Die Einführung des Farbfilms Mitte der 30er Jahre und die folgenden Entwicklungen auf diesem Gebiet gehören zu den bedeutendsten ästhetischen Innovationen der Kinematografie. Die Farbe im Film ist ein wichtiger Bestandteil der Bildorganisation sowie der filmischen Dramaturgie und darüber hinaus ein grundlegendes Element der Filmwahrnehmung. Mit sieben Filmen, darunter Beispiele viragierter Stummfilme sowie auf unterschiedlichem Farbmaterial (von Technicolor bis Eastmancolor) gedrehte Farbfilme, geben wir einen kleinen Einblick in die große Bandbreite des filmischen Umgangs und der Verwendung von Farbe im Film zwischen narrativer Bindung und Farb-Autonomie.
Retrospektive Kim Ki-duk
Kim Ki-duk (*1960) ist der große Schmerzensmann des koreanischen Kinos. Seine bislang 19 Filme, von denen wir 17 in dieser Retrospektive mit Unterstützung des Koreanischen Kulturinstituts Berlin präsentieren – seinen jüngsten Film MOEBIUS hoffen wir Anfang Oktober zeigen zu können –, sind Passionen der Gewalt, die von geschundenen Kreaturen, von versehrten und traumatisierten Körpern erzählen. Während die meisten koreanischen Mainstream-Filme in hochglanzpolierten Konsumwelten schwelgen, ist sich Kim Ki-duk seit seinem Debütfilm CROCODILE aus dem Jahr 1995 bis zu seinem letztjährigen PIETA als Chronist des koreanischen (Sub-)Proletariats treu geblieben: Seine Filme zeigen ein Korea abseits des Wirtschaftswunders, das von deprivilegierten und anti-sozialen Außenseitern bevölkert ist: Kleinkriminelle, Zuhälter, Prostituierte, Wahnsinnige und Behinderte. Es sind Figuren außerhalb der Vergesellschaftung, die meist von einer eigentümlichen Sprachlosigkeit geprägt und unfähig zur kommunikativen Artikulation sind.
Redaktion Inge Classen
Es gibt in Deutschland kaum Kinofilme, die ohne Fernsehgelder entstehen. Aufgrund der Filmförderrichtlinien gehen wesentliche Weichenstellungen in der Entwicklungsgeschichte eines Films von den öffentlich-rechtlichen Sendern aus. Den Förderentscheidungen der TV-Redaktionen kommt deshalb im Entstehungsprozess von Filmen große Bedeutung zu. In ihrer Funktion als ZDF-Redakteurin und langjährige Leiterin der Filmredaktion bei 3sat hat sich Inge Classen über 20 Jahre lang mit aller Kraft dafür eingesetzt, dass mit Hilfe von Fernsehgeldern auch Filmkunst entstehen kann und dafür regelmäßige Programmplätze eingerichtet. Mit Leidenschaft und Sachverstand hat sie auch sperrige Stoffe und ungewöhnliche ästhetische Formen durchgesetzt – sowohl beim Dokumentar- als auch beim Spielfilm. Sie hat sich für eigensinnige Autoren-Handschriften engagiert, FilmemacherInnen mit einer spezifischen Vision vom Kino unterstützt und zahlreiche Filme gefördert, die das deutsche Kino in künstlerischer Hinsicht bereichert haben. Um die Arbeit und die Verdienste von Inge Classen nach ihrem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand zu würdigen, zeigen wir vier Filme, die unter ihrer Redaktion entstanden sind und die Vielfalt ihrer Projekte andeuten. Wir freuen uns sehr, dass Inge Classen zu Gast ist, um die Filme gemeinsam mit den FilmemacherInnen und anderen Beteiligten wie zum Beispiel der Cutterin Bettina Böhler zu präsentieren.
Kolloquium der Deutschen Kinemathek. Sammeln, Sichern, Sehen: Was ist eine Kinemathek?
"Hélio Oiticica"
Hélio Oiticica (1937-1980) ist einer der bedeutendsten brasilianischen Künstler des 20. Jahrhunderts. In seinem Found-Footage-Dokumentarfilm verzichtet der Filmemacher und Neffe des Künstlers Cesar Oiticica Filho auf Kommentar und Interviews und lässt stattdessen in Film- und Tonarchivaufnahmen seinen Onkel selbst zu Wort kommen. Aus den Zeugnissen des Künstlers erfahren wir so etwas über Oiticicas künstlerische Entwicklung und seine umfassenden politischen und ästhetischen Interessen: über seine modernistischen Gemälde und Skulpturen der 1960er Jahre, die Quasi-cinemas und Dia-Environments der 1970er Jahre, über die Favelas und das urbane Leben von Rio, New York und London, über Samba-Schulen und die Tropicália-Bewegung, die von Oiticica losgetreten wurde, heute aber vorwiegend mit Musikern wie Caetano Veloso und Gilberto Gil in Verbindung gebracht wird. Die rhythmisch montierten Bilder illustrieren die Erzählungen des Künstlers nicht einfach nur, sondern stellen sie in neue Zusammenhänge und gehen weit über sie hinaus. Entstanden ist so das gewagte und komplexe Porträt eines Künstlers, bei dem Arbeit und Leben (Homosexualität und Drogen eingeschlossen) einander bedingen und verwandeln. (Text: Berlinale Forumskatalog, Marc Siegel)
Die DEFA-Stiftung präsentiert
FilmDokument: Entwicklungspolitik
Living Archive – die Fortsetzung!
Living Archive: El golpe
50 Jahre Arsenal: Ziegelsteine. Zu Gast: Harun Farocki
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.