Das Novemberprogramm der UdK-Klasse für zeitbasierte Medien und Performance dreht sich um Transgressionen: Das Heimisch-Unheimliche des Melodrams am 9.11. in HOME STORIES (Matthias Müller, 1990), ein mehrfacher 360-Grad-Schwenk in LA CHAMBRE (Chantal Akerman, 1972) und das Leben der Performer/innen: Tanz und Emotionen in Yvonne Rainers LIVES OF PERFORMERS (1972).
Filmfestival goEast präsentiert
Diesjähriger Preisträger des Dokumentarfilmpreises "Erinnerung und Zukunft" ist KONIEC LATA (Das Ende des Sommers, Piotr Stasik, Polen 2010). Er porträtiert mehrere Schüler einer Kadettenschule in der russischen Provinzmetropole Penza. 400 Jugendliche werden hier mit militärischem Drill zu Disziplin und Vaterlandsliebe erzogen. In ihren Uniformen wirken sie wie kleine Erwachsene, doch jenseits der Klassenräume werden sie wieder zu gewöhnlichen Kindern und Jugendlichen, mit Wünschen, Hobbys und Sehnsüchten. Der Film hinterfragt die dominierenden Themen und Fragen – Identität, Patriotismus, Vergangenheit und Zukunft – einer postkommunistischen Generation. Im Anschluss diskutieren Piotr Stasik, Margarete Wach, Grit Lemke, Ulrich Gregor.
Buchpräsentation: Kinoanalyse
Veronika Rall präsentiert ihr bei Schüren in den Zürcher Filmstudien erschienenes Buch Kinoanalyse. Plädoyer für eine Re-Vision von Kino und Psychoanalyse, in dem sie nicht nur die psychoanalytische Filmtheorie der 70er und 80er Jahre einer kritischen Betrachtung unterzieht, sondern darüber hinaus das Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Film auf den Kopf stellt. Anhand von Beispielen geht sie der Frage nach, wie Filme die Psychoanalyse interpretiert haben.
FilmDokument
Der populärwissenschaftliche Aufklärungsfilm DIE GESCHLECHTSKRANKHEITEN UND IHRE FOLGEN (D 1919/20) war das Erstlingswerk der Abteilung Medizinisches Filmarchiv der Ufa-Kulturfilmabteilung. Der Film informiert über Syphilis und Tripper, wurde als "wissenschaftlicher" Film propagiert und sollte jedem Abiturienten vor Schulabgang gezeigt werden. Mit zum Teil abschreckenden Bildern, die heute noch Betroffenheit auslösen, wollte man die Zuschauer auf die Folgen und die Heilbarkeit der Erkrankungen aufmerksam machen.
Vaginal Davis präsentiert Rising Stars, Falling Stars
"I was asking for something specific and perfect for my city, / Whereupon lo! upsprang the aboriginal name. / Now I see what there is in a name, a word, liquid, sane, unruly, musical, self-sufficient, (…) / The mechanics of the city, the masters, well-form'd, beautiful-faced, looking you straight in the eyes, (…) / the most courageous and friendly young men, City of hurried and sparkling waters! city of spires and masts! City nested in bays! my city!" (Aus: Mannahatta von Walt Whitman).
Magical History Tour – Körperbilder
Seit Beginn der Kinematografie geht ein Teil der Faszination bewegter Bilder von der Körperdarstellung der agierenden Personen auf der Leinwand aus: Die ersten Filmaufnahmen zeigen nicht von ungefähr gut gelaunte Arbeiter, turnende Männer oder übermütige Kinder. Es dauerte nicht lange, bis Méliès diesen kurzen dokumentarischen Aufnahmen filmische (Körper-)Experimente der fantastischen, aber auch der drastischen Art zur Seite stellte: Bilder von eleganten Tänzerinnen, die von Zauberhand verschwinden und wieder auftauchen, aber auch Bilder von kopflos wandelnden Skeletten oder von Luftballon-gleich aufgeblasenen und zerplatzenden Köpfen. Ausgehend von diesen gegensätzlichen Polen hat sich die Inszenierung von Körper(teile)n im Film zu einem elementaren Kunstmittel des Kinos entwickelt, deren verschiedenartige Ausformungen in den letzten Jahrzehnten wesentlich das Nachdenken über die menschliche Physis beeinflusst haben. Die diesmonatige Magical History Tour präsentiert signifikante Körperbilder aus 80 Jahren Filmgeschichte und zeigt Sehnsuchtsträger, Fremdkörper, Projektionsflächen, Kollektivkörper, Widergänger und Hybride in ihrer besonderen physischen Präsenz zwischen Faszination und Monstrosität.
