Seit acht Jahren widmet FilmPolska, das größte polnische Filmfestival Deutschlands, der Kunst der Kameraführung einen besonderen Festival-Schwerpunkt. In diesem Zusammenhang konnten wir bereits Kameragrößen wie Sławomir Idziak, Bogdan Dziworski, Artur Reinhardt, Wojtek Staroń und Paweł Edelman im Arsenal begrüßen. In diesem Jahr präsentiert das Festival nicht nur herausragende, international renommierte Kameraautoren, sondern zugleich auch ein Phänomen: das der "Kameramann-Familie" Sobociński. Wir freuen uns sehr, vom 19.-23. April einen der wichtigsten polnischen DOPs, Witold Sobociński (*1929), und seinen Enkel, den Regisseur und Kameramann Piotr Sobociński (*1983) im Arsenal als Gäste zu begrüßen, die jeweils eigene Filme und einen Film des 2001 verstorbenen Piotr Sobociński (*1958) vorstellen werden.
White Noise
Als "White Noise" bezeichnet man das Rauschen eines analogen Fernsehers, der kein Signal empfängt: Ein Bild ohne lesbare Information, das sich jedoch ständig verändert. Dieser Zustand entleerter Kommunikation diente Don DeLillo als Metapher für eine postmoderne Kultur zwischen Konsumismus und menschgemachten Katastrophen, Todesangst und der Suche nach realen Erfahrungen (gleich denen eines Kindes) in seinem Roman "White Noise" von 1984. DeLillos Buch sowie die Tradition des Avantgardekinos, das System medialer Repräsentation zu attackieren, inspirierte diese von Florian Wüst kuratierte Filmauswahl. Das Programm kombiniert vier Materialfilme von W+B Hein mit Kurzfilmen aus dem Arsenal-Archiv von Thorsten Fleisch, Christoph Girardet & Matthias Müller, Sharon Lockhart, Gunvor Nelson, Richard Serra & Carlota Fay Schoolman und Wolf Vostell. Zu Gast: Birgit Hein. (30.4.)
Kinostart "Bestiaire"
Im April bringt arsenal distribution BESTIAIRE aus dem Programm des Forums 2012 in ausgewählte Kinos. Bereits am 18. April ist der Film im Rahmen der Werkschau "No Comfort Zone – Die Filme von Denis Côté" im Kino Arsenal zu sehen. Zum Kinostart am 25. April wird neben dem Regisseur auch Kameramann Vincent Biron im Berliner fsk Kino anwesend sein. Das anschließende Gespräch wird von Christoph Terhechte moderiert. BESTIAIRE zeigt drei Umgebungen, in denen sich Mensch und Tier begegnen: einen Zeichenkurs, einen Safaripark, die Werkstatt eines Tierpräparators. Im Mittelpunkt der Beobachtung stehen Blick- und Wahrnehmungsverhältnisse, die gleichzeitig oft ungleiche Machtverhältnisse spiegeln. Dabei scheint der Film die Frage mitzudenken, wie man Tiere filmen kann. Vom technisch hochgerüsteten zeitgenössischen Tierfilm, dessen allmächtige Kameras zu Wasser, zu Lande und in den Lüften jede Grenze überwinden und kein Geheimnis der Schöpfung mehr kennen, ist er dabei weit entfernt. Eine kommentarlose nüchterne Betrachtung – die Kamera ist oft unbewegt und beobachtet von einem festen Punkt aus mit feinem Gespür für Formen und Bewegung: Hörner vor einer Betonwand, die Beine nervöser Zebras in der Enge des Stalls, die Sorgfalt in den kundigen Handgriffen des Tierpräparators. Wohlüberlegte Einstellungen lassen Zeit zum Nachdenken über Schönheit und Fremdheit, über die domestizierte Wildnis in der Zivilisation. Orchestriert von den Umgebungsgeräuschen ergibt das eine Choreografie, ein filmisches Bestiarium, in dem sich zu den stoischen, ungerührten, ungeduldigen, wilden und rebellischen Tieren auch der Mensch gesellt.
Magical History Tour: Schrift in Bewegung
Fließende Zeichenkaskaden, rotierende Worte, tänzelnde Buchstaben, gekratzt, gestanzt, doppelbelichtet, einkopiert, animiert – seit Beginn des Kinos werden Schriftzeichen im Film von ihrer ursprünglichen starr-statischen Zeichenhaftigkeit befreit und in unterschiedlichster Weise in Dynamik versetzt. Die in Bewegung geratenen Lettern übernehmen im neuen System höchst unterschiedliche Funktionen: Sie eröffnen oder beschließen Filme, sie fungieren als Kommentar oder als Metapher (des Erzählens), als Informationsträger oder grafisches Element, als dramaturgisches Mittel oder als emotionalisierender Faktor. Schrift im Film eröffnet neue Assoziationsfelder, wirft Fragen nach Sichtbarkeit und Struktur, Wahrnehmung und Materialität, Inszenierung und Innovation auf. Dem wollen wir im Exkurs der Magical History Tour in die bewegte Welt der Buchstaben nachgehen und präsentieren Beispiele des frühen Umgangs mit Schrift in Spiel-, Avantgarde- und Experimentalfilmen, "klassischen" Schrift- und lettristischen Filmen, aber auch in zeitgenössischen Spielfilmen mit verschriftlichten Leitmotiven.
