Dass künstlerische Produktion und ökonomische Bedingungen in enger Wechselwirkung stehen, ist allgemein bekannt. Doch es gibt zahlreiche Filme, die auf radikale Weise aus den ökonomischen Rahmenbedingungen kreatives Potenzial geschlagen haben. Um verschiedene künstlerische Strategien im Umgang mit Produktionsmitteln geht es in einem Seminar, das der Filmemacher Ulrich Köhler (Bungalow; Montag kommen die Fenster) an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) anbietet. In der Hauptsache werden minimalistische Werke von Autoren betrachtet, die in der freiwilligen Selbstbeschränkung künstlerische Chancen gesehen haben und deren Konzeption durch kreative und produktionelle Reduktion besticht. Aber auch die "Verschwender" werden thematisiert: Filmemacher, die einen günstigen Moment ihrer Karriere nutzten, um extrem aufwendige, konzessionslose Filme zu drehen. Unter den fünf Filmen, die wir in diesem Zusammenhang zeigen, ist auch eine Berliner Erstaufführung: der auf zahlreichen internationalen Festivals erfolgreiche Film LOS MUERTOS von Lisandro Alonso, der leider in Deutschland keinen Verleih hat. Eine weitere Rarität im Programm ist Dennis Hoppers THE LAST MOVIE. Zu beiden Filmen hält Ulrich Köhler eine Einführung.
Fernando Pérez und der kubanische Film
Auch im neuen Jahr dürfen wir den berühmten kubanischen Regisseur Fernando Pérez im Arsenal begrüßen. An drei weiteren Terminen wird er sein Seminar zum kubanischen Film, welches er zur Zeit als Samuel-Fischer-Gastprofessor an der FU hält, mit zwei Klassikern des kubanischen Films und der Präsentation des jüngsten Films von Rolando Diaz ergänzen.
Alfred Grenander und die Kunst der Metropole
Wer kennt sie nicht, die Berliner U-Bahnhöfe Wittenbergplatz, Deutsche Oper, Krumme Lanke? Der Architekt selbst, Alfred Grenander, geriet bald in Vergessenheit. 75 Jahre nach seinem Tod ehren die Schwedische Botschaft Berlin und das Deutsche Technikmuseum Berlin den gebürtigen Schweden mit der Ausstellung "Berlin unter und über der Erde – Das Werk von Alfred Grenander". Die Ausstellung gibt einen Überblick über das umfangreiche Werk Alfred Grenanders (1863–1931), seine Gestaltung von Bahnhöfen und Fahrzeugen, aber auch seine Entwürfe für Villen, Wohnräume und Möbel. Anlässlich dieser Ausstellung kombinieren wir eine Auswahl zeitgenössischer europäischer Spiel- und Dokumentarfilme, die auf ganz unterschiedliche Weise das Thema "U-Bahn" in den Mittelpunkt rücken, mit einer Reihe von frühen Filmen, die in den 10er und 20ger Jahren einige der Impulse der sich rasant entwickelnden Verkehrstopografie der Großstädte aufgriffen und künstlerisch spiegelten. Die gleichermaßen das Bild und die Entwicklung der Stadt Berlin prägende und von ihr geprägte Arbeit des schwedischen Architekten dient als Ausgangspunkt für eine Betrachtung der filmischen Umsetzung von Themen wie Geschwindigkeitsrausch, Mobilisierung des Blicks, Visionen der vertikalen Stadt, der öffentliche Raum, Unterwelten und die frühen Träume vom Global Village.
Kino Polska
Unter neuem Titel – Kino Polska – aber weiterhin dem polnischen Kino verbunden, wollen wir auch im Januar wieder zwei wichtige Filme der polnischen Filmgeschichte präsentieren, die beide auf unterschiedliche Weise Ereignisse in Polen während des Zweiten Weltkriegs unter deutscher Besetzung thematisieren.
Kino im Kopf
Unsere Reihe "Kino im Kopf", mit der wir die gleichnamige Ausstellung zu Psychologie und Film seit Sigmund Freud im Filmmuseum Berlin begleiten, findet im Januar ihren Abschluss mit drei Filmen von Woody Allen, einer Abschlussveranstaltung der Deutschen Kinemathek zu "Erinnerung im Film" und einer Lesung von Monika Rinck.
