Rosemarie Blank ist eine Grenzgängerin, nicht nur in ihrem Leben,dass sie zuerst in Deutschland und seit Ende der 70er Jahre in den Niederlanden verbringt, sondern vor allem in ihren Filmen, in denen sie die Grenze des Dokumentar- und Spielfilmgenres immer wieder übertritt, dokumentarisches Material und inszenierte Szenen gekonnt miteinander verbindet bzw. kontrastreich einander gegenüberstellt. Auch inhaltlich beschäftigt sich Blank immer wieder mit Personen, die am Rand, an den Grenzen der Gesellschaft leben, immer wieder ausgegrenzt werden: Wohnungs- wie Heimatlose, Entwurzelte, Menschen im Aufbruch, Behinderte.
South-Pacific Pearls: samoanisches und maorisches Kino aus Neuseeland
Neuseeland ist seit langem nicht mehr nur paradiesisch bis spektakuläre Natur-Kulisse für europäische oder amerikanische Kino- und Fernsehfilme. Seit einigen Jahren entstehen in der Region Filme, die auf internationalen Filmfestivals für große Aufmerksamkeit sorgen. An drei Abenden geben wir einen Einblick in die Vielfalt des samoanischen und maorischen Kinos der letzten Jahre, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Filmen liegt, die den Blickwinkel der maorischen Ureinwohner und der Einwanderer mit fidschianischem und samoanischem Hintergrund einnehmen.
FilmClub: THE HALFMOON FILES - präsentiert von Radio EINS
In Wünsdorf bei Berlin stand die erste Moschee Deutschlands – sie wurde im Jahr 1914 gebaut, für die im sogenannten "Halbmondlager" internierten Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg. Kolorierte Postkarten der Moschee sind jedoch nicht die einzigen Spuren aus jener Zeit: ausgehend von Bild- und Tondokumenten indischer und nordafrikanischer Gefangener unternimmt Philipp Scheffner in THE HALFMOON FILES (D 2007) eine vielschichtige audiovisuelle Recherche. Die "exotischen" Gefangenen waren Forschungsobjekte für Ethnologen, Anthropologen und Sprachwissenschaftler. Sie wurden fotografiert, gefilmt, vermessen, nummeriert, und es wurden Tonaufnahmen gemacht. Auf den Spuren der Stimme des indischen Kolonialsoldaten Mall Singh, die durch den Film geistert, verselbständigen sich die losen Enden der Recherche, machen sich frei und beginnen, eine faszinierende Geistergeschichte zu erzählen. (15.9., mit Diskussion)
THE HALFMOON FILES ist ab dem 20. September täglich im Programm des fsk-Kino in Kreuzberg zu sehen. (www.fsk-kino.de)
Ulrich Gregor zum 75. Geburtstag
Ulrich Gregor hat Geburtstag. Deshalb feiern wir ein Fest an naheliegendem Ort: im Kino Arsenal. Wir – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der "Freunde" und des Forums – gratulieren ihm herzlich mit einem Überraschungsfilm und laden alle ein, diesen Abend mit ihm und uns, mit Film und Wein zu verbringen. Anmeldung wäre schön: arsenal@fdk-berlin.de (18.9.)
THOMAS HARLAN / WANDERSPLITTER - Berliner Premiere
"Hitler hätte mich hier sehen können." – Thomas Harlan, Naziverfolger, Autor und Filmemacher, sitzt in seinem Zimmer in einem Sanatorium, der Kamera zugewandt. Er spricht, denkt nach, bricht ab, spricht weiter. Das Zimmer ist seine Bühne. Der Zuschauer wird zum Zuhörer. THOMAS HARLAN / wandersplitter (D 2006) von Christoph Hübner und Gabriele Voss bietet einem sprachmächtigen Erzähler Raum, der weniger als Zeitzeuge im Sinne der "oral history" fungiert, als vielmehr aktiv dichtet und verdichtet. Seine sprachgewaltigen Erzählungen handeln unter anderem von der Begegnung mit Hitler als Kind, von der stillschweigenden Rehabilitierung von Kriegsverbrechern in den 50er Jahren, von "Sprache als Kathedrale", angezündeten Kinos und vom ambivalenten Verhältnis zu seinem Vater, dem Jud-Süß-Regisseur Veit Harlan. THOMAS HARLAN / wandersplitter ist nicht nur ein Porträt, sondern auch ein Film über die Macht der Rede, der erlebbar macht, wie Erinnerung funktioniert: diskontinuierlich, mit Unterbrechungen, Auslassungen und mitunter auch fiktionalen Hinzufügungen. Wir freuen uns, zur Berliner Premiere des Films am 4. September Christoph Hübner zur Diskussion begrüßen zu dürfen. Auch Jean-Pierre Stephan, Autor der soeben im Eichborn Verlag erschienenen Harlan-Biografie, ist zu Gast. (4.9.)
