Filme machen, um das Leben besser verstehen zu können: Das ist der Ansatz des 1944 geborenen Dänen Nils Malmros, der in über vier Jahrzehnten ein sehr persönliches, autobiografisch grundiertes Werk geschaffen hat. Truffauts Jules et Jim war ein Schlüsselerlebnis in seinem Leben und brachte den Autodidakten (der eigentlich ausgebildeter Mediziner ist) zum Filmemachen. Seit seinem selbst finanzierten und nicht mehr öffentlich aufgeführten Debüt 1968 hat Malmros zehn abendfüllende Filme gedreht, die trotz zahlreicher internationaler Festivalpremieren außerhalb seiner Heimat nie bekannt wurden. Ausgehend vom eigenen Erleben und dem ihm Nahestehender, verarbeitet Malmros immer wieder ähnliche Themen. Kindheit und Jugend, das Entdecken der ersten, meist unerfüllten Liebe und der aufkommenden Sexualität, ungestillte Sehnsucht, Eifersucht, die Sorgen und Nöte des Erwachsenwerdens: Eine ganze Palette von Emotionen und menschlichen Verhaltensweisen werden von Malmros mit subtiler Anteilnahme beschrieben. Immer wieder kehrt er zu Motiven, Schauspielern, Personen zurück, in den späteren Arbeiten kommt auch das Filmemachen als elementarer Bestandteil seines Lebens hinzu. Die meisten seiner Filme spielen in seiner Heimatstadt Århus, wo er bis heute lebt. Seine Protagonisten kommen in der Regel aus geordneten, bürgerlich-liberalen Verhältnissen, die Geschichten, die er erzählt, sind alltäglich und unspektakulär. Es ist ein leises, unaufgeregtes Kino, dessen Größe und Schönheit sich dafür umso nachdrücklicher entfaltet und sich vor allem dann erschließt, wenn man die Filme in ihrer Gesamtheit sieht. Nie hat sich Malmros irgendwelchen Schulen angeschlossen, er wirkt in seiner Eigenständigkeit wie aus der Zeit gefallen und ist dabei völlig zeitlos. Die Abwesenheit alles Reißerischen zeigt sich auch in seinem letzten Film SORROW AND JOY (2013), in dem er seine Lebenstragödie verarbeitet – die Tötung der kleinen Tochter durch die psychisch kranke Ehefrau – und der wie alle seine Filme zart und leise vom Wesen der Liebe berichtet.
Wir zeigen alle zehn abendfüllenden Filme von Nils Malmros und freuen uns, ihn an vier Abenden persönlich im Arsenal begrüßen zu können.