Was bedeutet 16mm, 35mm und 70mm? Wie kommt der Ton zum Bild? Was ist und wozu dient ein Kasch? Wie funktioniert eine Überblendung? Und was passiert, wenn auf der Leinwand das Bild stehen bleibt und dahin schmilzt? Das Arsenal lädt all jene, die sich dafür interessieren, wie die Bilder auf die Leinwand kommen, zu einem Blick hinter die Kulissen in den "Offenen Vorführraum" ein. Bei einem Rundgang durch die Bildwerferräume erklärt unser Vorführer Bodo Pagels Filmformate, Projektoren und Vorführtechniken, er zeigt, wie ein Film in den Projektor eingelegt wird und führt kenntnisreich in die Geheimnisse der Vorführkunst ein. Selbstverständlich beantwortet er gerne alle Fragen zur Kinotechnik und orientiert seine Führung nach Möglichkeit auch an den Interessen und Wünschen der BesucherInnen. Der nächste Termin ist am Samstag, der 7. Dezember um 16 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten.
Film und Podiumsdiskussion: "Eksmisja"
Gentrifizierung, neoliberale Marktlogik und Systemwandel – Schlagworte der globalisierten Gegenwart, die selten ein Film so gekonnt mit den alltäglichen Dingen des Lebens konfrontiert, wie es Malinowskis EKSMISJA (Maria muss packen, PL/A 2012) tut. Der Filmemacher Filip Malinowski begleitet seine Großeltern, die ihr vertrautes Heim nach 66 Jahren verlassen müssen. Dabei gelingt es ihm, großelterliche Erinnerungsräume freizulegen, wie die im Sozialismus verbrachte Lebensphase oder die traumatischen Erfahrungen von Zwangsarbeit und NS-Verfolgung im besetzen Polen.
AFRIKAMERA präsentiert: REIMAGING_AFRICA 2013
Von Ouaga bis Antananarivo haben sich über die Jahre immer mehr Festivals als Schaufenster für aktuelles Kino aus Afrika etabliert. Zum Auftakt von RE_IMAGING AFRICA, das von November 2013 bis März 2015 in Berlin, Hamburg, Kassel und in afrikanischen Ländern stattfindet, präsentiert AFRIKAMERA vom 12.-17.11. Aktuelles Kino in Kooperation mit der Stiftung Partnerschaft mit Afrika e.V., eine Reihe von bilateral kuratierten Filmprogrammen. Das Festival eröffnet mit VIRGEM MARGARIDA (Mosambik/Frankreich/Portugal 2012, 12.11.) von Licínio Azevedo. Im Zuge der revolutionären Wirren nach der Unabhängigkeit Mosambiks im Jahr 1975 wird die 14-jährige Margarida als vermeintliche Prostituierte festgenommen und in ein sozialistisches Arbeitslager gebracht. Gemeinsam mit anderen Gefangenen soll sie dort im "revolutionären Geist" umerzogen werden. Doch die inhaftierten Frauen wehren sich. Das mehrfach prämierte geschichtspolitische Drama wird präsentiert vom burkinischen FESPACO-Festival.
