst, die darum ringt, in der Fremde ihren Platz zu finden und mit Ingeborg Bachmann in einen unmöglichen Dialog über Krieg und Frieden tritt.

ZAGROS (Sahim Omar Khalifa, Belgien 2017, 5.4., zu Gast: Sahim Omar Khalifa) Als Havin (Halima Ilter), die schwangere Frau des Schafhirten Zagros (Feyyaz Duman), von einigen Dorfbewohnern des Ehebruchs bezichtigt wird, verlässt sie die kurdischen Berge und flieht mit ihrer Tochter zu Verwandten nach Brüssel. Von ihrer Unschuld überzeugt, bricht Zagros mit seiner traditionellen Familie und folgt ihr. In Belgien hofft er auf ein neues Leben mit Frau und Tochter, doch bald schleichen sich Zweifel und Eifersucht in sein Herz. Das Psychogramm eines verunsicherten Mannes wurde auf dem Genter Filmfestival als bester Film ausgezeichnet und ist das Langfilmdebüt des im Irak geborenen kurdischen Regisseurs.

Wir zeigen die im „lab/p 3 – poetry in motion“ entstandenen Kurzfilme als Premiere (TRAUMASÄUME, DÜNENMEER, GESICHTERBRENNEN, THE RIGHT TO FALL APART, SKY, SEA, 6.4., zu Gast: die Regisseur*innen und Autor*innen). Die experimentellen Kurzfilme wurden von Autor*innen und  Filmemacher*innen aus Ägypten und Deutschland entwickelt. Produziert von OSTPOL e.V., Leipzig und Fig Leaf Studios, Alexandria, sind sie Diskurs über Identität und spannender Einblick in Filmästhetik sowie zeitgenössische Lyrik beider Länder. Mit Unterstützung von Mitteldeutsche Medienförderung, Goethe-Institut Alexandria, Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. In Kooperation mit ALFILM – Arabisches Filmfestival Berlin, Bauhaus Universität Weimar, Deutsches Literaturinstitut/Leipzig Universität und Poetryfilm Kanal Weimar.

SAMOUNI ROAD (Stefano Savona, Frankreich/Italien 2018, 6.4., zu Gast:  Stefano Savona) Wie soll man die eigene Geschichte erzählen? Das Mädchen Amal ist keine gute Erzählerin, behauptet sie. Dennoch führt sie uns durch die Geschichte ihrer Familie. Die Samounis leben seit Generationen in den Außenbezirken von Gaza-Stadt, wo sie weite Ländereien bewirtschafteten. Während der Operation „Cast Lead“ 2008/09 wurden 29 Mitglieder der Familie durch eine israelische Militäreinheit getötet, die Häuser und Felder der Samounis zerstört. Amal selbst wurde ebenfalls zunächst für tot gehalten. Es folgt der mühsame Kampf um den Wiederaufbau nicht nur der eigenen Existenz, sondern auch um die Erinnerung und die eigene Geschichte. In zurückhaltenden Beobachtungen und eindringlichen Animationen macht Savona das Trauma einer Familie deutlich, der Ungeheuerliches geschah.

THE SWING (Cyril Aris, Libanon 2018, 7.4., zu Gast: Cyril Aris) Das Leben von Antoine hängt am seidenen Faden. An seinem 90. Geburtstag versammelt sich die gesamte Familie, um den eloquenten und lebenslustigen Patriarchen zu feiern. Doch nichts wünscht sich Antoine mehr, als seine geliebte Tochter wieder zu sehen, die er seit Monaten auf Reisen in Südamerika glaubt. Denn keiner der Anwesenden wagt es, dem geschwächten Herzen Antoines die furchtbare Wahrheit zuzumuten. Ehefrau Viviane an seiner Seite muss den eigenen Gram hinter einem Lächeln und belanglosem Smalltalk verbergen. Der feinfühlige Debütfilm erkundet die Mechanismen einer Familie und Gesellschaft, die sich aus Furcht vor größerem Schmerz nicht gestattet zu trauern.

