In diesem Monat zeigen wir in Zusammenarbeit mit der Mori-Ogai-Gedenkstätte einige kurze Experimentalfilme des legendären japanischen Avantgarderegisseurs, Autors und Theatermachers Shuji Terayama (1935-1983).
FilmDokument
In Sachsenhausen bestand von 1936 bis 1945 eines der größten KZs des NS-Regimes, ein Ort der Massenvernichtung von Gegnern und Opfern des Regimes. Von 1945 bis 1950 existierte auf dem gleichen Gelände das Speziallager Nr. 7: Der sowjetische Geheimdienst NKWD nutzte das Lager für seine menschenfeindlichen Ziele. Unter beiden Regimes kamen Tausende ums Leben. Heute ist das Areal eine Gedenkstätte. – Das Programm zeigt zeitgenössische Filmproduktionen (u.a. den Dokumentarfilm TODESLAGER SACHSENHAUSEN aus dem Jahr 1946 und verschiedene DEFA-Wochenschauen von 1947 und 1950), die versuchen, die komplizierte historische Problematik des Ortes zu thematisieren und für damalige propagandistische Absichten zu instrumentalisieren. (Günter Agde) Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg, in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv. (27.1.)
Polnischer Club
Im neuen Jahr präsentieren wir zwei Klassiker des polnischen Science Fiction-Films, bzw. des „utopischen Films“ wie man das Genre in Osteuropa nannte, um die Terminologie des Klassenfeinds zu vermeiden. Kaum ein anderer polnischer Regisseur hat sich diesem Genre so verpflichtet wie Piotr Szulkin, der mit WOJNA SWIATOW – NASTEPNE STULECIE (The War of the World: Next Century, Polen 1981) und O-BI, O-BA, KONIEC CYWILIZACJI (O-bi, O-ba, Das Ende der Zivilisation, Polen 1984) neue Maßstäbe setzte.
Q wie Quietschvergnügte Filme
Kurz vor der Live-Sendung des Hörspiels „Die Frau des Schicksals“ verlangt die Sprecherin der Hauptrolle, daß ihr Rollenname in Mary Jane geändert wird. Alle geraten in Panik, denn der ausländische Name bringt die Geschichte völlig durcheinander. Überraschende Wendungen bei laufender Sendung führen dazu, daß aus dem Melodram über eine sich auflösende Ehe eine wilde Action-Geschichte wird. RADIO NO JIKAN (Welcome Back, Mr. McDonald, 1997) von Koki Mitani ist eine quietschvergnügte Komödie, in der die Eitelkeiten der Darsteller ein harmloses Hörspiel in einen Reigen hysterischer japanisch-amerikanischer Verwicklungen verwandeln. (30. & 31.1.)
Bruce LaBruce – Copyright Tour 2006
Bruce LaBruce – Enfant Terrible, Agent Provocateur; einer der schwulen Regisseure, die zur New Queer-Cinema-Bewegung, die Anfang der 90er Jahre in Nordamerika entstand, zählt, hat es geschafft, mit billigen, schwulen Filmen größtmögliche Aufmerksamkeit zu erreichen. Seine Fans gibt es überall auf der Welt, angefeindet wird er genauso weitreichend. Angefangen haben er und Gloria B. Jones in Toronto mit Homocore Fanzines Mitte der 80er Jahre. Erste Super8-Filme folgten, die ihren Abschluß fanden mit dem Film NO SKIN OFF MY ASS, der 1990 auf dem Londoner Filmfestival für Furore sorgte. Manohla Dargis, damals noch ganz neu bei der Village Voice, verglich dieses kleine Super8-Filmchen, aufgeblasen auf 16mm, mit asynchronem Ton, mit den Frühwerken von Andy Warhol. In Berlin konnte sich die politisch korrekte Schwulenszene damals nicht dazu durchringen, eine Anzeige im Magnus-Magazin abzudrucken. Skin Heads waren noch nicht angesagt. Wir zeigen eine neu überarbeitete Version des Films. Als Zugabe zeigen wir Kurzfilme: das Musikvideo THE RIVERDALES, RAW und Bruces Auftritt als Lesbe in einem Film von Vaginal Davis. Bruce LaBruce ist zur Vorstellung anwesend. (Jürgen Brüning) (12.1.)
Lost and Found
Anlässlich des Verleihstarts des letztjährigen Eröffnungsfilms und Publikumserfolgs des Internationalen Forums, LOST AND FOUND, präsentieren wir diesen außergewöhnlichen Film in einer Sondervorführung am 13. Januar.
