Der Herbst in Berlin steht weiterhin im Zeichen von Ulrike Ottinger. Nach der Ausstellung Floating Food (noch bis 30.10.) im Haus der Kulturen der Welt wird im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) anlässlich der Verleihung des Hannah-Höch-Preises an Ulrike Ottinger das unbekannte und bisher nicht gezeigte malerische Frühwerk (1963–68) Ottingers ausgestellt (26.11.–22.1.). Das Arsenal lädt bis Januar in zwölf Filmveranstaltungen mit Gesprächen und Einführungen dazu ein, das filmische Œuvre von Ulrike Ottinger zu entdecken. Indem das Programm Themen, Zitate, Bilder und Töne der Ausstellungen aufgreift, spiegelt und kommentiert es Ulrike Ottingers Bewegtbild-Welten zwischen Opulenz und Stilisierung, Variationen des Theatralen und Ethnografischen, Kulturgeschichte und -Science-Fiction, Reflexion und Reise.
DAAD-Stipendiatin Sandra Kogut zu Gast
Die brasilianische Filmemacherin Sandra Kogut (*1965) ist zur Zeit Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Ihr Werk situiert sich zwischen Videokunst, dokumentarischem Essay und Fiktion.
In ADIU MONDE OU L'HISTOIRE DE PIERRE ET CLAIRE (F 1997, 3.11.) spinnt Kogut vergnüglich die legendäre Liebesgeschichte eines Schäfers weiter – mit den medienerfahrenen Bewohnern eines idyllischen Pyrenäen-Dorfs als Komplizen. Ihren Versuch, als Enkelin ungarischer Juden einen ungarischen Pass zu bekommen sowie die schmerzvolle Geschichte ihrer Familie dokumentiert A HUNGARIAN PASSPORT (2001, 3.11.). Mit LaienschauspielerInnen drehte sie ihr international vielfach ausgezeichnetes Spielfilmdebüt MUTUM (BR/F 2007, 4.11.). Der zehnjährige Thiago lebt mit seiner Familie im abgelegenen brasilianischen Hinterland. Mit Befremden betrachtet er die Erwachsenen und deren Welt aus Betrug, Gewalt und trügerischer Stille.
Deutscher Kurzfilmpreis
Seitdem Janis ihr Schlafzimmer nicht mehr verlässt, betrachtet sie ihre Umgebung durch das Objektiv einer Überwachungskamera. Einen Kosmos auf engstem Raum erzählt Florian Riegels Dokumentarfilm HOLDING STILL, einer der Preisträger des Deutschen Kurzfilmpreises, der gemeinsam mit den Nominierten und zahlreichen Gästen den Abschluss der diesjährigen Kinotournee bildet.
Auszeichnungen für "Territoire perdu"
TERRITOIRE PERDU von Pierre-Yves Vandeweerd startet ab kommender Woche in ausgewählten Kinos in Frankreich. Soeben erhielt der Film, der im diesjährigen Forum uraufgeführt wurde, den Hauptpreis des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Montréal (RIDM). Zuvor war er bereits mit dem Grand prix des Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Jihlava (Tschechien) sowie dem Spezialpreis der Jury von Doclisboa ausgezeichnet worden. In eindringlichen schwarzweißen 8mm-Bildern zeigt TERRITOIRE PERDU die von der Weltöffentlichkeit weitgehend vernachlässigte Situation der Saharauis in der geteilten West-Sahara. Bewohner von Flüchtlingslagern und Widerständige erzählen von Flucht, verschwundenen Angehörigen, Unterdrückung, Folter und der Sehnsucht nach ihrer Heimat.
Zu Gast: Jochen Kuhn
Jochen Kuhn als Animationsfilmer zu bezeichnen wäre zu einfach. Seine Filme sind Gemälde, die sich fortwährend verändern und zu überraschenden Szenenfolgen mutieren. Sie wirken handgemacht, und das geht so weit, dass die Hand des Künstlers oder er selbst ins Bild kommen, um einen Perspektivwechsel zu bewirken. Erzählt wird von kleinen Begebenheiten im Alltag, mit träumerischer Melancholie, mitunter düsterer Lakonie, leisem Witz und schwarzem Humor.