ALS LANDWIRT - Berliner Premiere
Wir freuen uns, die Berliner Premiere des neuen Films von Stefan Hayn & Anja-Christin Remmert mit anschließender Diskussion im Arsenal zu präsentieren. "Ausgangspunkt für den Film ALS LANDWIRT war die zufällige Begegnung mit Klaus Geißendörfer und seiner Familie sowie die Wiederbegegnung mit der Landschaft und dem Dialekt aus DAS FESTSPIEL (1996). Worum geht's? Um Landwirtschaft, konventionelle Landwirtschaft, um Fragen zur Arbeit, um die Jahreszeiten, um diese jetzige Zeit der Restauration aus einer anderen, nicht städtischen Perspektive, die als rückwärtsgewandte seit langem verschrien ist und die der Film so bewusst, so distanziert, so solidarisch und so regional-konkret wie möglich einnimmt. Nach einem Großbrand in Burgstall im Juli 2003 standen die Geißendörfers vor der Frage: Aufhören oder risikoreich vergrößern? Wir haben bei der Eröffnung ihres neuen Stalls im September 2005 begonnen zu drehen und sind dann über ein Jahr viermal wiedergekommen." (Stefan Hayn & Anja-Christin Remmert.) (30.9. mit anschl. Diskussion, Vorfilm: DAS FESTSPIEL, 1996)
32
1932, vor genau 75 Jahren am 25. September kam er in Toronto zur Welt, vor 25 Jahren (am 4. Oktober 1982) verstarb er dort: Glenn Gould, der 1955 die noch heute als Idealversion anerkannten Interpretation der 32 Goldberg-Variationen aufnahm und damit zu einem der führenden Pianisten der Musikgeschichte wurde. Die Variationen dienten dem kanadischen Regisseur François Girard als Vorbild zu seinem Film THIRTY-TWO SHORT FILMS ABOUT GLENN GOULD (1993). In 32 Episoden setzt er sich mit den vielfältigen Facetten Glenn Goulds auseinander, ohne dabei den ausgetretenen Pfaden konventioneller Künstlerdokumentationen zu folgen. Dem Zuschauer erschließt sich Gould nicht nur als Künstler und Musiktheoretiker, sondern auch als Financier, Humorist, Gestalter ungewöhnlicher Radiosendungen, Naturliebhaber, Häretiker und als wohl berühmtester Telefonierer der Zeitgeschichte. (24., 26. & 30.9.)
Filmdokument
Während des Ersten Weltkriegs gedrehte dokumentarische Aufnahmen zeigen so gut wie nie das Kriegsgeschehen. Diese "Kriegsfilme" entstanden in der Regel weit hinter der Front oder bei Manövern. Trotzdem sind sie auch heute noch in der Lage, uns die Schrecken des Krieges vor Augen zu führen. Das Programm versammelt seltene Wochenschauen, Propagandafilme und Kriegsberichte, die in Farbe überliefert sind. Heute sind jene Aufnahmen interpretationsbedürftig. Diese viragierten und kolorierten Filme wollen dem dokumentarischen Material keinen realistischen Mehrwert hinzufügen. Vielmehr verstärken sie ihren Stimmungsgehalt: hier bedrohlich, wo die Kino-Kriegsschau brennende Petroleumlager zeigt, dort beruhigend, wenn eine Fliegerfahrt vom Bodensee zur Zugspitze Luftaufnahmen friedlicher Landschaften vorzeigt. Monochrom eingefärbte Filme wie eine Eiko-Wochenschau über die Heimkehr des Handels-U-Boots "Deutschland" in Bremen verleihen den Bildern eine größere Tiefenwirkung. Häufig erfolgt die Virage der Filme aber wahl- und gedankenlos, etwa wenn die Erprobung neuer Feld-Sanitäts-Autos rot eingefärbt wird. Weitere viragierte Sujets des Programms: In Nürnberg lernen Kriegsinvaliden mit Hilfe von Prothesen wieder arbeiten, eine Huldigung an Generalfeldmarschall von Hindenburg zu seinem 70. Geburtstag, ein propagandistischer Trickfilm mit antibritischer Hetze sowie die letzte deutsche Offensive an der Westfront, die Schlacht zwischen Aisne und Marne von Ende Mai 1918.
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv. Einführung: Jean-Paul Goergen. (28.9.)
Sieben Forums-Filme beim Asian Women's Film Festival
Das Asian Women's Film Festival (19.-23. September 2007 im Kino Arsenal in Berlin) präsentiert jüngere Arbeiten von Filmemacherinnen aus acht asiatischen Ländern. Im Programm finden sich gleich sieben Forums-Beiträge der letzten Jahre, unter anderem Faces of a Fig Tree, das Regiedebüt von Momoi Kaori.
Japanischer Filmclub
"Ich suche nicht die Zustimmung eines anonymen Massenpublikums", so Masashi Yamamoto über seinen Film ROBINSON NO NIWA (Robinsons Garten, Japan 1986/87) in einer manifestartigen Erklärung zu seinem und zum unabhängigen Film der 80er Jahre in Japan. "Was wir brauchen, sind radikale, nicht preisgekrönte Inhalte und aggressive Ehrlichkeit." In ROBINSON NO NIWA geht es um – Pflanzen. Pflanzen in der Stadt. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Kumi, die aus einem Apartmenthaus in eine Ruine zieht, und ihre Freunde Maki und Kie, die sich entschließen, die Stadt zu verlassen und sich auf die Insel Ko-musei im Südosten Asiens zurückzuziehen. Vor diesem Hintergrund zeigt der Film, gestaltet als visuelles Poem, die Macht der Pflanzen, die eine Ruine überwuchern und sogar den Umweltgiften moderner Städte widerstehen. (24.9.)
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.