GEKASHITSU (Das Operationszimmer, Tamasaburo Bando, 1992) basiert auf einem Roman von Kyoka Izumi, einem herausragenden Schriftsteller der Meiji-Zeit und erzählt die Geschichte einer ungelebten Liebe, die in einem dramatischen Moment in einem Operationszimmer kulminiert. Der berühmte japanische Kabuki-Darsteller Bando schafft in seinem Regiedebüt mit minutiös langsamen, konzentrierten Bewegungen eine Atmosphäre, die Raum und Zeit auszulöschen scheint. "Alles bleibt Andeutung in diesem Film. In der meditativen Erinnerung eines Künstlers, der Zeuge beider Ereignisse war, wird ein Zusammenhang impliziert, aber nicht von filmischer Logik erzwungen. Die üppige Pracht des bunten Gartens steht im Kontrast zur kühlen, fahlen Strenge des Operationsraumes, wie die Liebe zum Tod. Der lyrisch schweifende Blick durch die blühende Krone eines Kirschbaumes, das Geheimnis einer weißen Schlange, die musikalischen Töne von Wasserrauschen und Vogelzwitschern, die naturhaften Klänge von Harfe, Violine und Piano: alles scheint zu verharren in traumhafter Imagination." (Anke Sterneborg) Dazu zeigen wir den kurzen HOSO-TAN (Die Geschichte von den Pocken, Shuji Terayama, 1975), der versucht, das Bild als ein Stück Haut zu begreifen. (27.11., mit Einführung)
Kinostarts für Forumsfilme 2006 (Update)
Zahlreiche Filme aus dem Forumsprogramm 2006 hatten im Laufe des Jahres ihren Start in deutschen Kinos, zuletzt Montag kommen die Fenster. Gegenwärtig bringt der Verleih der Freunde der Deutschen Kinemathek weitere Filme in die Kinos: John & Jane und Lenz starten demnächst.
Preise für Forumsfilme auf internationalen Festivals
Die beim Forum 2006 ausgezeichneten Filme 37 Uses for a Dead Sheep und Babooska haben weitere Preise auf internationalen und nationalen Filmfestivals gewonnen. Darüber hinaus erzielten auch die Forumsfilme Là-bas und John & Jane wichtige Auszeichnungen.
ATOS DOS HOMENS
Am 11.01.2007 startet ATOS DOS HOMENS (Acts Of Men) im Verleih von arsenal distribution. In der Nähe von Rio, in Baixada Fluminense, drehte Kiko Goifman seine Aufnahmen von der Verarbeitung eines Massakers, das dort im März 2005 verübt wurde. 29 Menschen wurden von Todesschwadronen getötet. In vier Teile gegliedert berichtet der Film von den Bewohnern wie auch den Killerkommandos der Gegend.
Wer sagt denn, dass Beton nicht brennt, hast Du's probiert? West-Berlin 80er Jahre
Die über 30 Programme und Veranstaltungen umfassende Filmreihe "Wer sagt denn, dass Beton nicht brennt, hast Du's probiert?" zeigt Filme, die zwischen dem Ende der 70er Jahre und der Öffnung der Mauer in West-Berlin entstanden sind. Filme aus und über West-Berlin in einer Zeit, in der über den Potsdamer Platz die Mauer lief und die Fahrt über die Stadtautobahn die große Freiheit bedeutete. Das von der Bundesrepublik subventionierte "Schaufenster des freien Westens" war zu einer Insel für all diejenigen geworden, die sich ohne ökonomischen Druck selbst erfahren und mit allen Mitteln ausdrücken wollten. Man verschrieb sich nicht länger der Weltrevolution, sondern drang auf die Verwirklichung alternativer Lebensformen zwischen Endzeit und Konsumverzicht, Anti-Reagan-Demos und Häuserkampf, Schwulsein und Queerness, Punk, New Wave und Drogen. Im Spiel mit anderen Körperbildern spiegelte sich der Versuch, unterschiedliche Feminismen und indifferente Geschlechterrollen zu praktizieren. "Die Zukunft nicht als düster, sondern gar nicht begreifen", so beschreibt der Filmemacher und Maler Christoph Doering sein Lebensgefühl im West-Berlin der frühen 80er Jahre. Unvoreingenommen loszulegen, auszuprobieren, zu machen, nicht gestern oder morgen, sondern im Hier und Jetzt. Diese Auffassung des Alles-ist-erlaubt war das, wenn auch nur für wenige Jahre währende, Credo der sich damals um Musik, Malerei und Super-8 gruppierenden Szene. Super-8 ermöglichte, mit nur geringen Kosten unabhängige Filme zu produzieren, auch wenn dies den ständigen Ärger mit den technischen Unzulänglichkeiten des Mediums bedeutete. Die Filme wurden in Bars und Cafés gezeigt, aber auch im Rahmen des Forums der Berlinale, hinzu kamen Tourprogramme für Westdeutschland und eigene Festivals (interfilm 1, 1982).
