Marie Losiers THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE, im diesjährigen Forum uraufgeführt und mit dem Caligari-Preis sowie dem Teddy für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet und in der Folge auf zahlreichen internationalen Festivals gefeiert, ist ab der kommenden Woche bundesweit in ausgewählten Kinos zu sehen. Im Rahmen der Caligari-Preis-Tour zeigt das Arsenal am 23.11. eine Preview in Anwesenheit von Marie Losier. Danach tourt die Regisseurin durch sieben weitere Städte. Ab Kinostart am 24.11. läuft der Film täglich im Kino Arsenal sowie im Berliner fsk-Kino. THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE (USA/Frankreich 2011) ist ein intimes, berührendes Porträt über das Leben und Werk des bahnbrechenden Performance-Künstlers und Musik-Pioniers Genesis Breyer P-Orridge – bekannt durch Throbbing Gristle und Psychic TV – und seiner Lebens- und Arbeitspartnerin Lady Jaye. Man mag einen Film über die Geschichte der Industrial Music erwarten, über Genesis als Bindeglied zwischen Pre- und Postpunkära, über den Underground seit den 70er Jahren. Das ist er auch, aber erzählt aus der Perspektive einer großen romantischen Liebe. Genesis und Lady Jaye beginnen durch Operationen eins zu werden, ein Drittes, ein Pandrogyn. Beeinflusst, wie so vieles in Genesis’ Arbeit, von Brion Gysins und William Burroughs "Cut Ups", war es der Versuch, zwei einzelne Identitäten zu dekonstruieren, durch die Schaffung einer unsichtbaren Dritten.
Neue Arbeiten bei ARTE Creative
Seit Februar diesen Jahres ist bei ARTE Creative – einer interaktiven Plattform u.a. für experimentelle Film- und Videoarbeiten – eine Auswahl an Filmen von arsenal distribution zu sehen. Jeden Monat kommt ein neuer Film hinzu, der für jeweils ein Jahr gestreamt wird. Ab Dezember ist auf unserem Channel bei ARTE Creative Isabell Spenglers SYNCPOINT zu sehen. Weiterhin gestreamt werden DER FATER (Deutschland 1986, 26') von Christine Noll Brinckmann, Ayse Erkmens COFFEE (Türkei 2007, 25'), Marie Losiers TONY CONRAD DREAMINIMALIST (USA 2008, 26', englische OV), Phil Collins SOY MI MADRE (Mexiko 2008, 26’, OV mit engl. UT), Keren Cytters DER SPIEGEL (Deutschland 2007, 4'), Juliane Zelwies’ DIE AUSSTELLUNG (Deutschland 2005, 19’), Florian Zeyfangs INTRODUCTION TO A SHORT HISTORY OF PHOTOGRAPHY (Deutschland 2008, 12’, englische OV), Meggie Schneiders OUR PRIDE AND GLORY (Deutschland 2009, 12’, OV mit engl. UT) sowie Stephen Dwoskins ASCOLTA! (Italien/Großbritannien 2008, 6’). Im Januar wird ein weiterer Film aus dem Verleihprogramm von arsenal distribution online gestellt.
UdK-Seminar: SO IS THIS. NOW.
Das Novemberprogramm der UdK-Klasse für zeitbasierte Medien und Performance dreht sich um Transgressionen: Das Heimisch-Unheimliche des Melodrams am 9.11. in HOME STORIES (Matthias Müller, 1990), ein mehrfacher 360-Grad-Schwenk in LA CHAMBRE (Chantal Akerman, 1972) und das Leben der Performer/innen: Tanz und Emotionen in Yvonne Rainers LIVES OF PERFORMERS (1972).
Filmfestival goEast präsentiert
Diesjähriger Preisträger des Dokumentarfilmpreises "Erinnerung und Zukunft" ist KONIEC LATA (Das Ende des Sommers, Piotr Stasik, Polen 2010). Er porträtiert mehrere Schüler einer Kadettenschule in der russischen Provinzmetropole Penza. 400 Jugendliche werden hier mit militärischem Drill zu Disziplin und Vaterlandsliebe erzogen. In ihren Uniformen wirken sie wie kleine Erwachsene, doch jenseits der Klassenräume werden sie wieder zu gewöhnlichen Kindern und Jugendlichen, mit Wünschen, Hobbys und Sehnsüchten. Der Film hinterfragt die dominierenden Themen und Fragen – Identität, Patriotismus, Vergangenheit und Zukunft – einer postkommunistischen Generation. Im Anschluss diskutieren Piotr Stasik, Margarete Wach, Grit Lemke, Ulrich Gregor.
Buchpräsentation: Kinoanalyse
Veronika Rall präsentiert ihr bei Schüren in den Zürcher Filmstudien erschienenes Buch Kinoanalyse. Plädoyer für eine Re-Vision von Kino und Psychoanalyse, in dem sie nicht nur die psychoanalytische Filmtheorie der 70er und 80er Jahre einer kritischen Betrachtung unterzieht, sondern darüber hinaus das Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Film auf den Kopf stellt. Anhand von Beispielen geht sie der Frage nach, wie Filme die Psychoanalyse interpretiert haben.
