Keine andere Schauspielerin beherrschte die Kunst des Lächelns wie Setsuko Hara (1920–2015), die als gefeierter Star und bewundertes Idol zu den herausragenden Darstellerinnen des japanischen Kinos der 40er und 50er Jahre gehört. Ihr strahlendes Lächeln flutet ganze Szenen und unterwandert hin und wieder vorsichtig kokett und ironisch etwaige an sie gestellte Erwartungen. Zum beeindruckenden Spektrum ihres Lächelns zählen jedoch auch dessen dunklere Schattierungen: nämlich Haras feines, würdevoll-melancholisches Lächeln, mit dem sie Enttäuschungen auffängt, emotionale Untiefen überbrückt oder ernüchternde Lebenserkenntnisse flankiert. Hier verdichtet sich nicht nur ihr ausdrucksstarkes, gleichzeitig zurückgenommenes, immer präzises Spiel, sondern es blitzt für einen Moment die Essenz der Filme auf – oftmals sind es Alltagsstudien, Nachkriegsdramen, Geschichten, die um das Aufbrechen familiärer Strukturen kreisen oder um das Scheitern von Ehen. Immer wieder lotet sie in ihren Rollen den schmalen Grat zwischen gesellschaftlicher Erwartung und persönlicher Neigung im Japan der Nachkriegszeit aus und versucht, die Eigenständigkeit ihrer Figuren zu behaupten – nicht selten mit einem Lächeln.
Zwischen 1935 – ihr Schwager verschaffte ihr im zarten Alter von 15 Jahren die erste Rolle – und 1962 hat Setsuko Hara in über 100 Filmen gespielt, von denen vor allem die in der kreativen Partnerschaft mit Yasujiro Ozu entstandenen Arbeiten von BANSHUN (Später Frühling, 1949) bis KOHAYAGAWA KE NO AKI (Early Autumn, 1961) bekannt sind. Wir freuen uns, vier Filme aus dieser Zusammenarbeit zu präsentieren, darüber hinaus jedoch den Blick auf die im vergangenen September verstorbene große Schauspielerin erweitern zu können und sie in selten zu sehenden Filmen von Mikio Naruse, Keisuke Kinoshita, Akira Kurosawa, Kozaburo Yoshimura sowie in einer deutsch-japanischen Koproduktion von Arnold Fanck zu zeigen.