Flimmern auf dem Eisernen Vorhang – Berliner Grenzkinos 1950–1961
Die Filmreihe, Ausstellung und Webseite "Flimmern auf dem Eisernen Vorhang – Berliner Grenzkinos 1950–1961" rekonstruiert die Geschichte der Westberliner Grenzkinos. Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Grenzkinos spielte dabei der Potsdamer Platz. Der amerikanische Filmoffizier Oscar Martay und der Berliner Kinobetreiber Friedrich Wilhelm Foss, der mit der Camera das einzige Nachkriegs-Kino am Potsdamer Platz betrieb, waren die Initiatoren. Die Idee war es, Kinos entlang der Sektorengrenze mit verbilligten Filmvorführungen für Ostberliner zu etablieren. In Zeiten des Kalten Krieges ging es um die Vermittlung der Werte der "freien Welt" durch die Filmproduktionen der Alliierten. Das Filmangebot von ca. 30 Grenzkinos wurde von den Bewohnern Ostberlins begeistert angenommen. Es gab aber auch immer wieder heftige Diskussionen über die Qualität der Filme, die dort gezeigt wurden. "Radau- und Schießfilme" (Western und Krimis) wurden kritisiert, die das jugendliche Publikum anlockten. Die Filmreihe thematisiert verschiedene Aspekte der Grenzkinos.
Die DEFA-Stiftung präsentiert
Im Rahmen ihrer monatlichen Filmreihe zeigt die DEFA-Stiftung im September Dokumentarfilme von Richard Cohn-Vossen und präsentiert eine Premiere: Zum ersten Mal ist die restaurierte Fassung von Cohn-Vossens verbotener Dokumentation ARBEITERFAMILIE IN ILMENAU (DDR 1973) im Kino zu sehen. In einer direkten Gegenüberstellung wird anschließend die geänderte und staatlich zugelassene Fassung PORZELLINER (Heinz Müller, DDR 1977) gezeigt. Den Einstieg in das Programm bildet die Kurzdokumentation NACHTARBEITER (DDR 1973). Richard Cohn-Vossen wird bei der Vorführung anwesend sein und für ein Gespräch zur Verfügung stehen.
Akira Kurosawa: komplette Retrospektive
Sintflutartiger Regen, der auf ein verfallenes Stadttor niedergeht, ein alter Mann, der nachts auf einer Schaukel sitzt, singt und langsam von Schneeflocken bedeckt wird, ein von Pfeilen durchbohrter Samurai-Krieger. Bilder und Szenen wie diese – die Liste ließe sich leicht fortsetzen – haben sich in das filmhistorische Gedächtnis emblematisch eingeschrieben und suchen dort ihresgleichen. In ihnen scheint der gesamte Film aufzublitzen und sich in seiner stilistischen, kompositorischen und nicht zuletzt atmosphärischen Tiefe zu spiegeln. Es sind Bilder, die Sogcharakter haben und den Zuschauer in das einzigartige Œuvre des nicht nur in Japan als "sensei" (Meister) oder "tenno" (Kaiser) verehrten Regisseurs Akira Kurosawa (1910–1998) führen, welches wir im September und Oktober in seiner Gesamtheit, auf 35mm-Kopien und auf der großen Leinwand präsentieren.
Das Programm für den 8. September steht fest: Wir sichten (endlich!) um 19.30 Uhr den Film COME BACK, AFRICA von Lionel Rogosin (USA 1958, 84 min). Um 21.30 Uhr geht es weiter mit Filmen von Riki Kalbe: HEXENSCHUSS (1979, 16mm, 29 min), DIE OPTISCHE INDUSTRIEGESELLSCHAFT ODER DARF'S EIN VIERTELPFUND MEHR SEIN? (1983, 16mm, 45 min) sowie weiteren Arbeiten der Berliner Filmemacherin. Die Veranstaltungsreihe "Öffentliche Sichtung" steht im Zusammenhang mit dem Anfang Juni 2011 begonnenen Projekt Living Archive. Einmal im Monat wählen die TeilnehmerInnen des Projektes für dieses Programm Filme aus. Neben den Sichtungen am Schneidetisch bietet die öffentliche Sichtung einen Rahmen zum Austausch über zumeist selten vorgeführte Kopien. Die in dieser Reihe gezeigten Filme geben Einblicke in die Diversität des Projektes und nicht zuletzt in das Arsenal-Filmarchiv selbst.
Ulrike Ottinger
Der Herbst in Berlin steht ganz im Zeichen von Ulrike Ottinger. Im Haus der Kulturen der Welt zeigt die Weltensammlerin, Filmemacherin und Fotografin in der Ausstellung "Floating Food" (8.9.–30.10.), wie der Umgang des Menschen mit Nahrung auch seine Beziehung zur Umwelt spiegelt und auf diese Weise kulturelle Identität produziert. Die Ausstellung und die Welturaufführung ihres Films Unter Schnee (HKW, 9.9.) sind die zentralen Veranstaltungen zu den Asien-Pazifik-Wochen 2011. Mit der Verleihung des Hannah-Höch-Preises 2011 durch die Kulturverwaltung des Landes Berlin wird das vielschichtige Werk der Filmemacherin und Künstlerin geehrt. Im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) wird anlässlich dieser Ehrung das unbekannte und bisher nicht gezeigte malerische Frühwerk (1963–68) Ottingers ausgestellt (26.11.–22.1.). Das Arsenal lädt von September bis Januar in zwölf Filmveranstaltungen mit Gesprächen und Einführungen dazu ein, das filmische Œuvre von Ulrike Ottinger zu entdecken. Indem das Programm Themen, Zitate, Bilder und Töne der Ausstellungen aufgreift, spiegelt und kommentiert es Ulrike Ottingers Bewegtbild-Welten zwischen Opulenz und Stilisierung, Variationen des Theatralen und Ethnografischen, Kulturgeschichte und Science Fiction, Reflexion und Reise.
