Shimazu Yasujiro (1897–1945, nicht zu verwechseln mit Shimizu Hiroshi) gehört zu jenen Regisseuren, die in den 20er und 30er Jahren für die Firma Shochiku (aber auch für TOHO) arbeiteten und einen realitätsnahen Stil entwickelten, der sich häufig durch ein sozialkritisches Engagement auszeichnete und als "japanische Klassik" der Vorkriegszeit bekannt wurde. Die Regisseure der Firma Nikkatsu (zu denen auch Mizoguchi gehörte) folgten einer anderen stilistischen Linie, die dem Theater näher stand. Bei Shochiku dominierte bereits der Einfluss des US-Kinos und die amerikanische Schnitttechnik, die durch den Kameramann Henry Kotani eingeführt wurde, der zuvor in Hollywood gearbeitet hatte. Shimazu, der nach dem Erdbeben von 1923 in Tokio verblieb und in dem Kamata-Studio von Shochiku arbeitete, drehte zunächst Melodramen, wechselte dann aber zu modernen Alltags-Dramen über, entdeckte neue Darsteller und machte diese zu Stars. Vom Werk Shimazus inspirierten sich viele japanische Regisseure einer späteren Generation, so Gosho Heinosuke und Kinoshita Keisuke, die bei Shimazu als Regieassistenten arbeiteten. "Shimazu Yasujiros Einfluss auf den japanischen Film kann nicht überschätzt werden", schrieb das Festival Tokyo FilmEx in seinem Katalog. Tokyo FilmEx trug im November 2009 durch eine Retrospektive "Nippon Modern: 1930s" zur Wiederentdeckung Shimazus bei.