Man kommt aus dem Staunen nicht heraus und weiß nicht, wie einem geschieht beim Betrachten der Filme des portugiesischen Filmemachers Miguel Gomes. Seine zwei langen und sechs kurzen Filme warten auf mit schrägen Themen, wilden, mäandernden Formen und einer unbändigen Fantasie. Sie sind eigenwillig in vielerlei Hinsicht, erfinderisch, spielerisch, ausgelassen, unordentlich, anarchisch und absurd. Gomes ignoriert Genregrenzen und Erzählkonventionen, hält sich nicht an die üblichen Spielregeln und bedient sich aller möglichen Mittel aus der filmischen Schatzkiste. Er wirbelt die Zeitebenen durcheinander, bringt kunstvoll die Grenze zwischen Dokumentarischem und Inszeniertem ins Wanken, nimmt innerhalb der einzelnen Filme unerwartete Registerwechsel vor und springt von einem Genre zum nächsten: Seine Filme sind Märchen, Musical, Komödie und Melodram in einem. Häufig geht es um das Erwachsenwerden bzw. um die Angst und die Weigerung junger Männer, erwachsen zu sein. Immer spielt Musik eine wichtige Rolle.
Die Filme von Miguel Gomes sind einzigartig und haben doch viel mit der Geschichte des Kinos zu tun. Es ist kaum möglich, seine Filme zu sehen, und dadurch nicht auf andere verwiesen zu werden: Filme von Rivette, Minnelli, Sirk, Demy, Märchen, Screwball Comedies, Animationsfilme und das Stummfilmkino.