Am 11.01.2007 startet ATOS DOS HOMENS (Acts Of Men) im Verleih von arsenal distribution. In der Nähe von Rio, in Baixada Fluminense, drehte Kiko Goifman seine Aufnahmen von der Verarbeitung eines Massakers, das dort im März 2005 verübt wurde. 29 Menschen wurden von Todesschwadronen getötet. In vier Teile gegliedert berichtet der Film von den Bewohnern wie auch den Killerkommandos der Gegend.
Wer sagt denn, dass Beton nicht brennt, hast Du's probiert? West-Berlin 80er Jahre
Die über 30 Programme und Veranstaltungen umfassende Filmreihe "Wer sagt denn, dass Beton nicht brennt, hast Du's probiert?" zeigt Filme, die zwischen dem Ende der 70er Jahre und der Öffnung der Mauer in West-Berlin entstanden sind. Filme aus und über West-Berlin in einer Zeit, in der über den Potsdamer Platz die Mauer lief und die Fahrt über die Stadtautobahn die große Freiheit bedeutete. Das von der Bundesrepublik subventionierte "Schaufenster des freien Westens" war zu einer Insel für all diejenigen geworden, die sich ohne ökonomischen Druck selbst erfahren und mit allen Mitteln ausdrücken wollten. Man verschrieb sich nicht länger der Weltrevolution, sondern drang auf die Verwirklichung alternativer Lebensformen zwischen Endzeit und Konsumverzicht, Anti-Reagan-Demos und Häuserkampf, Schwulsein und Queerness, Punk, New Wave und Drogen. Im Spiel mit anderen Körperbildern spiegelte sich der Versuch, unterschiedliche Feminismen und indifferente Geschlechterrollen zu praktizieren. "Die Zukunft nicht als düster, sondern gar nicht begreifen", so beschreibt der Filmemacher und Maler Christoph Doering sein Lebensgefühl im West-Berlin der frühen 80er Jahre. Unvoreingenommen loszulegen, auszuprobieren, zu machen, nicht gestern oder morgen, sondern im Hier und Jetzt. Diese Auffassung des Alles-ist-erlaubt war das, wenn auch nur für wenige Jahre währende, Credo der sich damals um Musik, Malerei und Super-8 gruppierenden Szene. Super-8 ermöglichte, mit nur geringen Kosten unabhängige Filme zu produzieren, auch wenn dies den ständigen Ärger mit den technischen Unzulänglichkeiten des Mediums bedeutete. Die Filme wurden in Bars und Cafés gezeigt, aber auch im Rahmen des Forums der Berlinale, hinzu kamen Tourprogramme für Westdeutschland und eigene Festivals (interfilm 1, 1982).
Kinolektüren: Filmische Rekonstruktionen mit Walter Benjamin
"NOW – Das Jetzt der Erkennbarkeit. Walter Benjamins intellektuelle Topografie in Kultur, Kunst und Wissenschaft der Gegenwart" ist ein vom 17. – 22. Oktober stattfindendes Festival mit Ausstellungen, moderiertem Filmprogramm, einem Performance- und Musiktheaterprogramm sowie einer wissenschaftlichen Tagung, organisiert durch das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin in Kooperation mit dem Archiv der Akademie der Künste, dem Museum für Gegenwart – Hamburger Bahnhof, dem Deutschen Rundfunkarchiv, der Staatsoper unter den Linden, der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin und den Freunden der Deutschen Kinemathek. Jede Generation und jede Kultur scheint sich ihren Benjamin anzueignen. Trotz der Fülle vorhandener Werke und Publikationen, die seinem Denken gewidmet sind, zieht die Auseinandersetzung mit ihm immer weitere Kreise: durch Übersetzungen in andere Sprachen und Übertragungen in andere Ausdrucksformen und Medien. Ausgangspunkt des Festivals ist die Erkenntnis, dass Benjamins Schriften oft auf Fragen antworten, die überhaupt erst durch gegenwärtig drängende Herausforderungen deutlich werden. Auch der Umgang mit seinen Ideen ist von dem je besonderen historischen Index geprägt.
