Seit seinem Debütfilm THE DAY A PIG FELL INTO THE WELL (1996) hat der koreanische Regisseur Hong Sang-soo (*1960) ein einzigartiges filmisches Œuvre geschaffen, das zu den eigensinnigsten Entwürfen des Gegenwartskinos gezählt werden muss. Formal höchst raffiniert, aber trotzdem mit komödiantischer Leichtigkeit und einem außergewöhnlichen Sinn für sprachliche Ambivalenzen, kreisen seine Filme in immer neuen Variationen um Männer und Frauen, Essen und (Alkohol-)Trinken, (Film-)Fantasie und Realität. Hong Sang-soo ist einer der wenigen Autorenfilmer, bei dem minimalistischer Modernismus und höchst unterhaltsames Erzählkino Hand in Hand gehen. Hong ist ein unnachahmlicher Chroniker der männlichen Malaise – im Zentrum seiner Filme stehen meist apathische Männer – Intellektuelle, Künstler und Filmemacher –, deren Narzissmus sie ins Unglück, aber auch zu komischen Fehlleistungen aller Art treibt. Hongs Frauenfiguren scheinen das Spiel der Männer mitzuspielen, entziehen sich aber auch immer wieder den imaginären Projektionen der männlichen Fantasien: WOMAN IS THE FUTURE OF MAN (2004) heißt in schöner Paradoxie einer seiner Filme. Hongs erotisch codierten Sprachspielen wird oft eine Nähe zu Eric Rohmer attestiert, aber die doppelbödigen Brüche und Überraschungen gemahnen eher an die surrealen Fiktionen von Luis Buñuel: Wie bei Buñuel gibt es bei Hong oftmals keine deutlichen Markierungen zwischen Traum, Erinnerung, Film und Wirklichkeit. Hong ist ein Meister der Mise en abyme: Besonders in seinen späteren Filmen gibt es vertrackte Film-im-Film-Konstruktionen, in denen nicht mehr zu unterscheiden ist, ob das Kino das Leben nachahmt oder das Leben das Kino. Im obsessiven Einsatz solcher Doppelungen, Spiegelungen und Wiederholungen wird Hong Sang-soos Kino zu einem spielerischen Meta-Kino: Film im Film und Film über Film – ein TALE OF CINEMA (2005), wie einer seiner schönsten Filme heißt.
AFRIKAMERA 2012: African Women On and Behind the Screen
In jüngerer Zeit übernehmen Frauen als Akteurinnen im afrikanischen Filmschaffen auch hinter der Kamera eine immer wichtigere Rolle. In ihren Filmen vermitteln die Filmemacherinnen einen anderen cineastischen Blick auf Themen, Fragestellungen und Herausforderungen in den afrikanischen Gesellschaften. Vom 13. - 18.11. stellt das vom gemeinnützigen Kulturverein toucouleur e.V. organisierte Festival AFRIKAMERA – AKTUELLES KINO AUS AFRIKA eine Auswahl aktueller Spiel- und Dokumentarfilme von afrikanischen Regisseurinnen, Produzentinnen und Drehbuchautorinnen vor.
EUNIC präsentiert: 60 Jahre Goldene Bären
Im November setzt die Gemeinschaft der europäischen Kulturinstitute in Berlin (EUNIC Berlin) ihre umfangreiche Reihe fort und zeigt europäische Filme, die bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin der letzten sechs Jahrzehnte mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurden. Die aufschlussreiche Reise in die Geschichte der Berlinale umfasst 20 Lang- und Kurzfilme unterschiedlichster Genres und künstlerischer Handschriften.
Rosa von Praunheim zum 70. Geburtstag
Am 25. November wird Rosa von Praunheim 70! Wir feiern seinen Geburtstag mit einem Brunch um 12 Uhr in der Kantine der dffb im 9. Stock des Filmhauses (Kosten 10 €, Anmeldung unter 030-269 55 100) und einem langen Filmtag mit sechs Filmen und vielen Gästen. Rosa von Praunheim, 1942 in Riga geboren, in Berlin und im Frankfurter Stadtteil Praunheim aufgewachsen, hat bis heute über 70 Filme gedreht. Er ist ein leidenschaftlicher Filmemacher: Seine Filme zeichnen sich aus durch eine unbändige Lust am Exzess, an der Grenzüberschreitung, an der Sinnlichkeit und Fülle des Lebens. Dabei kümmert er sich weder um ästhetische Konventionen noch um den so genannten "guten" Geschmack, ist laut und schrill, dabei aber voll ernsthaftem Interesse für die Menschen, die er porträtiert.
