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WORKINGMAN’S DEATH (Michael Glawogger, D/Österreich 2005, 1.12.) Körperliche Schwerstarbeit unter extremen Bedingungen im 21. Jahrhundert an verschiedenen Orten rund um den Erdball zeigt Michael Glawoggers beobachtender Dokumentarfilm: in einer illegalen Kohlenmine in der Ukraine, beim Schwefelabbau in Indonesien, in einem Schlachthof in Nigeria, in -einer Stahlmine in China, auf einer Werft in Pakistan, wo Männer auf der Suche nach wiederverwendbaren Rohstoffen alte Tankschiffe zerlegen. Ein Epilog führt ins Ruhrgebiet, wo aus riesigen Industriegebieten Freizeitanlagen wurden und der menschliche Körper in der Arbeitswelt kaum mehr ein Faktor ist. Free Jazz von John Zorn sowie ein atmosphärisches Sounddesign begleiten die wuchtigen Bilder von elementarer Kraft.

INVASION OF THE BODY SNATCHERS (Don Siegel, USA 1956, 5. & 9.12.) Der junge Arzt Dr. Bennell sieht sich bei seiner Rückkehr in die kalifornische Kleinstadt Santa Mira mit einem merkwürdigen Phänomen konfrontiert. Über Nacht erkennen Kinder ihre Mütter und Ehefrauen ihre Männer nicht mehr, obwohl sie sich äußerlich nicht verändert haben. Bennell entdeckt, dass aus rätselhaften außerirdischen Samenkapseln gefühllose Wesen entstehen, die sich der Körper von Menschen bemächtigen und deren Persönlichkeit zerstören. Don Siegel inszenierte den Sciencefiction-Klassiker mit einem Minimum an Effekten und schauspielerischem und psychologischem Aufwand: Ein paar sparsame Bewegungen, Blicke, Gesten genügen, und man ist überzeugt, ein Mensch hätte seine Persönlichkeit ausgetauscht.

BEAU TRAVAIL (Claire Denis, F 1999, 6. & 25.12.) Eine im Rückblick erzählte Geschichte aus der Fremdenlegion als Aneinanderreihung flirrender Szenen, frei inspiriert von Melvilles „Billy Budd“, unterlegt mit Passagen aus Brittens gleichnamiger Oper und einem Song von Neil Young. Auf einem abgelegenen Außenposten am Horn von Afrika: Galoup (Denis Lavant) empfindet den neuen Rekruten als Konkurrenten um die Gunst des Kommandanten und beschließt, ihn aus dem Weg zu räumen. Schöne Arbeit – der Titel verweist auf die leitmotivisch wiederkehrenden Bilder der Arbeit der Fremdenlegionäre an ihren Körpern: In einer Mischung aus Drill und Eleganz absolvieren sie ihr Training – einsame Fremdkörper in der afrikanischen Wüstenlandschaft, gefangen in ihrem eigenen Leben.

FREAKS (Tod Browning, USA 1932, 8. & 17.12.) Kleinwüchsige, siamesische Zwillinge, lebende Torsi – Brownings Horrormelodram kreist um eine verschworene Gruppe physisch Beeinträchtigter, die als Jahrmarktsattraktionen ausgestellt und von ihren „normalgestaltigen“ Zirkuskollegen ausgenutzt und betrogen werden. Als skandalös empfand das zeitgenössische Publikum, wie unumwunden die körperliche Versehrtheit der „Freaks“ dargestellt, ihr Alltagsleben, ihre Sehnsucht nach Liebe und Leidenschaft inszeniert wurden – kurz nach der Premiere begann eine 30-jährige Zensurgeschichte des Films.

IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN (Rainer Werner Fassbinder, BRD 1978, 10. & 23.12.) Einen Körper als vernarbten Kampfplatz des Lebens entwirft RWF in der oft als sein persönlichstes Filmmelodram bezeichneten Geschichte des/der Transsexuellen Elwira/Erwin, die/der nach einer düsteren Kindheit im Kloster und glücklosen Erwachsenenzeit als Metzger in Casablanca eine Geschlechtsumwandlung vom Mann zur Frau vornehmen lässt. 19 Szenen oder besser gesagt Leidensstationen konstituieren die letzten fünf Lebenstage der/s Protagonistin/en, 19 Fragmente des Unglücks, der Zurückweisung, der Krise, die sich in einen zunehmend versehrten Körper einschreiben.

DJEVUSCHKA S KOROBKOJ (Das Mädchen mit der Hutschachtel, Boris Barnet, UdSSR 1927, 19.12., am Klavier: Eunice Martins) Boris Barnets Mix aus Slapstick, Romantik, Melancholie und Ekstase dreht sich um eine junge Modistin, die in einem Moskauer Vorort wohnt und in einem Hutgeschäft im Zentrum der Stadt arbeitet. Um einem armen Studenten aus seiner Wohnungsnot zu helfen, geht sie eine Scheinehe ein. Schließlich gewinnt das Lotterielos, das ihre Chefin ihr anstelle einer Bezahlung aufgedrängt hat, den Hauptpreis, womit eine Kaskade von turbulenten Ereignissen in Gang gesetzt wird. Ein Film voller Charme, mit einer vom Körperlichen ausgehenden Situationskomik und inspiriert vom amerikanischen Slapstick.

