Filmemacher, Schriftsteller, Lyriker, Theater-regisseur, Essayist, Maler, Schauspieler – Pier Paolo Pasolini (1922–1975) gehört zu den vielseitigsten, einflussreichsten und radikalsten Künstlern und Intellektuellen des 20. Jahr-hun-derts. Seine Filme, Romane und Essays haben im Nachkriegseuropa Zäsuren und Maßstäbe gesetzt, provoziert und polarisiert, Skandale und Kontroversen ausgelöst, gesellschaftliche Diskussionen initiiert. Seine Werke sind mittlerweile in die Film- bzw. Literaturgeschichte eingegangen, ohne sich dabei in ein Schema pressen zu lassen. Pier Paolo Pasolini war und ist ein Singulär, bewegte sich zeitlebens außerhalb von künstlerischen, politischen oder gesellschaftlichen Konventionen, war widersprüchlich, kompromisslos, kämpferisch und ungeheuer produktiv: Zwischen seinem bahnbrechendem Debüt ACCATTONE (1961) und seinem gewaltsamen Tod Ende 1975, kurz nach Fertigstellung seines letzten Films SALÒ, drehte Pasolini in rascher Folge über 20 Spiel- und Dokumentarfilme unterschiedlichster Form und Länge. In seinen Filmen widmete er sich immer wieder den Randzonen der Gesellschaft, dem Subproletariat, bearbeitete griechische Mythen ebenso wie das Matthäus-Evangelium, thematisierte Sexualität und Tod, Katholizismus und Marxismus; sein Denken kreiste um philosophische, politische oder soziale Fragen. Härte und Zartheit, Monumentalität und Kargheit, Dokumentarisches und Mythisches, unterschiedliche Zeitebenen, Stile, Einflüsse finden in seinem "Kino der Poesie" auf beeindruckende, unverwechselbare Weise zusammen. Die Stadt Rom spielt in zahlreichen Filmen, aber auch in Pasolinis Leben eine entscheidende Rolle. Dieser Verflechtung geht eine umfangreiche Ausstellung im Martin-Gropius-Bau nach, die unter dem Titel "Pasolini Roma" vom 11.9. bis Anfang nächsten Jahres zu sehen sein wird und in deren Zusammenhang wir im September und Oktober in kompakter Weise eine vollständige Retrospektive der Filme von Pier Paolo Pasolini im Arsenal präsentieren können.