Howard Hawks (1896–1977) zählt zu den großen Regisseuren des klassischen Hollywoodkinos. Er gilt als Inbegriff des "Hollywood Professional", der erzählerisch effizient und inszenatorisch hochversiert temporeiche, komische und spannende Unterhaltung geschaffen hat. Sein Werk, gedreht zwischen 1926 und 1970, umfasst nahezu alle Genres seiner Zeit – Komödie, Western, Musical, Kriegs-, Abenteuer- und Gangsterfilm. Wir zeigen bis Ende Januar eine 20 Filme umfassende Retrospektive, die neben berühmten Klassikern auch weniger bekannte Entdeckungen präsentiert.
Hawks begann nach einem Ingenieur- und Architekturstudium als Hilfsrequisiteur in der Filmindustrie und avancierte in einer Bilderbuchkarriere innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten Filmemacher Hollywoods. Fast alle Hawks-Filme wurden kommerzielle Erfolge, ein Umstand, der es ihm erlaubte, bereits zu Beginn der Tonfilm-Ära Anfang der 30er Jahre so frei und unabhängig innerhalb des Studiosystems zu arbeiten wie kaum ein anderer Hollywood-Regisseur. Hawks produzierte die meisten seiner Filme selbst, wirkte fast immer (in der Regel ungenannt) am Drehbuch mit und schloss Verträge nur für einen Film, ohne sich an eines der Studios zu binden. Während die Geradlinigkeit und Effizienz seiner Erzählungen vom Publikum unmittelbare Wertschätzung erfuhr, honorierte die Kritik Hawks' Klasse erst in Folge seiner "Entdeckung" als Auteur durch die "Cahiers du cinéma" in den 50er Jahren. Das erzählerische Understatement des "Handwerkers" Hawks, die Unaufdringlichkeit seines visuellen Stils, die größtmögliche Einfachheit auch bei der Kameraarbeit – die Kamera auf Augenhöhe, Kamerabewegungen nur, wenn sie narrativ zwingend sind –, wurden nun als Hawks' Haltung erkannt, die aus einer "Ethik der Effizienz und Produktion" (Tavernier/Coursodon) resultiert. Diese Haltung prägte auch seine Stoffe und ihre Ästhetik. Die Abenteuerfilme handeln oft von Dingen, die Hawks, der selbst Flieger, Rennfahrer, Fischer und passionierter Jäger war, kannte und liebte. Action wird von Hawks dabei eher sparsam eingesetzt und ist bei ihm kein Selbstzweck, sondern dient dazu, die beteiligten Figuren zu charakterisieren. Hawks erzählt bevorzugt von Männern, vordergründig harten Profis, die sich meist in einer kleinen, arbeitenden Gruppe bewegen, und von selbstbewussten Frauen, die ihnen Paroli bieten können. Es sind komplexe Geschichten über menschliche Schwächen und Triumphe, von einer zutiefst humanen Weltsicht geprägt, Filme mit Witz, Drive und Tempo, in denen für Traurigkeit und Sentimentalität kein Raum ist. Hawks zeigt eine Welt des Handelns, der Freundschaft und der Solidarität, der Herrschaft und des Kampfes, in der den Menschen der Glaube an ein würdevolles, nicht entfremdetes Leben trotz aller schicksalsbedingt angebrachter Skepsis noch nicht abhandengekommen ist.