Kino im Kopf - Lesung Monika Rinck
Eigentlich sei das keine große Sache, lässt Iris Murdoch einen Psychoanalytiker in einem ihrer Romane sagen, es gehe eher darum "some sort of ad hoc expert on misery and guilt" zu werden. Das ist das psychische Gelände – der Bewusstseinsraum unter Leidensdruck –, in dem das Material wahrnehmbar gemacht werden muss, damit es wahrheitsfähig wird. Wir sprechen von Trümmern von Objekten, protomentalen Systemen, verkapselter Angst, vorgedanklichen, nicht-repräsentierbaren Vorgängen, katastrophaler Weite, einer irren Rätselschrift, die sich nicht lesen lässt. Der Analytiker W.R. Bion zeigt, was es bedeutet, mit "etwas so Schrecklichem wie dem menschlichen Bewusstsein zu arbeiten" – um Denken zu ermöglichen, um zu heilen. In ihrem Vortrag "Diese Peepshow ist dein Sarg" geht Monika Rinck, begleitet von W.R. Bion, Mark Rothko und Stan Brakhage, den Wahrnehmungsvorgängen nach, aus denen die Psychoanalyse ihr Material bezieht. (7.1.)
Filmclub
Anekdotisch und von leichter Hand inszeniert zeigt Dietrich Brüggemann im programmatisch betitelten NEUN SZENEN (D 2006) die Lebenskrisen und -fragen der Generation der 20-Jährigen. In neun Szenen und in neun Plansequenzen werden Beziehungen, Generationenkonflikte und Liebeskonflikte auseinandergeredet, ver- und zerredet. Ein lakonisches Porträt einer Generation und ihrer Eltern, formal auf überzeugende Weise umgesetzt. (27.1., in Anwesenheit des Regisseurs)
Ä wie ätherische Filme
"Eines der größten Werke dieses einzigartigen Filmemachers und zugleich eines seiner minimalistischsten: zehn Einstellungen vom Himmel, jede mit einer Dauer von zehn Minuten – TEN SKIES (James Benning, USA 2004). Die Erfahrung, diesen Film zu sehen – und zu hören –, ist sagenhaft reichhaltig und intensiv. Die Himmelslandschaften sind voller Leben und verändern sich mit Lichtgeschwindigkeit. Unter Rückgriff auf zehn Kurzgeschichten, die 'insinuiert', an keiner Stelle jedoch 'erklärt' werden, schafft die Tonspur einen gleichermaßen reichen Erzählraum. Ein Meisterwerk." Alexander Horwath (4. & 8.1.)
Japanischer Filmclub
UNTAMAGIRU (Tsuyoshi Takamine, Japan 1989) basiert auf einem der populärsten Stücke des traditionellen Okinawa-Theaters. Der Held Untamagiru wird darin in einem verzauberten Wald zum gerechten Räuber. Gesprochen wird ausschließlich im Okinawa-Dialekt. Der Film spielt auf den Okinawa-Inseln 1969 unter der amerikanischen Besatzung, als der zukünftige Status Okinawas unklar war und verwebt die politische Situation mit der archaischen Zauberwelt des Theaterstücks. Die Grenze zwischen Realität und Träumen verwischt, alte Sagen stehen neben der amerikanischen Militärverwaltung. (22.1.)
FilmDokument
In dem abendfüllenden Dokumentarfilm NEUE WELT – VOM WIGWAM ZUM WOLKENKRATZER (1954) zeichnet Curt Oertel die Entwicklung der amerikanischen Architektur von den Inkas und Mayas bis zur frühen Moderne und den Wolkenkratzern New Yorks nach. Hier werden vor allem die Arbeiten europäischer Architekten wie Walter Gropius, Erich Mendelsohn, Richard Neutra und Mies van der Rohe herausgestellt. Zweieinhalb Jahre lang recherchierte Oertel für seinen Amerika-Film, der stilistisch an der Schwelle von Kultur- und Dokumentarfilm angesiedelt ist. Der Film will nichts weniger als ein Gesamtbild der architektonischen und geschichtlichen Entwicklung Amerikas vom Wigwam der Indianer bis zu den eindrucksvollen Bauten der modernen Zeit geben: die Entwicklung Amerikas im Spiegel seiner Architektur. Geschickt verbindet Oertel dokumentarische Aufnahmen mit historischen Gemälden, Plänen und Zeichnungen, die er durch eine geschickte Kameraführung dynamisiert und lebendig erscheinen lässt. Die Musik unter Leitung von Werner Richard Heymann greift Melodien alter und neuer Volkslieder auf. (26.1., Einführung: Jeanpaul Goergen) Eine Veranstaltungsreihe von CineGraph Babelsberg. Berlin-Brandenburgisches Centrum für Filmforschung und den Freunden der Deutschen Kinemathek, Berlin, in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin.
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