1. PornfilmfestivalBerlin - Todd Verow, Maria Beatty und Frans Zwartjes
Wie dem deutschen Feuilleton zu entnehmen ist, durchdringt die Pornografie als Bild- und Wunschmaschine längst wirkungsvoll die Felder der Hochkultur. Ihr wird eine zersetzende und affirmative Kraft zugesprochen, und in ihrer politischen Unkorrektheit bietet sie jede Menge Material, das als Ideengeber der Kunst fungieren könnte. Das 1. PornfilmfestivalBerlin stellt in drei Retrospektiven FilmemacherInnen vor, die diese Kraft erkannt haben: Eine Retrospektive ist dem am 11. November 1966 in Bangor, Maine (USA) geborenen Todd Verow gewidmet, dessen Filme regelmäßig bei den Berliner Filmfestspielen präsentiert wurden. Schon im Alter von zehn Jahren spielte er kleine Rollen und schrieb Theaterstücke. Während seines Studiums an der Rhode Island School of Design drehte er seine ersten experimentellen Kurzfilme. Todd Verow studierte Schauspiel und Regie an der Brown University und Kamera am American Film Institute.
No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night
"No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night" ist eine kollaborativ entwickelte Ausstellung mit Produktionen von Natascha Sadr Haghighian, Judith Hopf/Deborah Schamoni und Ines Schaber, die sich auf unterschiedliche Aspekte des Gespenstischen beziehen. Dabei geht es weniger darum, Gespenster sichtbar zu machen, sondern um die Umstände des Verschwindens und Unsichtbarseins – also um Verhältnisse, die Gespenster hervorbringen. Es ist auch eine Ausstellung über Gespenster der Kunst: über das Phantasma des Alles-Repräsentieren- Könnens, über Medialität als Beschwörung und Bannung, animierte Körper, subjektive Prothesen und die "unmögliche" Notwendigkeit eines Realismus des Gespensts, eines Realismus der Abwesenheit. Wir begleiten die Ausstellung bis November, in diesem Monat mit einer Veranstaltung, die von Anselm Franke eingeführt wird: Mehr als gespenstisch erscheint die Geschichte der 1100 Philippinos, die 1904 zur Weltausstellung nach St. Louis in den USA gebracht wurden. So genannte "Primitive" aus der ganzen Welt wurden dort als Schreckgespenster ausgestellt, um die Errungenschaften der zivilisierten Welt zu würdigen. Marlon E. Fuentes zeichnet in seinem Film BONTOC EULOGY (1995) Spuren seiner eigenen Vorfahren nach, indem er die Geschichte eines Bontoc Igorot-Kriegers mit altem Archivmaterial verwebt: "He who does not look back from whence he came from will never ever reach his destination." POR PRIMERA VEZ (Zum ersten Mal, Octavio Cortázar, 1967) dreht die Blickrichtung um und lässt die Zivilisation zum Gespenst werden: Wandervorführer reisen mit einer mobilen Kinoapparatur in die ländlichen Provinzen Kubas, um Dorfbewohnern, denen das Erlebnis "Kino" völlig neu ist, Filme zu zeigen. (5.10.). – Mehr Infos zur Ausstellung in den KW – Institute for Contemporary Art unter www.kw-berlin.de.
Wolfgang Staudte zum 100.
Dr. Heinz Rathsack – ehemaliger Direktor der dffb und Vorstand der Stiftung Deutsche Kinemathek – fasste die Bedeutung Staudtes 1977 zusammen: "(…) Wolfgang Staudte verkörpert ein Stück deutscher Filmgeschichte. Als eigensinniger politischer Moralist steht er mit den Themen seiner wichtigsten Filme ziemlich einsam in der deutschen Filmlandschaft. (…)" Staudtes filmische Erbe ist von herausragender Bedeutung. In seiner Haltung und mit seinen Filmen ist er noch heute Vorbild. In einem Vortrag 1960 sprach er über seine Vorbilder, über die Künstler, denen seine Bewunderung gilt. Es sind Künstler, "die nein sagen können, wenn sie nein meinen, und die bei aller Schwierigkeit nicht müde werden, das Gute zu wollen und es immer wieder – gewissermaßen als Konterbande – an den Zöllnern des schlechten Geschmacks und der Spekulation vorbeischmuggeln." Wolfgang Staudte wäre am 9. Oktober 100 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren zeigen wir seinen Film KIRMES (1960). (8.10.) (Eva Orbanz) – Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.