Kinolektüren: Filmische Rekonstruktionen mit Walter Benjamin
"NOW – Das Jetzt der Erkennbarkeit. Walter Benjamins intellektuelle Topografie in Kultur, Kunst und Wissenschaft der Gegenwart" ist ein vom 17. – 22. Oktober stattfindendes Festival mit Ausstellungen, moderiertem Filmprogramm, einem Performance- und Musiktheaterprogramm sowie einer wissenschaftlichen Tagung, organisiert durch das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin in Kooperation mit dem Archiv der Akademie der Künste, dem Museum für Gegenwart – Hamburger Bahnhof, dem Deutschen Rundfunkarchiv, der Staatsoper unter den Linden, der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin und den Freunden der Deutschen Kinemathek. Jede Generation und jede Kultur scheint sich ihren Benjamin anzueignen. Trotz der Fülle vorhandener Werke und Publikationen, die seinem Denken gewidmet sind, zieht die Auseinandersetzung mit ihm immer weitere Kreise: durch Übersetzungen in andere Sprachen und Übertragungen in andere Ausdrucksformen und Medien. Ausgangspunkt des Festivals ist die Erkenntnis, dass Benjamins Schriften oft auf Fragen antworten, die überhaupt erst durch gegenwärtig drängende Herausforderungen deutlich werden. Auch der Umgang mit seinen Ideen ist von dem je besonderen historischen Index geprägt.
Kino im Kopf
Seit dem 14. 9. widmet sich die Ausstellung der Deutschen Kinemathek "Kino im Kopf. Psychologie und Film seit Sigmund Freud" der Beziehung zwischen Psychologie und Film, den filmischen Darstellungen psychischer Phänomene und den tieferen Zusammenhängen von Film und Psychologie. Beide nutzen Assoziationen, sie analysieren und konstituieren Identitäten. Für beide gilt: Nicht das Rationale, sondern das Unbewusste, die Wünsche und Triebe sind der Motor vieler Geschichten. In einem Film- und Vortragsprogramm, das sich bis Januar erstreckt präsentieren wir ein Programm, das das Verhältnis insbesondere der Psychoanalyse zum Film im Blick hat. Kino wird verstanden als Gegenstand, als Produkt und als Ort der Psychoanalyse.
Jenseits des Museums. Die Kunst der Projektion
Ab dem 29. September ist im Hamburger Bahnhof die Ausstellung "Jenseits des Kinos – Die Kunst der Projektion: Filme, Videos und Installationen von 1963 bis 2005" zu sehen. Anhand von sechs thematischen Kapiteln – wie beispielsweise "Trugbilder", "Körperansichten" oder "Fundus Kino" – umreißt die Ausstellung, welche Bedeutung die Kunst der Projektion jenseits des Kinos erreicht hat. Sie zeigt außerdem, welche Inhalte, Techniken und konzeptuellen Ideen diese mediale Kunstform bis heute geprägt haben. Letztlich ist die Kunst der Projektion eine Schule der Wahrnehmung und bietet außergewöhnliche Erfahrungen von lichtbildnerischen Effekten wie Licht, Schatten, Bewegung, Sound, Reflexion. Die veränderten Bedingungen des filmischen Bildes werfen Fragen in Bezug auf die Institution Kino auf, welche in der Filmreihe "Beyond the Museum" perspektiviert werden. Gezeigt werden experimentelle Filmpositionen aus der Zeit zwischen 1945 und Jetzt, welche zum Teil explizit für das Kino, teils als "single channel projection" für den Galerieraum entwickelt wurden und somit die in der Ausstellung "Beyond the Cinema" präsentierten Positionen konterkarieren und erweitern. Die Programme setzen sich wie folgt zusammen:
Magical History Tour
Der Oktober-Spielplan der Magical History Tour ist wieder extrem komprimiert, weil wir zum Ende des Monats abschließen müssen und im vergangenen Jahr weit weniger als 365 Termine zur Verfügung standen. Deshalb gibt es nun einen Parforce-Ritt durch die letzten Kapitel der Filmgeschichte, was dazu führt, dass wir uns auf herausragende Einzelfilme konzentrieren müssen und weniger ein Umfeld oder einen Kontext herausarbeiten können. Wir bewegen uns durch die Kinematografie Osteuropas nach 1945 bis in die 70er Jahre, wobei wir die wichtigsten Aufbruchsbewegungen in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und der UdSSR vorstellen, auch ein jugoslawischer und ein bulgarischer Film sind dabei, und schließlich gibt es einen kurzen Ausblick in die Produktion asiatischer Filmländer (Indien, Japan, China).
Geschichte(n) erzählen: Nach-Bilder der RAF
Auch wenn die RAF ihr eigenes Ende offiziell 1998 verkündet hat, ist diese längst noch nicht "tot", sondern wirkt bis heute nach. Bei zahlreichen Schriftstellern, Künstlern und Filmemachern ist ein Interesse an der RAF, ihrer Geschichte und an den mythischen Legenden, die um Baader-Meinhof-Ensslin bestehen, zu bemerken. Dies mag zum einen damit zusammenhängen, dass mit dem Aufkommen eines globalen Terrorismus, wie er sich in den Anschlägen des 11. Septembers manifestiert hat, ein unmittelbarer Vergleich nahe liegt. Zum anderen hat es sicherlich auch damit zu tun, dass die Kinder der RAF bzw. 68er-Generation mittlerweile in dem Alter sind, wo ein kritischer Rückblick auf ihre Eltern, deren Ziele, Ideale und Utopien angebracht erscheint. Wir begleiten das von Alexandra Tacke und Prof. Dr. Inge Stephan geleitete interdisziplinäre Seminar der Humboldt-Universität zu diesem Thema mit einer Filmreihe, die für alle Interessierten offen ist.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.