Elio Petri – Aufzeichnungen eines Unbequemen
"Meine Schule waren die Straßen, die Kommunistischen Zellen, das Kino, das Varieté, die Stadtbibliothek, die Arbeitslosenkämpfe, die Arrestzelle, die Zusammenstöße mit der Polizei, die Ateliers von Malern meines Alters, die Filmclubs. Und ich habe auch von denen gelernt, die man damals 'Berufsrevolutionäre' nannte." So knapp wie präzise skizziert der italienische Regisseur, Drehbuchautor, Kritiker und Intellektuelle Elio Petri (1929–1982) seine persönlichen, künstlerischen und politischen Bezugspunkte. Die einfachen Verhältnisse, aus denen Petri stammte, seine Liebe zum Kino, auch zum Kino als Volkskunst, seine Politisierung und die Revolte, der Einfluss der Malerei sowie die Auseinandersetzungen mit den Dogmatikern seiner Zeit führen mitten in das Spannungsfeld des einzigartigen Werks von Elio Petri, der zu den wichtigsten Akteuren des italienischen Kinos der 60er und 70er Jahren gehört. Wie kein zweiter hat es Petri verstanden, in seinen scharfen Untersuchungen der italienischen Nachkriegsgesellschaft, Politik und Genre, Marx und Pop, Autobiografie und Analyse, Experiment und Narration zusammenzufügen und damit ein oft unbequemes, Kontroversen auslösendes Kino zu schaffen, dessen Energie, Wucht und Direktheit noch heute beeindruckt. Lange im Schatten seiner Zeitgenossen wie Bertolucci, Pasolini oder Bellocchio stehend und zu wenig beachtet, ist es längst überfällig, Petris Œuvre (wieder) zu entdecken. Wir nehmen die Veröffentlichung einer Auswahl seiner Texte auf Englisch ("Writings on Cinema and Life", Contra Mundum Press, 2013) zum Anlass, gemeinsam mit dem Italienischen Kulturinstitut in Berlin eine umfassende Retrospektive seiner Filme mit zahlreichen Gästen zu präsentieren.
Film- und Vortragsreihe: Filmästhetische Forschung (1)
Da die Wirklichkeit aus dem Blickwinkel kritischer Kunst heute verstärkt als Unbekannte wahrgenommen wird, die es in Abhängigkeit von den ästhetischen Mitteln zu erfinden und in die Sichtbarkeit und Hörbarkeit zu heben gilt, werden in dieser seminarähnlichen Film- und Vortragsreihe avancierte Filmkunstwerke im Hinblick auf ihre forschenden Verfahren vorgestellt und erörtert. Initiiert von Prof. Michaela Ott (HfbK Hamburg) und Prof. Dieter Mersch (Universität Potsdam/ZHdK Zürich), werden unter Einbeziehung des DFG-Graduiertenkollegs "Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens" der Universität Potsdam möglichst unterschiedliche Experimental-, Dokumentar- und Spielfilm-Forschungen präsentiert. Die Reihe wird bis Januar fortgesetzt.
Magical History Tour – Zäsuren der Filmgeschichte (2)
Im November setzen wir die Magical History Tour mit Filmen fort, die auf Momente des technischen Wandels, politischer Umbrüche oder ästhetischer Krisen reagieren.
SHE DONE HIM WRONG (Lowell Sherman, USA 1933, 1. & 6.11.) Um der staatlichen Zensur zu entgehen, stellten die Hollywood-Studios in den späten 20er Jahren für die eigenen Produktionen strikte Regeln auf: no sex, no crime, no drugs. Viele amerikanische Filme der Jahre 1930–34 umgingen die Selbstzensur jedoch: Die Zeit gilt als eine der wildesten Epochen im amerikanischen Kino überhaupt. Star dieser Ära war Mae West, die neben Cary Grant in SHE DONE HIM WRONG als Bar-Sängerin den Unterweltsumpf auf ihre eigene Weise trockenlegt.
In ihrer monatlichen Veranstaltung präsentiert Vaginal Davis am 24. November einen weiteren Klasskiker: Eine Gruppe Menschen aus der Pariser Bourgeoisie, ihre Liebesangelegenheiten, Verwicklungen und Verwirrungen - das ist nur vordergründig die Handlung des Films ON CONNAIT LA CHANSON (Das Leben ist ein Chanson, Alain Resnais, F/CH/GB 1997), den Ms Vaginal Davis in diesem Monat vorstellt. Mitten in den Dialogen brechen bekannte Chansons aus den Protagonisten heraus und versetzen die banale Wirklichkeit des Films in eine leichte und beschwingte Stimmung. "Selten hat man sich über Depressionen, Ehekrisen, Lebenslügen und unglücklich Verliebte derart amüsieren können wie in ON CONNAIT LA CHANSON." (taz)
Wie Film Geschichte anders schreibt: Frieda Grafe – 30 Filme (3)
Der dritte und letzte Teil der Retrospektive der 30 Lieblingsfilme Frieda Grafes begann Ende Oktober und wird vom 1.–3. November fortgesetzt. Der erste Abend bringt Jean Renoir und Chantal Akerman zusammen und konfrontiert zwei Spielarten des Autorenfilms. Am zweiten Abend trifft Sternberg auf Rossellini, jeweils mit einem Film aus den frühen 50er Jahren. Zwei soziale Mikrokosmen verdichten sich an Orten, die aus der Geschichte gefallen sind, ein vernebelter Vulkan im Süden Italiens, eine vergessene Insel im Pazifischen Ozean, Orte, die zu zwei Ländern gehören, die wenige Jahre zuvor noch eine faschistische Achsenmacht gebildet haben. Am finalen Abend dann trifft die beklemmende Beziehungsanatomie Moullets auf die befreienden Farben von Hawks, der "nicht das geringste Bemühen um Realismus" aufweist.