ERASED,__ASCENT OF THE INVISIBLE (Ghassan Halwani, Libanon 2018, 7.4., zu Gast: Vartan Avakian) Vor 35 Jahren wurde in Beirut ein Mann entführt und ist seitdem verschwunden. Vor zehn Jahren tauchte sein Gesicht auf der Straße wieder auf, doch war es wirklich derselbe Mann? Regisseur Halwani begibt sich in seinem Debütfilm mit verschiedenen künstlerischen und investigativen Mitteln auf eine forensische Spurensuche und legt an Wänden, Dokumenten und in der städtischen Architektur Schicht für Schicht die dunkelsten Kapitel der libanesischen Geschichte frei. Auf der Suche nach dem Entführten von damals, dessen Anblick ihn bis heute verfolgt, findet er die Geister von anderen „Verschwundenen“ und stellt Fragen nach Wahrheit und Aufarbeitung heute.

EXT.NIGHT (Ahmad Abdalla, Ägypten/VAE 2018, 8.4., zu Gast: Ahmad Abdalla) Der aufstrebende junge Regisseur Moe (Karim Kassem) steckt in einer existentiellen Krise – sein Film ist unterfinanziert, seine Freunde werden verhaftet, seine Herzensprojekte lassen sich nicht realisieren. Eine Taxifahrt durch Kairo wird für ihn zum Augenöffner und er lernt eine andere Seite der Stadt kennen. Zusammen mit der schlagfertigen Prostituierten Toutou (Mona Hala) und dem cholerischen Taxifahrer Mostafa (Sherif El Desouky) gelingt es ihm, aus seiner Blase auszubrechen, auch wenn er zunächst hart auf dem Asphalt des nächtlichen Molochs landet.

ALFILM Shorts (A WEDDING DAY, SON OF A DANCER, SHEIKH’S WATERMELONS, THE CROSSING, I SIGNED THE PETITION, YASMINA, 8.4., zu Gast: Ameen Nayfeh) In ihrer Vielfalt an Genres, Ländern und Milieus zeigen die Kurzfilme die Ambivalenzen des Lebens im Alltag und von Grenz-situationen, und die Fragilität von politischen und existentiellen Sicherheiten.

PANOPTIC (Rana Eid, Libanon 2017, 9.4., zu Gast: Rana Eid) Das Regiedebüt der Sounddesignerin Rana Eid ist eine Reise ins Herz der Finsternis Beiruts – eine audiovisuelle Erkundung extremer Gegensätze zwischen Geschichte und Moderne, glitzernder Oberfläche und Unterwelt. Ein Brief an den verstorbenen Vater ist der Versuch, sich mit der Vergangenheit und den eigenen psychosomatischen Auswirkungen der schizophrenen Geschichte des Landes auszusöhnen. Aus Untergrundgefängnissen, Bunkern und versteckten Gebetsräumen dringt der babylonische Klang von dissonanten Erzählungen an die Oberfläche, in die der Brief einer Filmemacherin Ordnung zu bringen versucht.

SOFIA (Meryem Benm’barek, Frankreich/Katar 2018, 9.4.) Unbemerkt von ihrer Familie, die kurz vor dem Abschluss eines wichtigen Geschäfts steht, das ihren sozialen Status sichern soll, findet sich die junge Sofia in Geburtswehen. Sie selbst hat die Schwangerschaft verdrängt, und nur Cousine Lena steht ihr bei der unausweichlichen Vertuschungsaktion bei, denn die marokkanischen Gesetze sehen eine Haftstrafe für außereheliche sexuelle Beziehungen vor. Bevor der Skandal öffentlich wird und die Reputation von Sofias Familie gefährden kann, muss nun der Vater des Babys gefunden und zur Hochzeit überredet werden. Benm’bareks Debütfilm wirft ein hartes Licht auf die sozialen und ökonomischen Lebensumstände junger Frauen und Männer im heutigen Marokko. (cj)

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