THE TERMINATOR (James Cameron, USA 1984, 20. & 30.12.) Ein Android (Arnold Schwarzenegger) aus dem Jahr 2029 wird ins Los Angeles des Jahres 1984 entsandt, um eine Frau (Linda Hamilton) zu töten, bevor sie ihren Sohn gebären kann, der in der Zukunft den Widerstand der Menschen gegen die Herrschaft der Maschinen führen wird. Mit sieben Mr.-Olympia- und fünf Mr.-Universum-Titeln hatte der erfolgreichste Bodybuilder seiner Zeit alles in seinem Sport erreicht und startete 1982 mit Conan the Barbarian eine Schauspielkarriere. Die Rolle des Cyborgs mit einem Körper aus menschlichem Gewebe und einem Metallskelett beförderte Arnold Schwarzeneggers Aufstieg in Hollywood unerwartet nachhaltig. Dem außergewöhnlich erfolgreichen Film folgten bis heute fünf Fortsetzungen und eine Fernsehserie. Von den 17 gesprochenen Sätzen des Terminators wurde einer sogar auf Platz 37 der berühmtesten Filmzitate gewählt: „I’ll be back.“

STORMY WEATHER (Andrew L. Stone, USA 1943, 22. & 28.12.) Bei einem Fest, das 1918 für die aus dem Weltkrieg heimkehrenden afroamerikanischen US-Soldaten gegeben wird, entdeckt die Sängerin Selina Rogers (Lena Horne) die tänzerische Begabung des Soldaten Bill Williamson (Bill Robinson) und verliebt sich in ihn. Der an die Biografie des bekanntesten afroamerikanischen Entertainers der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angelehnte Plot um Bill „Bojangles“ Robinson verbindet über einen Zeitraum von 25 Jahren eine rasante Abfolge afroamerikanischer Musiknummern der jeweiligen Zeit. STORMY WEATHER, ein Musical ausschließlich mit schwarzen Tänzern, Sängern und Darstellern, versammelt die Top Black Artists des Landes und begeistert durch viel Drive, die mitreißende Energie der Musik und der bunten Tanzszenen (in einem Schwarzweißfilm). Fred Astaire bezeichnete das artistische Finale der Nicholas Brothers zu Cab Calloways „Jumpin’ Jive“ als beste Filmmusical-Szene überhaupt.

MEET ME IN ST. LOUIS (Vincente Minnelli, USA 1944, 23. & 25.12.) Vincente Minnellis erstes Meisterwerk begleitet die Familie Smith durch die Jahreszeiten Sommer, Herbst, Winter und Frühling 1903/04, während man in St. Louis auf die Eröffnung der Weltausstellung wartet und sich die 17-jährige Tochter Esther (Judy Garland) in einen Jungen aus der Nachbarschaft verliebt. Vincente Minnellis Familienfilm mit seiner berauschenden Farbfotografie, einer gelungenen Mischung aus Nostalgie und humorvoller Distanziertheit, integrierte die Gesangs- und Tanznummern auf damals neuartige Weise in den Plot.

SINGIN’ IN THE RAIN (Stanley Donen, Gene Kelly, USA 1952, 26. & 30.12.) Hollywood 1927. Während die Stummfilmdiva Lina Lamont sich wegen ihrer unvorteilhaften Stimme mit dem Übergang zum Tonfilm schwer tut, ermöglicht dieser den Freunden Don Lockwood und Cosmo Brown (Gene Kelly und Donald O’Connor) ganz neue Karrieremöglichkeiten. Don wandelt sich zum Tanz- und Gesangsstar, Cosmo avanciert vom Pianisten zum Leiter der Musikabteilung. Das wohl berühmteste Filmmusical ist gleichzeitig eine Anthologie des Genres. Die Tanznummern sind häufig als Hommage an Meilensteine des Musicalfilms angelegt. Cyd Charisse schrieb mit einer stummen Rolle als geheimer Tagtraum Gene Kellys in -Gestalt eines 20er-Jahre-Vamps mit Louise-Brooks-Haarschnitt im „Broadway Melody Ballet“ Filmgeschichte. „I like to dance, singt Gene Kelly. Was das heißt, vermittelt dieses Musical so total, dass einem als Zuschauer der härteste Kinostuhl zum fliegenden Teppich wird.“ (Frieda Grafe)

FRANKENSTEIN (James Whale, USA 1931, 27. & 29.12.) Der junge Wissenschaftler Dr. Henry Frankenstein (Colin Clive) versucht im Deutschland des 19. Jahrhunderts aus Leichenteilen einen lebendigen Körper zu erschaffen. Durch die Verwendung des Gehirns eines frisch gehenkten Verbrechers kreiert er jedoch statt des ihm vorschwebenden idealen Menschen ein amoklaufendes Monster (Boris Karloff). James Whales Klassiker nach Mary Shelleys Roman von 1818, formal vom expressionistischen deutschen Kino inspiriert, zog eine Reihe von Fortsetzungen und eine Welle von Horrorfilmen nach sich. (hjf/mg)

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