The Space Between Us
Lange schon verbinden die trans-afrikanischen Bewegungen den Kontinent mit der alten und neuen Welt. Das Ausstellungsprojekt THE SPACE BETWEEN US befasst sich mit diesen bis nach Deutschland reichenden transkulturellen und transkontinentalen Verstrickungen. Das Projekt wird in einer Vielzahl nebeneinander aktiver Ausstellungsformate umgesetzt, der Schau von fotografischen Reproduktionen auf Werbegroßflächen im Stadtraum von ganz Berlin, der Präsentation künstlerischer Positionen in der ifa-Galerie Berlin, einer Music Convention mit Radio-Anbindung, und nicht zuletzt einem Filmprogramm, das vom 18.-20.11. im Arsenal und in der ifa-Galerie Berlin zu sehen ist. Diese verschiedenen Medien und Formate werden genutzt, um die Vielfalt und Besonderheit einer jeden Position und jedes Mediums zu betonen, die jeweils einen besonderen Aspekt im trans-afrikanischen Beziehungsgeflecht aufgreift. Leitidee des Filmprogramms sind die Bewegungen, wie sie innerhalb und nach Deutschland und zurück nach Kamerun, Ghana, Kenia oder Südafrika reichen, und die das Kino auf ganz singuläre Weise zu erzählen weiß. Die ausgesuchten Filme lassen sich auf diese Bewegungen ein und entwickeln narrative Formen, die das Hin und Her ebenso wie das Hiersein in seiner politischen, ästhetischen und gesellschaftlichen Grenzüberschreitung ernst nehmen.
Die Ausstellung THE SPACE BETWEEN US und das Filmprogramm wurden kuratiert Marie-Hélène Gutberlet. Nähere Angaben unter thespacebetweenusberlinstuttgart.wordpress.com
Living Archive November 1973: Das erste internationale Frauenfilmseminar
Vor genau 40 Jahren, im November 1973, fand im alten Arsenal in der Welserstraße sowie in der gegenüberliegenden Grundschule das erste internationale Frauenfilmseminar statt. Organisiert haben es die Filmemacherinnen Claudia von Alemann und Helke Sander. Sie stellten 45 Filme aus sieben Ländern vor, was einer Pionierinnenarbeit gleichkam, und luden 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, die in Frauengruppen aktiv waren. Hinzu kamen Frauen, die in den Medien arbeiteten und durch das Seminar/Festival erstmalig beginnen konnten, ein Netzwerk aufzubauen. Das gleiche galt für Filmemacherinnen. Die meisten Vorführungen waren Erstaufführungen und so konnte das Ereignis auch als weltweit erstes Frauenfilmfestival mit Filmen von und über Frauen gewertet werden. Vorher hatte es noch kein Frauenfilmfestival in diesem Ausmaß gegeben. Doch im Vordergrund stand die Etablierung eines öffentlichen Diskurses. In dieser Hinsicht hatte die Veranstaltung Modellcharakter und wurde in den folgenden Jahren in vielen Städten, z. B. in Frankfurt und München (hier organisiert von Angela Haardt) in veränderter Form wiederholt und weiter geführt.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.