Auf Wunsch von Florian Zeyfang werden am 13. August um 19 Uhr kubanische Filme aus dem Archiv diskutiert. Gesichtet werden Filme von Sara Gómez, Chris Marker, Sabá Cabrera Infante und Orlando Jiménez Leal. „Más surrealista que socialista – eher surrealistisch als sozialistisch erfuhr der Architekt und Künstler Ricardo Porro die ersten euphorischen Jahre nach der kubanischen Revolution. In den zwei Jahrzehnten nach dem Aufstand entstanden einige der aufregendsten Filme als Zeugen dieses Aufbruchs in Kuba, wie auch der internationalen Anteilnahme und Unterstützung. Mit Beginn der neuen Politik begann die Suche nach neuen Bildsprachen, und auch eine Debatte, was FilmemacherInnen und KünstlerInnen zur Revolution beitragen können oder beizutragen haben. Diese Diskussionen flossen zum Teil in die Produktionen beispielsweise von Tomás Guitiérez Alea mit ein; Julio García Espinosa schrieb seinen berühmten Text zum „Unperfekten Kino” (Cine imperfecto). Zum Teil führten sie aber auch zu Auseinandersetzung und Bruch wie anlässlich des experimentellen Filmes P.M. von Sabá Cabrera Infante und Orlando Jiménez Leal in 1961. In den späten 1960er Jahren und dem „Grauen Jahrfünft” – Anfang der 1970er – veränderte der Kampf um das wirtschaftliche Überleben und die Annäherung an den Sozialismus die Debatten. Die „surrealistische“ Euphorie der Anfangsjahre zeigte sich nun ersetzt durch die Auseinandersetzungen des Alltags.“ (Florian Zeyfang)
Dokfilmwoche mit Forumsfilmen
Vom 8. bis 15. August zeigen die Berliner Kinos fsk und Eiszeit eine Reihe mit insgesamt 16 aktuellen Dokumentarfilmen, darunter fünf aus dem Programm des dies- sowie letztjährigen Forums: DIE LAGE von Thomas Heise; JAURÈS von Vincent Dieutre, der Teil eines thematischen Schwerpunkts zum Thema Migration ist, Denis Côtés BESTIAIRE und HIVER NOMADE von Manuel von Stürler, als zwei von mehreren tierlastigen Filmen, sowie DE ENGEL VAN DOEL von Tom Fassaert aus dem Programm des Forums 2011.
Öffentliche Sichtung: "Cine de Transición"
Am 24. Juli findet die nächste öffentliche Sichtung im Rahmen von Living Archive statt. Im Zusammenhang mit dem Projekt "Cine de Transición - Die Phase des politischen und gesellschaftlichen Übergangs von der Diktatur zur Demokratie (1965–1985) im Spiegel der Filmsammlung des Arsenal" von Sabine Schöbel werden diesmal ausschnitthaft spanische Filme gesichtet, die in den Jahren nach dem Tod von Franco im Forum gezeigt wurden. "Es ist eine Auswahl von Filmen, in denen nach Jahrzehnten jenes 'andere Spanien' wieder sichtbar wird, das mit dem Ende des Bürgerkriegs in den Untergrund oder ins Exil ging und das allenfalls im katalanischen 'cine clandestino' seit dem Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts als Film einem Publikum wieder präsent war. Die ausgewählten Arbeiten sind zuerst Dokumente eines gesellschaftlichen Umbruchs und der Sichtbarmachung dieses Umbruchs durch das Internationale Forum des jungen Films. Unter diesen Vorzeichen und mit dem Wunsch, eine Filmtournee für die kommunalen Kinos auf den Weg zu bringen, näherte ich mich dem Archiv. Die Sichtung der dort seit Jahrzehnten gelagerten Kopien brachte aber bald noch einen anderen Aspekt zum Vorschein: „La otra España“ präsentierte sich da in einer Art 'Rotfilm'. Die Massenszenen des Bürgerkriegs, der Streiks der Theaterarbeiter in Barcelona 1977, der Hofgang der politischen Gefangenen im Baskenland, die weißen Masken im verbotenen Theaterstück LA TORNA und das Schlafzimmer des Zauberers in A UN DIOS DESCONOCIDO, alles wie eingefärbt. Filmmaterial, Filmgeschichte, Geschichte: rot. Andere Arbeiten haben kaum Kontraste oder zu starke oder sind verregnet. Bei einigen will man wissen, ob das schon immer so war. Charakteristikum eines 'armen Kinos'? Oder sind das ebenfalls 'Zeichen der Zeit'?" (Sabine Schöbel)
"Karen llora en un bus - Karen Cries on the Bus"
