Rising Stars, Falling Stars präsentiert von Vaginal Davis
Stummfilmexpertin Vaginal Davis stellt NORRTULLSLIGAN (Weibliche Junggesellen, 1923) von Per Lindberg vor: In den 20er Jahren, als es so genannte "kunstseidene" Mädchen gab, die sich neusachlich und unabhängig durchs Leben schlugen, hatten Herren keinen Zutritt zu Räumen, in denen Junggesellinnen wohnten. Im Mittelpunkt des schwedischen Films steht eine Sekretärin, die selbstironisch die Rolle der Erzählerin übernimmt. Sie macht sich keine Illu-sionen über ihr Leben: ihre Arbeit, das Sonntagsessen bei der reichen Tante, die Zudringlichkeiten durch ihren Chef. Ihre Frauen-WG wird schließlich zu einer Streikzentrale. Mit Live-Musik von John und Tim Blue. Anschließend Drinks im Roten Foyer. (24.9.)
Was ist Kino? jour fixe
Mit Beginn des neuen Schuljahres starten wir die zweite Staffel des jour fixe-Programms im Rahmen unseres Filmvermittlungsangebots Was ist Kino? für SchülerInnen und LehrerInnen. Zahlreiche Filme aus unterschiedlichen Ländern und Epochen, Workshops und Gäste stehen in den nächsten Monaten im Mittelpunkt der jeweils am dritten Freitag Vormittag im Monat stattfindenden Veranstaltungen. Wir beginnen am 16. September mit dem Film UNTER KONTROLLE (Volker Sattel, D 2011), der ein Panorama des Nuklearbetriebs in Deutschland entfaltet. In den Kontrollräumen, Reaktorenhallen und Zwischenlagern fokussiert die Kamera die Mühen der Risikobeherrschung. UNTER KONTROLLE bezieht sich auf eine Gegenwart, die zum Zeitpunkt seiner Premiere auf der Berlinale 2011 noch existierte. Fukushima hat sie verändert, bevor der Film in die Kinos kommen konnte. Diese unerwartete Zäsur macht die kritischen Fragen, die der Film stellt, umso relevanter. In Anwesenheit von Volker Sattel.
Empfohlen ab 10. Klasse. Anmeldung unter (030) 269 55 131.
KinoPolska – Zu Gast: Dariusz Gajewski
Im Vorfeld der Andrzej-Wajda-Retrospektive begrüßen wir den Regisseur Dariusz Gajewski, der seinen Spielfilm WARSZAWA präsentieren sowie den Wajda-Klassiker DER MANN AUS MARMOR einführen wird. Warszawa (Warschau, Dariusz Gajewski, PL 2003. 27.9.) Vier Lebenswege kreuzen sich an einem Wintertag in Warschau: Die verliebte Klara, der arbeitslose Pawel, Wiktoria, die in dubiose Machenschaften verwickelt wird und ein Vater, der nach seiner Tochter sucht, nehmen einander zunächst nicht wahr, bis sie ein Autounfall zusammenführt. Ein weiterer Protagonist des melancholischen Episodenfilms ist Warschau, von den einen ungeliebt, für die anderen ein Sehnsuchtsort.
Klassiker nicht nur für Kinder
In Anlehnung an das Thema der Magical History Tour zeigen wir im September Jacques Tatis LES VACANCES DE MONSIEUR HULOT (Die Ferien des Monsieur Hulot, F 1953). Monsieur Hulot, ein liebenswerter Herr, verbringt seine Ferien in einem Badeort und verursacht in aller Unschuld um sich herum ein Chaos, vor allem, wenn er hilfreich sein will. Tati arbeitete beim Ton mit einem komplexen Geflecht aus verschiedenartigsten Einfällen, musikalischen Späßen und witzigen Geräuscheffekten. Die wenigen Dialoge spielen nur eine geringe Rolle, die zumeist unverständlichen Sprachfetzen werden als Akzentgeräusche eingesetzt. Monsieur Hulot spricht im ganzen Film nur ein Wort: "Hulot". Tatis Kino hat seine Vorbilder in der Stummfilmzeit, Hulot ist ein moderner Nachfolger von Charlie Chaplins Tramp, der sich durch Mimik und Gebärden mitteilt. Tati erfand damit die adäquate Tonspur zum Stummfilm. "Tati knüpft an dem Punkt an, an dem wir vor 40 Jahren stehengeblieben sind." (Buster Keaton) (F 1953, 4., 11., 18. & 25.9.)