Magical History Tour – Stimme, Sprache, Sprechen im Film
Zum zweiten Mal widmen wir unsere Magical History Tour dem Thema Stimme, Sprache und Sprechen im Film. Nicht allein die akustische Beschaffenheit, die Klangfarbe der Schauspielerstimmen und ihre vermeintlich „stimmige“ Einheit mit dem Filmbild verweisen auf die Macht der Stimme im Kino, sondern gerade auch solche Momente, in denen sich Stimmen und Sprache den Bildern widersetzen, beide Elemente auseinanderlaufen und sich voneinander lösen. In vielen der im Folgenden präsentierten Filme wird das formale Spannungsverhältnis zum Grundbaustein und Ausgangspunkt des Plots. Doch auch das Spiel mit der Sprache, die Lust am Sprechen, den exzessiven Einsatz, die besondere Stilisierung, die Konfrontation von Sprachebenen und -stilen wollen wir anhand einiger Beispiele aufzeigen. Durch das bewusste Abrücken von normierten Sprachmustern und das Erzeugen von neuen Sprach- und Stimmlandschaften eröffnen die Filme nicht nur neue Identifikationsmöglichkeiten und Bedeutungsachsen, sondern markieren Verbalität als eigenständiges künstlerisches Ausdrucksmittel, welches weit über seine Funktion als Vehikel eines Textes hinausgeht.
Umbruch und Vielfalt – Marokkanische Filmtage
Schon lange bevor auch Marokko im Zusammenhang mit den aktuellen Protesten in Nordafrika in den Fokus geriet, befand sich das Land im Umbruch. Seit gut 20 Jahren findet hier ein Reform- und Öffnungsprozess statt, in dessen Mittelpunkt die gesellschaftlichen und politischen Partizipationsmöglichkeiten des Individuums stehen. Kunst und Kultur reflektieren diesen Wandel: so die Aufarbeitung der Geschichte der politischen Häftlinge in Marokko, das Leben von Straßenkindern, die Rechte von Frauen, die Auflösung patriarchaler Strukturen, die grassierende Korruption, das Verhältnis zur jüdischen Minderheit und zur Berberkultur sowie Migration und den Traum der jungen Leute von einem besseren Leben auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar.
Avi Mograbi, derzeit Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und Teilnehmer des Living Archive-Projekts, lädt am 10.9. ein zu einer Sichtung der besonderen Art: Die Veranstaltung "A Night at the Archive" findet in unserem Spandauer Außenlager statt. Durch kollektive Auswahlprozesse werden Filme aus dem Regal gezogen und – je nach Wetterlage drinnen oder draußen – Rolle für Rolle gemeinsam gesichtet. Hintergrundinformationen werden vor Ort gesammelt und verbreitet, für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Telenovelic Drama and the Nudity of Words
Am 17.9. zeigen wir bei UnionDocs in Williamsburg/New York ein Programm mit dem Titel "Telenovelic Drama and the Nudity of Words": drei alte und neue Forum-Expanded-Beiträge, in denen es um den Raum geht, den zwei, drei oder mehr Liebende um sich herum abstecken (und ums Älterwerden): SOY MI MADRE (Phil Collins, 2008), DER SPIEGEL (Keren Cytter, 2006) und CET HOMME (Markus Ruff, 2011). Markus Ruff wird zur Vorführung anwesend sein.
Kinostart "Putty Hill"
Mit PUTTY HILL von Matt Porterfield bringt arsenal distribution ab dem 29. September einen Film aus dem Forum 2010 in die Kinos. Der Film, der im Forum uraufgeführt wurde und in der Folge erfolgreich auf zahlreichen internationalen Filmfestivals lief, erzählt vom sozialen Umfeld des jungen Cory, der an einer Überdosis Heroin starb. Am Tag vor seiner Beerdigung versammeln sich seine Familie und Freunde, deren Leben schon weitergehen, obwohl ihnen noch die Verletzbarkeit, die ein so plötzlicher Tod auslöst, ins Gesicht geschrieben steht. Mit einem fast dokumentarischen Gestus der Beobachtung fängt der Film gleichzeitig eine Stimmung und ein Milieu ein. Teenager, die seltsam erschöpft wirken von den Zumutungen des Erwachsenwerdens, denen ein bisschen Zivilisationsgrün am Fluss oder die Skateboardanlage den einzigen Freiraum bieten; Erwachsene, die das Leben nicht nur mit Tattoos gezeichnet hat. Mit großer Behutsamkeit bringt der Film die Orte und Protagonisten zum Sprechen.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.