Nach zehn Jahren Ehe verlässt Karen ihren Mann. Eigentlich, so wird sie ihm später sagen, haben sie nie zueinander gepasst. Sie will ihr Leben neu gestalten, herausfinden, wer sie ist oder noch sein könnte. Mehr noch als emotionale, wirft dieser Schritt erstmal lebenspraktische Fragen auf, denn Karen hat keinen Job, keine Freunde, kaum Geld. Sie schlägt sich durch und lernt in der Absteige, in der sie gelandet ist, Patricia, eine Friseurin, kennen. An der Seite der jüngeren und auf den ersten Blick stärkeren Freundin macht Karen ihre ersten Schritte in die Unabhängigkeit und lernt Eduardo, einen Schriftsteller, kennen. Eine Frau auf dem Weg zu sich selbst. Welche Sehnsucht treibt sie? Wann ist man eigentlich bei sich selbst? Wie leicht ist es, das, was andere erwarten, mit dem zu verwechseln, was man selbst will? Wie viel Alleinsein hält man aus, wann hört man auf, Kompromisse zu machen für eine herkömmliche Vorstellung von Sicherheit und Stabilität? Gabriel Rojas Vera richtet in seiner Beschreibung der kleinen Schritte, die Karen macht, seinen Blick mehr auf das Innere seiner Figur als auf das äußere Drama. Mit großer Sympathie für seine Figuren erzählt er eine kleine Geschichte, die große Fragen berührt.
Kinostart "Karen llora en un bus"
Mit KAREN LLORA EN UN BUS (KAREN CRIES ON THE BUS von Gabriel Rojas Vera bringt arsenal distribution ab dem 26. Juli einen weiteren Film aus dem Programm des Forum 2011 in die Kinos. Der Film erzählt mit großer Sympathie für seine Figuren eine kleine Geschichte, die große Fragen berührt. Nach zehn Jahren Ehe verlässt Karen ihren Mann. Eigentlich, so wird sie ihm später sagen, haben sie nie zueinander gepasst. Sie will ihr Leben neu gestalten, herausfinden, wer sie ist oder noch sein könnte. Mehr noch als emotionale, wirft dieser Schritt erstmal lebenspraktische Fragen auf, denn Karen hat keinen Job, keine Freunde, kaum Geld. Sie schlägt sich durch und lernt in der Absteige, in der sie gelandet ist, Patricia, eine Friseurin, kennen. An der Seite der jüngeren und auf den ersten Blick stärkeren Freundin macht Karen ihre ersten Schritte in die Unabhängigkeit und lernt Eduardo, einen Schriftsteller, kennen. Eine Frau auf dem Weg zu sich selbst. Welche Sehnsucht treibt sie? Wann ist man eigentlich bei sich selbst? Wie leicht ist es, das, was andere erwarten, mit dem zu verwechseln, was man selbst will? Wie viel Alleinsein hält man aus, wann hört man auf, Kompromisse zu machen für eine herkömmliche Vorstellung von Sicherheit und Stabilität? Gabriel Rojas Vera richtet in seiner Beschreibung der kleinen Schritte, die Karen macht, seinen Blick mehr auf das Innere seiner Figur als auf das äußere Drama. Der Film läuft ab dem 26.7. zunächst täglich im Berliner Kino fsk.
Hauptpreis für "Everybody in Our Family" in Sarajevo
EVERYBODY IN OUR FAMILY (TOATĂ LUMEA DIN FAMILIA NOASTRĂ) von Radu Jude hat beim Sarajevo Film Festival den mit 16.000 Euro dotierten Preis für den besten Film erhalten. BEYOND THE HILL (TEPENIN ARDI) von Emin Alper wurde mit dem Special Jury Award ausgezeichnet, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Beide Filme waren im Programm des diesjährigen Forums uraufgeführt worden.
Arab Shorts
Ein Filmfestival hat zwei Funktionen: die Entdeckung neuer Filme, sowie die Begegnung mit Filmschaffenden, Kuratoren, Kritikern und Zuschauern, mit denen man sich über die Entdeckungen auseinandersetzt. Organisiert vom Goethe-Institut Kairo und unter der künstlerischen Leitung von Marcel Schwierin fand von 2009–2011 ein Festival statt, das erfolgreich gezeigt hat, wie bedeutsam und keineswegs selbstverständlich beides immer noch ist. Kuratoren aus arabischen Ländern waren eingeladen, in Kairo Kurzfilmprogramme zu präsentieren. Eine Vielzahl an unabhängigen Arbeiten aus der arabischen Welt wurde präsentiert, wie wir sie in solch kompakter Form nur selten zu sehen bekommen.