"The Ballad of Genesis and Lady Jaye"
Der Film, der auf der Berlinale 2011 mit dem Caligari-Preis des Forums sowie dem Teddy für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde, ist ein intimes, berührendes Porträt über das Leben und Werk des bahnbrechenden Performance-Künstlers und Musik-Pioniers Genesis Breyer P-Orridge - bekannt durch COUM Transmissions (1969-1976), Throbbing Gristle (1975-1981) und Psychic TV (1981 bis heute) - und seiner Lebens- und Arbeitspartnerin Lady Jaye. Man mag einen Film über die Geschichte der Industrial Music erwarten, über Genesis als Bindeglied zwischen Pre- und Postpunk-Ära, über den Underground seit den 1970er Jahren. Das ist er auch, aber erzählt aus der Perspektive einer großen romantischen Liebe, die in den 1990er Jahren ihren Anfang nahm. Genesis und Lady Jaye beginnen durch Operationen eins zu werden, ein Drittes, ein Pandrogyn. Beeinflusst, wie so vieles in Genesis‘ Arbeit, von Brion Gysins und William Burroughs "Cut Ups", war es der Versuch, zwei einzelne Identitäten zu dekonstruieren, durch die Schaffung einer unsichtbaren Dritten.
Die DEFA-Stiftung präsentiert
Im November setzt die DEFA-Stiftung ihre monatliche Filmreihe mit zwei Filmen von Werner Klingler aus der Reihe "Brüche und Kontinuitäten" fort. Die gemeinsam mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung konzipierte Reihe widmet sich neun Regisseuren, die vor 1945 in der UFA und nach 1945 bei der DEFA tätig waren.
Volko Kamensky zu Gast
In seiner Dokumentarfilm-Trilogie widmet sich der Hamburger Filmemacher Volko Kamensky (*1972) formal eigensinnig der Entstehung von Mythen, den Ausmalungen der Vorstellungskraft und Stereotypen des kollektiven Gedächtnisses. Vor allem das Spannungsverhältnis von Bild und Ton zeichnet seine Arbeiten aus.
Kinotour: "The Ballad of Genesis and Lady Jaye"
Marie Losiers THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE, im diesjährigen Forum uraufgeführt und mit dem Caligari-Preis sowie dem Teddy für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet und in der Folge auf zahlreichen internationalen Festivals gefeiert, ist ab der kommenden Woche bundesweit in ausgewählten Kinos zu sehen. Im Rahmen der Caligari-Preis-Tour zeigt das Arsenal am 23.11. eine Preview in Anwesenheit von Marie Losier. Danach tourt die Regisseurin durch sieben weitere Städte. Ab Kinostart am 24.11. läuft der Film täglich im Kino Arsenal sowie im Berliner fsk-Kino. THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE (USA/Frankreich 2011) ist ein intimes, berührendes Porträt über das Leben und Werk des bahnbrechenden Performance-Künstlers und Musik-Pioniers Genesis Breyer P-Orridge – bekannt durch Throbbing Gristle und Psychic TV – und seiner Lebens- und Arbeitspartnerin Lady Jaye. Man mag einen Film über die Geschichte der Industrial Music erwarten, über Genesis als Bindeglied zwischen Pre- und Postpunkära, über den Underground seit den 70er Jahren. Das ist er auch, aber erzählt aus der Perspektive einer großen romantischen Liebe. Genesis und Lady Jaye beginnen durch Operationen eins zu werden, ein Drittes, ein Pandrogyn. Beeinflusst, wie so vieles in Genesis’ Arbeit, von Brion Gysins und William Burroughs "Cut Ups", war es der Versuch, zwei einzelne Identitäten zu dekonstruieren, durch die Schaffung einer unsichtbaren Dritten.
Neue Arbeiten bei ARTE Creative
Seit Februar diesen Jahres ist bei ARTE Creative – einer interaktiven Plattform u.a. für experimentelle Film- und Videoarbeiten – eine Auswahl an Filmen von arsenal distribution zu sehen. Jeden Monat kommt ein neuer Film hinzu, der für jeweils ein Jahr gestreamt wird. Ab Dezember ist auf unserem Channel bei ARTE Creative Isabell Spenglers SYNCPOINT zu sehen. Weiterhin gestreamt werden DER FATER (Deutschland 1986, 26') von Christine Noll Brinckmann, Ayse Erkmens COFFEE (Türkei 2007, 25'), Marie Losiers TONY CONRAD DREAMINIMALIST (USA 2008, 26', englische OV), Phil Collins SOY MI MADRE (Mexiko 2008, 26’, OV mit engl. UT), Keren Cytters DER SPIEGEL (Deutschland 2007, 4'), Juliane Zelwies’ DIE AUSSTELLUNG (Deutschland 2005, 19’), Florian Zeyfangs INTRODUCTION TO A SHORT HISTORY OF PHOTOGRAPHY (Deutschland 2008, 12’, englische OV), Meggie Schneiders OUR PRIDE AND GLORY (Deutschland 2009, 12’, OV mit engl. UT) sowie Stephen Dwoskins ASCOLTA! (Italien/Großbritannien 2008, 6’). Im Januar wird ein weiterer Film aus dem Verleihprogramm von arsenal distribution online gestellt.
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Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.