Als im Forum 2015 der Caligari-Preis an Kidlat Tahimiks BALIKBAYAN #1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III (RP 2015, 6. & 20.3.) vergeben wurde, hatte die Jury "einen energetischen Kometen des 'Dritten Kinos'" gesehen, "der nach fast 40 Jahren Produktionszeit in die Gegenwart eingeschlagen ist." Kidlat Tahimik versetzt sich ins 16. Jahrhundert, schlüpft in die Rolle von Enrique de Malacca, des Leibsklaven von Ferdinand Magellan, und stellt fest, dass nicht der portugiesische Seefahrer der erste Weltumsegler war, sondern sein Diener, dessen Geschichte freilich rasch wieder vergessen wurde. BALIKBAYAN #1 erzählt aber auch die abenteuerliche Odyssee des Filmemachers Kidlat Tahimik auf dem Weg zur Fertigstellung eines Films, den er schon 1982 zum "eternal work in progress" erklärt hatte. In Berlin schloss sich mit BALIKBAYAN #1 noch ein anderer Kreis. Der "leise Blitz" – so die Übersetzung des Künstlernamens Kidlat Tahimik – aus den Philippinen war vor fast 40 Jahren schon einmal im Forum eingeschlagen. Sein Debütfilm DER PARFÜMIERTE ALPTRAUM (RP/F/BRD 1977, 1. & 15.3.) erzählt die grandiose Geschichte eines philippinischen Jeepney-Fahrers, der von einem Flug zum Mond träumt und dem auf einer Europareise klar wird, dass er den falschen Vorbildern nachläuft. DER PARFÜMIERTE ALPTRAUM avancierte zum Kultfilm des postkolonialen Kinos und wurde für Kidlat Tahimik zum Vehikel, das auch ihn um die Welt trug und es ihm ermöglichte, weiter Filme zu machen.
Aber obwohl Tahimik als Pionier des unabhängigen philippinischen Kinos gilt, sind seine übrigen Filme selbst Experten nur gerüchteweise bekannt. Diese Rezeptionslücke endlich zu schließen, war der Antrieb für Kosmos und Alptraum: Die Filme von Kidlat Tahimik. Die erste vollständige Retrospektive stellt einen unbeugsamen Rebellen des Kinos vor, der abseits konventioneller Produktionswege ein schillerndes und einzigartiges Werk geschaffen hat. Kidlat Tahimik, dessen "post-screening appearances" legendär sind, wird vom 1. bis 12. März anwesend sein. Um für das Werk dieses kinematografischen Weltbürgers einen Kontext aufzumachen, bereichert das Programm eine Mini-Retrospektive des philippinischen Kinos sowie eine assoziative Auswahl internationaler Filme, zu denen Spuren aus dem Werk führen oder hier gelegt werden. Die ausgewählten philippinischen Klassiker waren zum Teil noch nie in Deutschland zu sehen und werden mehrheitlich in kürzlich restaurierten Fassungen gezeigt. http://kidlattahimik.de/