Viele Auszeichnungen für Forumsfilme in Buenos Aires
Beim 15. Internationalen Festival des unabhängigen Films BAFICI in Buenos Aires sind LA PAZ, VIOLA, I USED TO BE DARKER und MATERIA OSCURA mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Santiago Lozas LA PAZ erhielt den Hauptpreis des nationalen Wettbewerbs sowie den Preis der Asociación de Cronistas Cinematográficos Argentinos (ACCA). VIOLA von Matías Piñeiro wurde mit dem FIPRESCI Preis sowie dem Preis für Beste Darstellerin ausgezeichnet, der gemeinsam an die vier Hauptdarstellerinnen María Villar, Agustina Muñoz, Elisa Carricajo und Romina Paula ging. I USED TO BE DARKER von Matt Porterfield erhielt den Preis für die beste Regie und MATERIA OSCURA von Massimo D’Anolfi und Martina Parenti den Preis der Human Rights Competition.
Living Archive
Stefanie Schlüter hat mit ihrem Projekt "Living Archive für Kinder, mit Kindern" für April Schulklassen in das Arsenal eingeladen. Was kann ein Kino, was ein Filmarchiv, was können Filme für die ästhetische und kulturelle Bildung von jungen Menschen leisten, die im digitalen Zeitalter aufwachsen? Im Mittelpunkt ihres Projekts, mit dem sie sich hauptsächlich an GrundschülerInnen richtet, steht der umfangreiche Bestand an Experimentalfilmen in der Sammlung des Arsenals. Experimentalfilme können ihre Betrachter mit einer ungewohnten Sicht auf die Dinge konfrontieren, häufig sind sie spielerisch in ihrer Form und beschäftigen sich mit Fragen der Wahrnehmung im Schnittfeld von Film und anderen Künsten.
Hauptpreis für "Das merkwürdige Kätzchen" in Kopenhagen
Ramon Zürchers DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN hat den mit 15.000 Euro dotierten New Talent Grand PIX des Kopenhagener Filmfestivals CPH:PIX erhalten.
In der Begründung der Jury hieß es: "We spend an hour and a half in a stranger's kitchen, a location we all know. It shows the mystery of the mundane, everyday life through the magnifying glass of cinema. A film so specific it becomes universal". Der Film war im diesjährigen Forum uraufgeführt worden.
Am 21. April ist es wieder so weit: In ihrer Reihe "Rising Stars, Falling Stars: We Must Have Music!" präsentiert Vaginal Davis diesen Monat SALOME'S LAST DANCE (GB 1988) des legendären britischen Regisseurs Ken Russell. Für SALOME'S LAST DANCE stellte Russel Musik aus klassischen Themen verschiedener Komponisten zusammen, mit dabei Debussy und Delius. Der Film inszeniert eine Privataufführung des von der Zensur verbotenen Theaterstücks "Salome" für dessen Autor Oscar Wilde. Aufführungsort ist ein luxuriöses Londoner Bordell im viktorianischen Dekor. Das Personal wird zum Laienensemble: Der Patron des Etablissements spielt Herodes, eine Serviererin übernimmt die Titelrolle und sein Freund "Bosie" alias Lord Alfred Douglas schlüpft in die Rolle von Johannes dem Täufer.
Wie immer beginnt der Abend mit einer Einführung von Ms. Vaginal Davis und endet mit Wein und Musik.
Stefanie Schlüter hat mit ihrem Projekt „Living Archive für Kinder, mit Kindern“ für April Schulklassen in das Arsenal eingeladen. Was kann ein Kino, was ein Filmarchiv, was können Filme für die ästhetische und kulturelle Bildung von jungen Menschen leisten, die im digitalen Zeitalter aufwachsen? Im Mittelpunkt ihres Projekts, mit dem sie sich hauptsächlich an GrundschülerInnen richtet, steht der umfangreiche Bestand an Experimentalfilmen in der Sammlung des Arsenals. Experimentalfilme können ihre Betrachter mit einer ungewohnten Sicht auf die Dinge konfrontieren, häufig sind sie spielerisch in ihrer Form und beschäftigen sich mit Fragen der Wahrnehmung im Schnittfeld von Film und anderen Künsten.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.