Neue Arbeiten bei ARTE Creative
Seit Februar diesen Jahres ist bei ARTE Creative – einer interaktiven Plattform u.a. für experimentelle Film- und Videoarbeiten – eine Auswahl an Filmen von arsenal distribution zu sehen. Jeden Monat kommt ein neuer Film hinzu, der für jeweils ein Jahr gestreamt wird. Neu auf unserem Channel bei arte Creative ist Florian Zeyfangs Film INTRODUCTION TO A SHORT HISTORY OF PHOTOGRAPHY (Deutschland 2008, 12’). Weiterhin als Streaming zu sehen sind DER FATER (Deutschland 1986, 26') von Christine Noll Brinckmann, Marie Losiers TONY CONRAD DREAMINIMALIST (USA 2008, 26', englische OV), Ayse Erkmens COFFEE (Türkei 2007, 25'), Phil Collins SOY MI MADRE sowie Keren Cytters Film DER SPIEGEL (Deutschland 2007, 4'). In den nächsten Monaten werden weitere Filme und Videos aus dem Verleihprogramm von arsenal distribution online gestellt.
News from South Africa
In den letzten Jahren kann man unter den jungen südafrikanischen Filmemachern mehr und mehr eine Hinwendung zu persönlichen (Autoren-)Filmen mit eigener Handschrift beobachten. Genauso vermeiden sie es, Stoffe umzusetzen, die sich unmittelbar mit der Apartheids-Geschichte des Landes beschäftigen. In der Folge entstehen persönliche Darstellungen zu Themen wie ethnischer Zugehörigkeit, nationaler Identität und Klassenfragen. Ein zentrales Thema in der südafrikanischen Filmwissenschaft ist seit jeher die Frage nach der nationalen Identität im Film. Unsere Reihe präsentiert Filme von zeitgenössischen südafrikanischen Filmemachern, die Teil des aktuellen Trends eines persönlichen Kinos sind, und damit wohl eine neue Ära des südafrikanischen Filmschaffens einläuten.
Wieland Specks bewegte und unbewegte Bilder
Einerseits drehte Wieland Speck Videos, nur um Standbilder daraus zu erzeugen, andererseits löschte er Aufnahmen, um wiederum neue, dringlichere Bilder auf den teuren VHS-Bändern abzubilden. Will man ihn, der im Juli seinen 60. Geburtstag feiert, porträtieren, dann geht es um drei Dinge, die ohne Bewegung nicht auskommen: queere Geschichte, Kino- und Festivalgeschichte und die Geschichte des geteilten und wiedervereinigten Berlin. Als Speck 1972 aus Freiburg nach Berlin kam, beschäftigte er sich bereits mit Männeremanzipation und homosexueller Identität. Er produzierte Kunst und schuf neue kulturelle Räume. Nachdem er durch Rosa von Praunheim die Kuchars kennengelernt hatte und an der DFFB nicht aufgenommen wurde, ging er nach San Francisco, um dort bei George Kuchar Film zu studieren. Zurück in Berlin, begann er 1982 für die Panorama-Sektion der Berlinale zu arbeiten. Gemeinsam mit Manfred Salzgeber gründete er den schwulen Filmpreis Teddy Award, der seit 1987 während der Berlinale verliehen wird. Seit 1992 ist Wieland Speck Leiter des Panorama. Dass Film aus Einzelbildern besteht, hat der Künstler Speck sich zunutze gemacht: Videostills werden zu fotografischen Arbeiten, Filmstills zu eigenständigen Werken, Dias und Polaroids erzählen Biografien, Fotomontagen schließlich verzerren Perspektiven. Die Möglichkeiten des Kinos fließen als Erfahrung in sein filmisches und künstlerisches Werk.
Magical History Tour – Exzess und Opulenz
Erneut steht die große Geste im Mittelpunkt der Magical History Tour: Filme, die im Spannungsfeld zwischen Exzess und Opulenz angesiedelt sind und deren Überschuss sich in der grenzenlosen persönlichen Involvierung des Regisseurs und/oder in einer entfesselten künstlerischen Vision manifestiert. Opulenz und Exzessivität stellen dabei keinen Selbstzweck dar, sie sind vielmehr Ausdruck eines Gestaltungswillens, der sich oftmals gegen große Zwänge und Widerstände durchgesetzt hat.
Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart
Das Projekt "Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart" hat begonnen! KuratorInnen, FilmemacherInnen, KünstlerInnen und andere Forschende entwickeln Projekte aus dem Archiv-bestand des Arsenals. Living Archive stellt den Versuch einer zeitgemäßen Archivaufarbeitung dar, die nicht nur dem Selbsterhalt dient, sondern gleichzeitig Neues schafft und Zugänge herstellt. Seit Juni sichten die TeilnehmerInnen an Schneidetischen und diskutieren in den Räumen des Kooperationspartners Salon Populaire. Einmal monatlich finden öffentliche Sichtungen statt (19.7. & 16.8.). Der Projektverlauf wird auf unserer Website dokumentiert.
Zwischen Stillstand und Bewegung. Abisag Tüllmanns Arbeiten für den Film
Die Fotografin Abisag Tüllmann interessierte sich zeitlebens für den Film. Anlässlich der Ausstellung „ABISAG TÜLLMANN 1935–1996. Bildreportagen und Theaterfotografie“ im Museum für Fotografie in Berlin (17.6.–18.9.) zeigen wir drei Filmprogramme, an denen sie beteiligt war.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.