Neu im Kino: Os Residentes
OS RESIDENTES (The Residents, Brasilien 2010) in Tiago Mata Machados Film sind angetreten, um einer Welt, der die Utopien und die Poesie abhanden gekommen sind, den Kampf anzusagen. Eine Art situationistische Stadtguerilla der Gegenwart, verbringen sie ihre Tage damit, auf materieller wie immaterieller Ebene Unruhe zu stiften. Gespickt mit diskursiven und filmischen Referenzen ist der Film sich der eigenen Begrenztheit vollends bewusst und vertritt doch selbstbewusst die These, dass noch in jeder Wiederholung etwas von der unruhestiftenden Kraft der ursprünglichen Geste liegt. 12.–18.7. täglich im Kino Arsenal.
Im Kino: "Os residentes"
Mit OS RESIDENTES von Tiago Mata Machada bringt arsenal distribution ab dem 12. Juli einen Film aus dem Programm des Forums 2011 in die Kinos: Angetreten um einer Welt, der die Utopien und die Poesie abhandengekommen sind, den Kampf anzusagen, haben die Bewohner eines Abrisshauses eine temporäre autonome Zone errichtet. Eine Art situationistische Stadtguerilla der Gegenwart, verbringen sie ihre Tage damit, auf materieller wie immaterieller Ebene Unruhe zu stiften. Es wird rezitiert und deklariert, diskutiert, performed und getröstet. Eine Frau wird gekidnappt, pantomimisch der Nahkampf geübt, Schamhaare zu Schnurrbärten umarrangiert. Viele der lustvoll-sinnlosen Aktionen der Bewohner drehen sich im Kreis; hierin ist bereits deren ironische Selbstreflexion enthalten: Letztlich sind sie bloße ästhetische Imitation der Parolen, Gesten und Posen der politischen und künstlerischen Praxis der 1960er und 1970er. So verkünden die Bewohner schließlich das Ende der eigenen Avantgarde und geben ihr Haus dem Abriss anheim. Mit der gleichen Freude am Verwirrspiel experimentiert dieser einfallsreiche, wunderbar fotografierte Film mit Form und Inhalt. Gespickt mit diskursiven und filmischen Referenzen ist er sich der eigenen Begrenztheit vollends bewusst und vertritt doch selbstbewusst die These, dass noch in jeder Wiederholung etwas von der unruhestiftenden Kraft der ursprünglichen Geste liegt.
Der Film läuft zunächst vom 12.–18.7. täglich im Kino Arsenal.
"Call me Kuchu": Kinostart und 'Cinema fairbindet'-Roadshow
CALL ME KUCHU von Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright, auf der diesjährigen Berlinale mit dem entwicklungspolitischen Filmpreis 'Cinema fairbindet' sowie dem Dokumentarfilm-Teddy ausgezeichnet, startet ab 20. September bundesweit in ausgewählten Kinos. Begleitend tourt der Film mit der 'Cinema fairbindet'-Roadshow durch mehrere Städte; Auftakt ist am 18. September in Bonn.
Seit Jahren versuchen christlich-religiöse Gruppen in Uganda ein verschärftes Anti-Homosexualitäts-Gesetz durchzusetzen, das Haftstrafen für Homosexuelle und in „schweren Fällen“ sogar die Todesstrafe vorsieht. David Kato, Menschenrechtsaktivist und der erste offen schwul lebende Mann Ugandas, und seine Mitstreiter_innen versuchen, das mit allen Mitteln zu stoppen. CALL ME KUCHU dokumentiert ihren Kampf gegen die Hetze der Presse und der ugandische Regierung. Die brutale Ermordung Katos während der Dreharbeiten im Januar 2011 erschüttert die Gemeinschaft zutiefst und gibt dem Anliegen der Aktivisten eine noch stärkere, traurige Dringlichkeit. Nach weltweiten Protesten wird der Gesetzesentwurf vorläufig zurückgezogen, nur um ihn nach Abebben der Proteste im Februar 2012 erneut ins Parlament einzubringen. Der Ausgang der Debatte ist noch offen.
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Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.