2010 tourte der kroatische Spielfilm CRNCI (The Blacks) über die internationalen Filmfestivals. Mit ihrem Kammerspiel, in dem mit kleinen Gesten die großen Gewissensfragen in der damaligen kroatischen Gesellschaft metaphorisch verhandelt werden, bewiesen die Filmemacher Goran Dević und Zvonimir Jurić Mut. Das Drama über die inneren Widersprüche der Nachkriegszeit zählte zu den Filmen, die mit der Staatsräson brachen: Nicht mehr vom "Vaterländischen Krieg" war die Rede, sondern von kleinen und größeren Gräueltaten, die, bis dato kaum aufgearbeitet, im Unterbewussten der kollektiven Psyche vor sich hin schlummerten.
Inzwischen ist die Aufarbeitung der mit den Zerfallskriegen im ehemaligen Jugoslawien verbundenen Verbrechen in Kroatien vorangeschritten. CRNCI, das Psychogramm einer Gruppe von Menschen in der Extremsituation des Bürgerkrieges, bleibt als filmisches Kunstwerk jedoch bestehen und ist weit über den regionalen historischen Rahmen hinaus lesbar. Die in diesem Jahr erfolgte EU-Mitgliedschaft Kroatiens ist ein Anlass, sich dem hierzulande weitgehend unbekannten Werk von Dević und Jurić zu widmen – zwei Regisseure, die die Mentalität ihres Landes zwischen Geschichte und Alltag punktgenau und lakonisch unter die Lupe nehmen, mal mit dem bitteren Unterton des investigativen Journalisten, mal mit der augenzwinkernden Ironie des distanzierten Beobachters, mal mit der kritischen Selbstbefragung des Humanisten.