"Gespenster der Freiheit: Kino und Dekolonisierung" stellt Bezüge her zwischen dem Filmarchiv des Arsenal und zwei Archiven in Mosambik und Guinea-Bissau, die wichtige Kapitel einer Geschichte des anti-kolonialen afrikanischen Kinos erzählen. Der Kurator Tobias Hering hat im Rahmen seines "Living Archive"-Projekts die portugiesischen Künstlerinnen Catarina Simão und Filipa César eingeladen, ihre unabhängig voneinander unternommenen Recherchen zu den beiden Archiven im Kino Arsenal vorzustellen. An insgesamt fünf Abenden schaffen Filme unterschiedlicher Herkunft, Bildfragmente und Tonspuren einen Resonanzraum, in dem die Rolle des Kinos in den Dekolonisierungsprozessen der 70er Jahre und auch die Politik von Archiven zur Sprache kommen können. Der zeitliche Fokus der Filmauswahl liegt auf den 70er Jahren. Zum Programm gehört eine Videoinstallation von Catarina Simão in der Black Box im Arsenal-Foyer (5.11.–12.11. und 26.11.–28.11., jeweils 16–22 Uhr, Anfang zur vollen Stunde). Am 27. und 28.11. wird zudem der Filmemacher Sana na N'Hada aus Guinea-Bissau zu Gast sein.
Ms. Davis präsentiert in diesem Monat den indischen Klassiker PYAASA (1957) von Guru Dutt, der 39-jährig an einer Überdosis Schlaftabletten starb. In seinem Werk versuchte er, das kommerzielle Bollywood-Kino als sozialkritisches Sprachrohr zu nutzen und gleichzeitig ästhetisch herauszufordern. Im Mittelpunkt des Films steht ein erfolgloser Dichter, der nicht einmal innerhalb der eigenen Familie Anerkennung findet. Aufgrund einer Verwechslung wird er für tot erklärt. "Posthum" wird sein Werk plötzlich als Erfolg gefeiert, während man ihn unerkannt in eine Nervenheilanstalt einweist. Im Anschluss an die Vorführung gibt es wie immer Drinks und Musik.
Magical History Tour: Production Design (2)
Der Production Designer / die Production Designerin ist "das Auge des Regisseurs", so der berühmte PD, Ken Adam. Das Production-Design-Team setzt das Drehbuch visuell um, konzipiert und inszeniert Räume, definiert Milieus, entwirft Farbdramaturgien und liefert einen zentralen Bestandteil zur Atmosphäre und Welt eines Films. Jenseits der offensichtlich Design-intensiven Genres wie z. B. Science Fiction oder Historienfilm ist ein überzeugendes Production Design auch in weniger austattungsreichen Produktionen zentraler Faktor, trotz seiner Unübersehbarkeit jedoch zu oft zu wenig in seinem wesentlichen Beitrag zum "Gesamtkunstwerk" Film zur Kenntnis genommen.
Die DEFA-Stiftung präsentiert
Kinostart "Tepenin ardı - Beyond the Hill"
Mit TEPENIN ARDI (BEYOND THE HILL) bringt arsenal distribution ab dem 15.11. einen weiteren Film aus dem Programm des diesjährigen Forums in die Kinos. "Ein Western aus der Türkei von heute!" Mit dieser Begründung vergab die Caligari Filmpreis-Jury in diesem Jahr den Preis an Emin Alpers Spielfilmdebüt. Zusätzlich zum Kinostart tourt der Film vom 16.-19.11. in Anwesenheit des Regisseurs durch ausgewählte Kinos.
Vaginal Davis präsentiert: Rising Stars, Falling Stars – We Must Have Music!
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.