Eine Karriere, die vom französischen poetischen Realismus der 30er Jahre bis zum Hollywood-Kino der 50er und 60er Jahre reichte: Wir widmen dem Kameramann Boris Kaufman (1897–1980) eine kleine Hommage. Mit drei großen Regisseuren ist sein Name verbunden: Jean Vigo, Elia Kazan und Sidney Lumet.
1897 in Byalistok im heutigen Polen geboren, ging Kaufman in den 20er Jahren nach Paris und studierte Philosophie und Literatur. Seine älteren Brüder Denis und Michail schrieben zu der Zeit in Moskau Filmgeschichte: Als Dziga Vertov und dessen Kameramann Michail Kaufman revolutionierten sie mit ihren Manifesten und Filmen den Dokumentarfilm und forderten eine Emanzipation des Kamerablicks gegenüber der bloßen Abbildung einer vorgeblichen Wahrheit vor der Kamera. Von seinen Brüdern beeinflusst, begann Boris 1928, kurze Dokumentarfilme zu drehen und fand 1930 zu einer engen Zusammenarbeit mit Jean Vigo zusammen, die mit dessen verfrühtem Tod 1934 abrupt endete und in wenigen Jahren einige der schönsten Werke des poetischen Realismus erschuf. 1941 gelang es Kaufman, über Kanada in die USA zu fliehen. Sein Durchbruch dort erfolgte 1954 mit der Kameraarbeit für ON THE WATERFRONT, für die er einen Oscar erhielt. Kaufmans Kameraarbeit zeichnet sich durch eine große Sensibilität gegenüber der Eigenheit jedes Films aus, er findet Bilder für Poesie, Realismus und Traum. Boris Kaufman über seine Arbeit: "Für mich war es immer dasselbe: einen Kamerastil zu finden, der optimal und stimmig zum Thema der Geschichte passt; jeden neuen Gegenstand mit einem frischen Blickwinkel zu betrachten; die selben Muster zu vermeiden, die ich in früheren Filmen angewandt habe."