Kino im Kopf
Seit dem 14. 9. widmet sich die Ausstellung der Deutschen Kinemathek "Kino im Kopf. Psychologie und Film seit Sigmund Freud" der Beziehung zwischen Psychologie und Film, den filmischen Darstellungen psychischer Phänomene und den tieferen Zusammenhängen von Film und Psychologie. Beide nutzen Assoziationen, sie analysieren und konstituieren Identitäten. Für beide gilt: Nicht das Rationale, sondern das Unbewusste, die Wünsche und Triebe sind der Motor vieler Geschichten. In einem Film- und Vortragsprogramm, das sich bis Januar erstreckt präsentieren wir ein Programm, das das Verhältnis insbesondere der Psychoanalyse zum Film im Blick hat. Kino wird verstanden als Gegenstand, als Produkt und als Ort der Psychoanalyse.
Jenseits des Museums. Die Kunst der Projektion
Ab dem 29. September ist im Hamburger Bahnhof die Ausstellung "Jenseits des Kinos – Die Kunst der Projektion: Filme, Videos und Installationen von 1963 bis 2005" zu sehen. Anhand von sechs thematischen Kapiteln – wie beispielsweise "Trugbilder", "Körperansichten" oder "Fundus Kino" – umreißt die Ausstellung, welche Bedeutung die Kunst der Projektion jenseits des Kinos erreicht hat. Sie zeigt außerdem, welche Inhalte, Techniken und konzeptuellen Ideen diese mediale Kunstform bis heute geprägt haben. Letztlich ist die Kunst der Projektion eine Schule der Wahrnehmung und bietet außergewöhnliche Erfahrungen von lichtbildnerischen Effekten wie Licht, Schatten, Bewegung, Sound, Reflexion. Die veränderten Bedingungen des filmischen Bildes werfen Fragen in Bezug auf die Institution Kino auf, welche in der Filmreihe "Beyond the Museum" perspektiviert werden. Gezeigt werden experimentelle Filmpositionen aus der Zeit zwischen 1945 und Jetzt, welche zum Teil explizit für das Kino, teils als "single channel projection" für den Galerieraum entwickelt wurden und somit die in der Ausstellung "Beyond the Cinema" präsentierten Positionen konterkarieren und erweitern. Die Programme setzen sich wie folgt zusammen:
Magical History Tour
Der Oktober-Spielplan der Magical History Tour ist wieder extrem komprimiert, weil wir zum Ende des Monats abschließen müssen und im vergangenen Jahr weit weniger als 365 Termine zur Verfügung standen. Deshalb gibt es nun einen Parforce-Ritt durch die letzten Kapitel der Filmgeschichte, was dazu führt, dass wir uns auf herausragende Einzelfilme konzentrieren müssen und weniger ein Umfeld oder einen Kontext herausarbeiten können. Wir bewegen uns durch die Kinematografie Osteuropas nach 1945 bis in die 70er Jahre, wobei wir die wichtigsten Aufbruchsbewegungen in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und der UdSSR vorstellen, auch ein jugoslawischer und ein bulgarischer Film sind dabei, und schließlich gibt es einen kurzen Ausblick in die Produktion asiatischer Filmländer (Indien, Japan, China).
Geschichte(n) erzählen: Nach-Bilder der RAF
Auch wenn die RAF ihr eigenes Ende offiziell 1998 verkündet hat, ist diese längst noch nicht "tot", sondern wirkt bis heute nach. Bei zahlreichen Schriftstellern, Künstlern und Filmemachern ist ein Interesse an der RAF, ihrer Geschichte und an den mythischen Legenden, die um Baader-Meinhof-Ensslin bestehen, zu bemerken. Dies mag zum einen damit zusammenhängen, dass mit dem Aufkommen eines globalen Terrorismus, wie er sich in den Anschlägen des 11. Septembers manifestiert hat, ein unmittelbarer Vergleich nahe liegt. Zum anderen hat es sicherlich auch damit zu tun, dass die Kinder der RAF bzw. 68er-Generation mittlerweile in dem Alter sind, wo ein kritischer Rückblick auf ihre Eltern, deren Ziele, Ideale und Utopien angebracht erscheint. Wir begleiten das von Alexandra Tacke und Prof. Dr. Inge Stephan geleitete interdisziplinäre Seminar der Humboldt-Universität zu diesem Thema mit einer Filmreihe, die für alle Interessierten offen ist.