FilmDokument
Der populärwissenschaftliche Aufklärungsfilm DIE GESCHLECHTSKRANKHEITEN UND IHRE FOLGEN (D 1919/20) war das Erstlingswerk der Abteilung Medizinisches Filmarchiv der Ufa-Kulturfilmabteilung. Der Film informiert über Syphilis und Tripper, wurde als "wissenschaftlicher" Film propagiert und sollte jedem Abiturienten vor Schulabgang gezeigt werden. Mit zum Teil abschreckenden Bildern, die heute noch Betroffenheit auslösen, wollte man die Zuschauer auf die Folgen und die Heilbarkeit der Erkrankungen aufmerksam machen.
Vaginal Davis präsentiert Rising Stars, Falling Stars
"I was asking for something specific and perfect for my city, / Whereupon lo! upsprang the aboriginal name. / Now I see what there is in a name, a word, liquid, sane, unruly, musical, self-sufficient, (…) / The mechanics of the city, the masters, well-form'd, beautiful-faced, looking you straight in the eyes, (…) / the most courageous and friendly young men, City of hurried and sparkling waters! city of spires and masts! City nested in bays! my city!" (Aus: Mannahatta von Walt Whitman).
Magical History Tour – Körperbilder
Seit Beginn der Kinematografie geht ein Teil der Faszination bewegter Bilder von der Körperdarstellung der agierenden Personen auf der Leinwand aus: Die ersten Filmaufnahmen zeigen nicht von ungefähr gut gelaunte Arbeiter, turnende Männer oder übermütige Kinder. Es dauerte nicht lange, bis Méliès diesen kurzen dokumentarischen Aufnahmen filmische (Körper-)Experimente der fantastischen, aber auch der drastischen Art zur Seite stellte: Bilder von eleganten Tänzerinnen, die von Zauberhand verschwinden und wieder auftauchen, aber auch Bilder von kopflos wandelnden Skeletten oder von Luftballon-gleich aufgeblasenen und zerplatzenden Köpfen. Ausgehend von diesen gegensätzlichen Polen hat sich die Inszenierung von Körper(teile)n im Film zu einem elementaren Kunstmittel des Kinos entwickelt, deren verschiedenartige Ausformungen in den letzten Jahrzehnten wesentlich das Nachdenken über die menschliche Physis beeinflusst haben. Die diesmonatige Magical History Tour präsentiert signifikante Körperbilder aus 80 Jahren Filmgeschichte und zeigt Sehnsuchtsträger, Fremdkörper, Projektionsflächen, Kollektivkörper, Widergänger und Hybride in ihrer besonderen physischen Präsenz zwischen Faszination und Monstrosität.
AFRIKAMERA 2011: African Filmfestivals – Beyond Present and Future
Von Marrakesch bis Durban, von Ouagadougou bis Nairobi haben sich über die Jahre immer mehr Festivals als Schaufenster für aktuelles Kino aus Afrika und als Sprungbrett für junge afrikanische Filmemacher etabliert. Filmfestivals wie das burkinische FESPACO, das mosambikanische DOCKANEMA, das südafrikanische DIFF oder das tunesische JCC haben es bereits geschafft, sich einen festen Platz als Treffpunkte der globalen Filmszene zu erarbeiten. Jüngere Filmfestivals wie das madagassische Kurzfilmfestival Rencontres du Film Court, das Rwanda Film Festival oder das Kenya International Film Festival sind auf dem Weg dorthin.
In Kooperation mit AFRIKAMERA präsentieren ausgewählte afrikanische Festivals Highlights aus ihrem Programm und machen in Gesprächen den Spirit ihrer Festivals erlebbar.
Kinostart "Submarine"
Mit SUBMARINE von Richard Ayoade startet am 17.11. ein weiterer Film aus dem Programm des diesjährigen Forums in ausgewählten Kinos. Oliver Tate, der Held des Films, ist ein überzeugend durchgeknallter Teenager. Er lebt mit seinen Eltern in der beige-braunen walisischen Provinz – und spinnt. Seine Spinnereien um Jordana, seine erste Liebe, die im Klassenzimmer schräg hinter ihm sitzt, sind einerseits so unglaublich und todessüchtig, wie es nur die erste Liebe sein kann. Als Kind seiner Zeit ist sich Oliver andererseits halb bewusst, dass seine Gefühle vielleicht nur ein Wiederaufguss der Liebesbeziehung seiner Eltern sind. Oder der ersten Liebe seiner Mutter zu dem Esoteriker-Freak und Immer-noch-Nachbarn Graham? Oder ist seine Liebe zu Jordana doch dieses unkopierbar-ozeanische Gefühl, das ihn zuweilen eins werden lässt mit den Sonnenuntergängen am Strand – während all die berufstätigen Erwachsenen um ihn herum die echten Spinner sind? (Dorothee Wenner)
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.