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Der Kalte Krieg wird im Kino oft im Kontext von Spionage und Action präsentiert. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Von Kairo nach Karl-Marx-Stadt: Studieren im Kalten Krieg“ des Orient-Instituts Beirut zeigt das Arsenal ein Programm mit Filmen, deren aus verschiedenen nordafrikanischen Ländern stammende Regisseure im „Ostblock“ studiert haben und persönliche und soziale Verhältnisse unter den Bedingungen des Widerstreits der Ideologien thematisieren. Die Beziehungen zwischen dem Globalen Süden und den beiden Machtblöcken des Kalten Krieges wurden auch durch Blockfreiheit, Anti- und Postkolonialismus, Befreiungskämpfe und eigene Interpretationen von Sozialismus und Kommunismus geprägt – Themen, die im Kontext des Kalten Krieges sonst oft zu kurz kommen.

AHDATH SANAWAT AL-DJAMR(Chronicle of the Years of Embers, Mohammed Lakhdar-Hamina, Algerien 1975, 11.10., Einführung: Birgit Schäbler) Mohammed Lakhdar-Hamina studierte Ende der 50er Jahre ein Jahr an der Fakultät für Film und Fernsehen der Akademie der Musischen Künste (FAMU) in Prag – im Auftrag der Nationalen Befreiungsfront FLN, die für die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich kämpfte. Mit AHDATH SANAWAT AL-DJAMR hat er 1975 ein zentrales Werk des algerischen Kinos geschaffen. Der verarmte Bauer Ahmed verlässt sein Dorf, um in der Stadt ein besseres Leben zu suchen. Er lernt den irrwitzigen Visionär Milhoud kennen, kämpft im Zweiten Weltkrieg und wird mit Elend und kolonialer Ungerechtigkeit konfrontiert. Das Epos von großer visueller Kraft spannt einen Bogen von 1939 bis 1954 und zeigt anhand ausgewählter historischer Ereignisse, dass der Beginn des Algerienkrieges 1954 die Kulmination eines langen Freiheitskampfes war, welcher bereits mit der Landung der Franzosen im Jahr 1830 begonnen hatte.

Ein Kurzfilmprogramm am 12.10. versammelt Arbeiten, die Mitglieder der 1989 gegründeten Sudanese Film Group während ihrer Ausbildung im Ausland produziert haben. JAGDPARTIE (Hunting Party, DDR 1964), der Abschlussfilm von Ibrahim Shaddad an der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg, ist eine Abhandlung über Rassismus. In einem Wald in Brandenburg gedreht, erzählt er im Western-Look von der Jagd auf einen Schwarzen. Suliman Elnour studierte am Moskauer Gerassimow-Institut für Kinematografie (WGIK). In AFRIKA, DŽUNGLI, BARABAN I REVOLJUCIJA (Africa, The Jungle, Drums and Revolution, UdSSR 1977) widmet er sich Vorstellungen von Afrika in der sowjetischen Gesellschaft anhand von Archivmaterial, Kinderzeichnungen und Interviews mit Passanten auf den Straßen Moskaus. Sein Abschlussfilm WA LAKIN ALARDH TADUR (It Still Rotates, UdSSR 1978) führte ihn in die Demokratische Volksrepublik Jemen, wo er den Alltag in einer in der Wüste gelegenen Schule schildert. Die fundamentale Bedeutung von Bildung beim Aufbau des Staates nach der britischen Kolonialherrschaft kollidiert mit der traditionell für Beduinen-Mädchen vorgesehenen Rolle.

AL NIL WAL HAYA (Once Upon a Time … The Nile, Youssef Chahine, Ägypten/UdSSR 1969, 12.10., Einführung in englischer Sprache: Ala al-Hamarneh) In den frühen 60er Jahren bat der ägyptische Präsident Nasser Youssef Chahine, aus seinem zeitweiligen Exil im Libanon in die gerade gegründete Vereinigte Arabische Republik (VAR) zurückzukehren. Er wurde mit der ersten Koproduktion zwischen der VAR und der UdSSR beauftragt: ein 70-mm-Spielfilm in Farbe über den Bau des Assuan-Staudamms. Die von Chahine 1968 fertiggestellte erste Version dieses Großprojekts wurde von beiden Ländern abgelehnt. Erst nach erheblichen Änderungen konnte der Film schließlich 1972 veröffentlicht werden. Später brachte Chahine die ursprüngliche Fassung heraus, nunmehr im 35-mm-Format. „Als Verherrlichung ägyptisch-sowjetischer Kooperation gedacht, deren Symbol der Staudamm von Assuan ist, verwandelt sich der Film unter dem Einfluss Chahines zu einer Hymne auf den Menschen, die Freundschaft und Aufrichtigkeit.“ (Magda Wassef) (bik)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Orient-Institut Beirut. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

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