AFRIKAMERA 2011: African Filmfestivals – Beyond Present and Future
Von Marrakesch bis Durban, von Ouagadougou bis Nairobi haben sich über die Jahre immer mehr Festivals als Schaufenster für aktuelles Kino aus Afrika und als Sprungbrett für junge afrikanische Filmemacher etabliert. Filmfestivals wie das burkinische FESPACO, das mosambikanische DOCKANEMA, das südafrikanische DIFF oder das tunesische JCC haben es bereits geschafft, sich einen festen Platz als Treffpunkte der globalen Filmszene zu erarbeiten. Jüngere Filmfestivals wie das madagassische Kurzfilmfestival Rencontres du Film Court, das Rwanda Film Festival oder das Kenya International Film Festival sind auf dem Weg dorthin.
In Kooperation mit AFRIKAMERA präsentieren ausgewählte afrikanische Festivals Highlights aus ihrem Programm und machen in Gesprächen den Spirit ihrer Festivals erlebbar.
Kinostart "Submarine"
Mit SUBMARINE von Richard Ayoade startet am 17.11. ein weiterer Film aus dem Programm des diesjährigen Forums in ausgewählten Kinos. Oliver Tate, der Held des Films, ist ein überzeugend durchgeknallter Teenager. Er lebt mit seinen Eltern in der beige-braunen walisischen Provinz – und spinnt. Seine Spinnereien um Jordana, seine erste Liebe, die im Klassenzimmer schräg hinter ihm sitzt, sind einerseits so unglaublich und todessüchtig, wie es nur die erste Liebe sein kann. Als Kind seiner Zeit ist sich Oliver andererseits halb bewusst, dass seine Gefühle vielleicht nur ein Wiederaufguss der Liebesbeziehung seiner Eltern sind. Oder der ersten Liebe seiner Mutter zu dem Esoteriker-Freak und Immer-noch-Nachbarn Graham? Oder ist seine Liebe zu Jordana doch dieses unkopierbar-ozeanische Gefühl, das ihn zuweilen eins werden lässt mit den Sonnenuntergängen am Strand – während all die berufstätigen Erwachsenen um ihn herum die echten Spinner sind? (Dorothee Wenner)
Am 15. November ist es wieder soweit: In der monatlich stattfindenden öffentlichen Sichtung des Living Archive Projekts sind drei Filme aus dem Archiv des Arsenal zu sehen: LA VERIFICA INCERTA von Alberto Grifi und Gianfranco Baruchello (Italien 1965, 31') sowie WERNER HERZOG EATS HIS SHOE (USA 1980, 26') und GARLIC IS AS GOOD AS TEN MOTHERS (USA 1979/1980, 58') von Les Blank. Letztere sind Gegenstand der kinoarchäologischen Forschung von Sabine Nessel, während der Found-Footage-Film LA VERIFICA INCERTA im Rahmen des Projekts von Harun Farocki diskutiert wird. Die beiden Regisseure setzen stereotype Sequenzen bekannter Filme zu einer komischen Filmcollage zusammen und entwerfen dabei eine ironisch-kritische Dekonstruktion des Hollywoodkinos. Den Titel von WERNER HERZOG EATS HIS SHOE kann man durchaus wörtlich nehmen: Aufgrund einer verlorenen Wette isst Werner Herzog seinen Schuh, den er zuvor fünf Stunden in einer Sauce aus Knoblauch und Rosmarin gekocht hatte – was das Leder zwar nicht weich machte, ihm aber einen wunderbaren Geruch verlieh. GARLIC IS AS GOOD AS TEN MOTHERS feiert den Knoblauch in all seinen Erscheinungsformen. "Der Film ist absolut obszön in seiner Besessenheit, mit der er das Anpflanzen und Ernten von Knoblauch verfolgt, das Vorbereiten, Kochen und Essen von Knoblauchgerichten – alles, von ganzen Spanferkeln über Knoblauch-Suppe bis zu einer Krebs-Sauce, die neben haufenweise Knoblauch ganze Tassen Chili-Pulver und Cayenne enthält." (Rob Baker)
Filmmakers' Choice
Die Amateure: Große Gesten, Mord und Musik. In einer neuen Reihe präsentieren FilmemacherInnen, deren Arbeiten wir verleihen, alte und neue Filme von KollegInnen. Am 21.11. machen Eva Heldmann und Sabine Schöbel den Anfang: "Die großen Gefühle und Gesten in Hollywood und (Musik-)Theater und deren anarchische Einverleibung im Experimentalfilm sind unser Thema. In DER BRÄUTIGAM, DIE KOMÖDIANTIN UND DER ZUHÄLTER (BRD 1968) dokumentieren Straub/Huillet eine Aufführung des Münchner Antiteaters. Gegen Fassbinders libertäre Entzauberung setzen sie eine Eloge auf die Liebe. HEINRICH (Sabine Schöbel, D 2011) betrachtet sezierend den singenden Helden. In 1933 (Joyce Wieland, USA 1967) probt eine New Yorker Straße zehnmal den gleichen Auftritt. Über NEURASIA (Werner Schroeter, BRD 1968) schreibt Frieda Grafe: "Idol, Anbetung, Star, Mythos, Ekstase. Es geht nur noch um letzten Sinn, um höchste Bedeutung." BACK TO NATURE (George Kuchar, USA 1967) ist eine ungenierte Hommage an Hollywood.
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Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.