Flüchtlinge machen sich jedes Jahr auf den Weg nach Europa. In überfüllten und oftmals kaum seetauglichen Booten versuchen sie den Weg über das Meer zurückzulegen; unzählige Menschen sterben bei der gefährlichen Passage. Die EU schottet derweil ihre Grenzen immer effektiver ab. Technologisch hoch gerüstet überwacht Europa mit Hilfe des Eurosur-Programms den Mittelmeerraum mit Drohnen und Satelliten – der Grenzschutz wird weiter ausgebaut und teilweise bis nach Nordafrika verlagert.
Obwohl die Tragödien gesunkener Flüchtlingsschiffe wie dem vor Lampedusa im Oktober 2013 zumindest kurzzeitig die Schlagzeilen bestimmen und ins Bewusstsein dringen, bleiben politische Antworten und humane Lösungen aus. Von einer nennenswerten Reform der EU-Flüchtlingspolitik, die Schutzverantwortung und Menschenrechte in den Mittelpunkt stellt, ist der "Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts" weit entfernt. Wir brauchen Bilder, die jenseits des Meeres anfangen; Einblicke in die Fliehkräfte bewaffneter Konflikte, in die Orte des Transits und in die Schicksalsgemeinschaften, die entstehen. Erzählungen, die von Europas vorgelagerten Grenzen berichten und danach fragen, warum Menschen aufbrechen, um diese Grenzen zu durchbrechen. Filme über Menschen, Ziele und Hoffnungen, über Lebensrealitäten in den europäischen Städten, über Heldinnen und Helden des eintönigen Alltags und über Flüge, die in Handschellen angetreten werden. Mit den Filmtagen über Flucht und Migration vom 6. bis 9. Oktober im Kino Arsenal und einer Podiumsdiskussion über eine humane europäische Flüchtlingspolitik am 9. Oktober in der Heinrich-Böll-Stiftung bietet die Heinrich-Böll-Stiftung differenzierte Blicke auf die Realitäten und Räume diesseits und jenseits des gemeinsamen Meeres.