Auf Wunsch von Florian Wüst werden am 8. November zwei Filme aus dem Jahr 1973 gesichtet und diskutiert: Carlos Flores del Pinos DESCOMEDIDOS Y CHASCONES (Rabauken und Narren) (Chile 1973, 16mm, 63', OmU) und TEILWEISE VON MIR – EIN VOLKSSTÜCK (BRD 1973, 16mm, 55', OF) von Hellmuth Costard.
Del Pinos an der Universidad de Chile produzierter Dokumentarfilm zeichnet ein Bild der chilenischen Jugend während Salvador Allendes Regierungszeit Anfang der 70er Jahre und analysiert mit experimentellen Mitteln die komplexen Sozialisationen junger Menschen, die ihren jeweiligen Milieus – ob bürgerlich oder proletarisch, reich oder arm, links oder rechts – verhaftet bleiben. Die Premiere des Films wurde durch den von Augusto Pinochet geführten Staatstreich am 11. September 1973 verhindert.
Hellmut Costards Film liegen vielfältige Reflexionen über Politik und Arbeit, Wirtschaft und Technik, Identität und Werbung zugrunde und ist ein kollektiver, ebenso hintersinniger wie unterhaltsamer Monolog über den Zustand der westlichen Konsumgesellschaft. Er wurde von Radio Bremen koproduziert und in Zusammenarbeit mit Winfried Burtschel, Susanne Müller und Thomas Wittenburg realisiert. Hellmuth Costard, Filmemacher, Bastler und Mitgründer der Hamburger Filmcooperative, gilt als enfant terrible des deutschen Kinos, dessen oft ironisch-kritisches, auch visionäres Werk bislang nicht in angemessener Weise gewürdigt erscheint.