1. PornfilmfestivalBerlin - Todd Verow, Maria Beatty und Frans Zwartjes
Wie dem deutschen Feuilleton zu entnehmen ist, durchdringt die Pornografie als Bild- und Wunschmaschine längst wirkungsvoll die Felder der Hochkultur. Ihr wird eine zersetzende und affirmative Kraft zugesprochen, und in ihrer politischen Unkorrektheit bietet sie jede Menge Material, das als Ideengeber der Kunst fungieren könnte. Das 1. PornfilmfestivalBerlin stellt in drei Retrospektiven FilmemacherInnen vor, die diese Kraft erkannt haben: Eine Retrospektive ist dem am 11. November 1966 in Bangor, Maine (USA) geborenen Todd Verow gewidmet, dessen Filme regelmäßig bei den Berliner Filmfestspielen präsentiert wurden. Schon im Alter von zehn Jahren spielte er kleine Rollen und schrieb Theaterstücke. Während seines Studiums an der Rhode Island School of Design drehte er seine ersten experimentellen Kurzfilme. Todd Verow studierte Schauspiel und Regie an der Brown University und Kamera am American Film Institute.
No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night
"No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night" ist eine kollaborativ entwickelte Ausstellung mit Produktionen von Natascha Sadr Haghighian, Judith Hopf/Deborah Schamoni und Ines Schaber, die sich auf unterschiedliche Aspekte des Gespenstischen beziehen. Dabei geht es weniger darum, Gespenster sichtbar zu machen, sondern um die Umstände des Verschwindens und Unsichtbarseins – also um Verhältnisse, die Gespenster hervorbringen. Es ist auch eine Ausstellung über Gespenster der Kunst: über das Phantasma des Alles-Repräsentieren- Könnens, über Medialität als Beschwörung und Bannung, animierte Körper, subjektive Prothesen und die "unmögliche" Notwendigkeit eines Realismus des Gespensts, eines Realismus der Abwesenheit. Wir begleiten die Ausstellung bis November, in diesem Monat mit einer Veranstaltung, die von Anselm Franke eingeführt wird: Mehr als gespenstisch erscheint die Geschichte der 1100 Philippinos, die 1904 zur Weltausstellung nach St. Louis in den USA gebracht wurden. So genannte "Primitive" aus der ganzen Welt wurden dort als Schreckgespenster ausgestellt, um die Errungenschaften der zivilisierten Welt zu würdigen. Marlon E. Fuentes zeichnet in seinem Film BONTOC EULOGY (1995) Spuren seiner eigenen Vorfahren nach, indem er die Geschichte eines Bontoc Igorot-Kriegers mit altem Archivmaterial verwebt: "He who does not look back from whence he came from will never ever reach his destination." POR PRIMERA VEZ (Zum ersten Mal, Octavio Cortázar, 1967) dreht die Blickrichtung um und lässt die Zivilisation zum Gespenst werden: Wandervorführer reisen mit einer mobilen Kinoapparatur in die ländlichen Provinzen Kubas, um Dorfbewohnern, denen das Erlebnis "Kino" völlig neu ist, Filme zu zeigen. (5.10.). – Mehr Infos zur Ausstellung in den KW – Institute for Contemporary Art unter www.kw-berlin.de.
Wolfgang Staudte zum 100.
Dr. Heinz Rathsack – ehemaliger Direktor der dffb und Vorstand der Stiftung Deutsche Kinemathek – fasste die Bedeutung Staudtes 1977 zusammen: "(…) Wolfgang Staudte verkörpert ein Stück deutscher Filmgeschichte. Als eigensinniger politischer Moralist steht er mit den Themen seiner wichtigsten Filme ziemlich einsam in der deutschen Filmlandschaft. (…)" Staudtes filmische Erbe ist von herausragender Bedeutung. In seiner Haltung und mit seinen Filmen ist er noch heute Vorbild. In einem Vortrag 1960 sprach er über seine Vorbilder, über die Künstler, denen seine Bewunderung gilt. Es sind Künstler, "die nein sagen können, wenn sie nein meinen, und die bei aller Schwierigkeit nicht müde werden, das Gute zu wollen und es immer wieder – gewissermaßen als Konterbande – an den Zöllnern des schlechten Geschmacks und der Spekulation vorbeischmuggeln." Wolfgang Staudte wäre am 9. Oktober 100 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren zeigen wir seinen Film KIRMES (1960). (8.10.) (Eva Orbanz) – Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.