Film – Kompetenz – Bildung
Die Themen „"Film – Kompetenz – Bildung" stehen im Mittelpunkt des Kongresses, den Vision Kino – Netzwerk für Film und Medienkompetenz am 26. & 27. 10. im Filmhaus veranstalten. In Wortveranstaltungen und Workshops soll Fragen wie: Wie funktioniert das Verhältnis von rezeptiver und aktiver Filmarbeit mit Kindern und Jugendlichen heute? Wie gestaltet sich Filmbildung in der Praxis? nachgegangen werden. Projektbeispiele aus der Kinder- und Jugendbildung ergänzen die Vorträge und beschreiben Wege und Methoden, um das Wissen über das Medium Film und den produktiven Umgang mit ihm zu fördern. In diesem Zusammenhang stellt der französische Filmwissenschaftler Alain Bergala die Thesen seines Buchs "Kino als Kunst-Filmvermittlung an der Schule und anderswo" vor. Als Avant-Premiere läuft am 26.10. im Arsenal Franka Potentes Regiedebüt: DER DIE TOLLKIRSCHE AUSGRÄBT (D 2006). Der Kongress wird von Vision Kino in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet, ermöglicht aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH. Informationen und Anmeldung zu den Veranstaltungen des Kongresses: www.visionkino.de
FilmClub
Anhand eines Autokinos und seiner Besucher im brandenburgischen Dorf Zempow entwerfen Jean Christopher Burger und Jana Soffner mit ihrem Dokumentarfilm VOR EINBRUCH DER DUNKELHEIT (D 2006) das Panorama einer Gegend und ihrer Bewohner. Einst eine beliebte Urlaubsgegend, entstand hier in den 70er Jahren das erste und einzige Autokino der DDR. Noch heute ist das Autokino beliebt – bei den Jugendlichen, die Stunden vorher anbrausen, um ihre Autos zu präsentieren, bis hin zum Ehepaar, das seit Jahrzehnten dem Kino treu bleibt. Schon Stunden vor Filmbeginn kommen die ersten Zuschauer aus den umliegenden Dörfern und Kleinstädten, holen sich Essen und Trinken aus der Pommesbude, putzen die Windschutzscheibe, treffen Freunde und Bekannte. Nicht die Filme stehen in diesem Kino im Mittelpunkt, sondern seine Funktion als Treffpunkt in einer Gegend, in der es außer Wald und Seen wenig gibt und Freizeitvergnügen selten sind. (14.10.) In Zusammenarbeit mit Radio EINS.
X wie x-mal über Liebe reden-Filme
Nach Frühling, Winter und Sommer beendete Eric Rohmer mit CONTE D'AUTOMNE (Herbstgeschichte) 1998 seinen Vier Jahreszeiten-Zyklus. Die Geschichte einer späten Liebe spielt im frühherbstlichen Weinanbaugebiet am Rhône-Ufer, wo Isabelle und Rosine für ihre beste Freundin, die verwitwete Winzerin Magali, per Zeitungsinserat einen neuen Mann suchen. Doch die forcierte Glückssuche gestaltet sich schwierig. Ein Film über den hinterlistigen Charme der Freundschaft und den Zufall der Liebe, voller feiner Ironie, Eleganz und pointierter Dialoge über das Leben, die Liebe und den Herbst. (2. & 12.10.)
THE MAKING OF
Am 23.11.2006 startet THE MAKING OF im Verleih von arsenal distribution. Dieser vielschichtige, anregende Dokumentarfilm von Viola Stephan versucht bei seiner Recherche über die Fortschritte und Ansätze in der Hirnforschung gleichzeitig über das Medium Film selbst zu reflektieren.
Japanischer Filmclub
KOKUHAKU TEKI JOYU RON (Eingestandene Theorie der Schauspielerlin, Yoshishige Yoshida, Japan 1971) ist eine Reflexion über die Funktion des Schauspielers im Film. Gezeigt werden Ereignisse aus dem Leben dreier Filmschauspielerinnen kurz vor Drehbeginn. Obwohl alle drei mit persönlichen Problemen konfrontiert sind, beginnen die Dreharbeiten ohne Zwischenfälle; sie arbeiten, ohne dass der geringste Ausdruck des Leides in ihrem Leben, ihres Liebeskummers und ihrer familiären Schwierigkeiten ihr eigentliches Befinden verrät. "Die Schauspielerinnen spielen verschiedene Rollen, für andere und für sich, sie spielen ständig, im Bewusstsein angeschaut zu werden, sie verkörpern die Träume der anderen und die eigenen, ihr Leben ist eine Projektion." (Frieda Grafe) (23.10.)
Im Auftrag von arsenal experimental
Kinolektüren: Filmische Rekonstruktionen mit Walter Benjamin von Angela Melitopoulos, Amie Siegel und Florian Zeyfang
Kinolektüren: Filmische Rekonstruktionen mit Walter Benjamin
Angela Melitopoulos, Amie Siegel und Florian Zeyfang
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Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.