SIENIAWKA von Marcin Malaszczak hat bei der Duisburger Filmwoche den mit 6.000 Euro dotierten ARTE-Dokumentarfilmpreis erhalten. Die Begründung der Jury lautete: Vielleicht nähert man sich dem Preisträger-Film am besten darüber, was er alles nicht ist. Auch wenn er Menschen zeigt, die außerhalb der Gesellschaft stehen, ist er kein "Problemfilm", der mahnend auf einen sozialen Misstand aufmerksam machen will. Auch wenn er die meiste Zeit in einer öffentlichen Institution spielt, will er doch deren Wirken und Verfasstheit nicht erklären. Der aufklärerischen Tradition des Dokumentarfilms setzt er ein fundamentaleres Projekt entgegen: Er nimmt die Realität nicht als gegeben hin, sondern verschiebt die Parameter der Wahrnehmung, sodass Randständiges oder gar komplett aus der Gesellschaft Ausgeschiedenes plötzlich ganz selbstverständlich im Zentrum steht. Er öffnet einen (Innen)Raum, in dem alles möglich scheint, in dem selbst die Naturgesetze keine Gültigkeit mehr haben; in dem die Grenzziehungen zwischen Form und Inhalt, Dokumentation und Fiktion, Gegenwart und Zukunft, Normalität und Geisteskrankheit nicht nur neu abgesteckt, sondern bedeutungslos werden. Dafür, dass er uns die Welt mit neuen Augen sehen lässt, geht der ARTE-Dokumentarfilmpreis an "Sieniawka" von Marcin Malaszczak.
Der Film war im diesjährigen Forum uraufgeführt worden.