FilmClub
Um die Verschränkung von DDR-Geschichte mit privater Lebensgeschichte und deren jeweilige Aufarbeitung geht es in Celia Rothmunds Film ZEIT OHNE ELTERN (D 2005). Der Film erzählt die Geschichte von zwei Familien. Nach einem gescheiterten Versuch, die DDR zu verlassen, wurden die Eltern 1985 von der Stasi inhaftiert und von den Kindern getrennt, die im Heim oder bei den Großeltern unterkamen. Nach der Haft lebten die Familien zwar wieder zusammen, doch das Erlebte hinterließ Spuren: aufgrund von Schuldgefühlen und -zuweisungen brach die Familie auseinander oder war schwer gezeichnet. Seit der Verhaftung der Eltern war über diese Zeit, das Erlebte und die Folgen nie gesprochen worden. Der Prozess der Erinnerung, der Versuch, die Vergangenheit zu rekonstruieren, steht im Zentrum von ZEIT OHNE ELTERN: Fast 20 Jahre später nähern sich vor allem die jungen Frauen, aber auch die Eltern in langen, intensiven Gesprächen, teilweise an den Orten der Vergangenheit, der Zeit, die ihr Leben veränderte, an. (21.1.)
Shelly Silver: Make A Wish!
Desire, Escape, Wish Fulfillment: um diese Dinge kreist ein Workshop, den die New Yorker Film-, Video- und Installationskünstlerin Shelly Silver derzeit an der UdK leitet. 1992 war Silver Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Seither ist sie während ihrer vielen Reisen, u.a. nach Japan, auch regelmäßig in Berlin zu Gast; ihre Filme und Videos liefen im Arsenal und im Forum, so 2005 WHAT I’M LOOKING FOR. Begehren, Flucht und Wunscherfüllung – dies sind Synonyme für Stillstand und Bewegung, die jeder einzelnen Arbeit Dringlichkeit verleihen. Vernetzungsstrukturen bringen den Stillstand – das einzelne Bild – in Bewegung und ziehen dabei einen Faden hinter sich her, der Dinge miteinander verbindet, die einmal in Parelleluniversen existierten. Dabei entstehen überraschende, oft verstörende Rückkoppelungen und Phantasiebildungen. desiredescape.net ist eine Website (und wird einmal ein Film) für jene, die aus Bereichen ihres Lebens entfliehen wollen: Der Besucher/die Besucherin ist aufgefordert, Texte, Bilder, Videos oder Töne (kurz: Geschichten) zur Verfügung zu stellen, um Erfahrungen, Hoffnungen und Fluchtstrategien mit anderen zu teilen. In Berlin arbeitet Silver mit Studierenden an diesem Projekt. Die Ergebnisse sind in ihrem fortlaufendem Prozess in der Black Box zu sehen. (ab 5.1.)
Retrospektive Peter Watkins
Peter Watkins (geb. 1935 in England) ist nicht nur im Hinblick auf Fragen von Dokumentation und Inszenierung einer der wichtigsten und zugleich am wenigsten gesehenen Filmemacher der letzten 40 Jahre. Die jahrzehntelange Marginalisierung und Vernachlässigung seiner Arbeit zeigt sich in der Kopienlage: Seine Filme sind schwer zugänglich und dementsprechend selten zu sehen. Zwar hat sich die Lage in den letzten Jahren gebessert, eine Reihe von Filmen wurde restauriert und Retrospektiven in Europa und Nordamerika zeugen von einem neuerwachten Interesse. Trotzdem können wir bedauerlicherweise einige Filme nur auf Beta oder DVD zeigen, obwohl uns die Präsentation von Originalformaten am Herzen liegt.
Peter Watkins Filme loten das Verhältnis zwischen Fiktion und Dokumentation und zwischen der Gegenwart und Vergangenheit neu aus. Sie rekonstruieren die Vergangenheit mit modernen Stilmitteln, betrachten Geschichte vor der Folie der Gegenwart und schaffen Zukunftsvisionen, deren Ursprung klar in der Jetztzeit liegt. Seine historischen Rekonstruktionen sind von herkömmlichen Kostümfilmen weit entfernt und verschränken Vergangenheit und Gegenwart. Mit seinen ersten fiktiven Reportagen errang er Aufsehen und Anerkennung.
Sharon Lockhart im Programm Forum expanded
Eine der herausragenden Künstlerinnen, die von arsenal experimental vertreten werden, ist Sharon Lockhart. Ihre neueste Arbeit PINE FLAT (USA/D 2005, 16mm, color, 137 min. 41 sec.) ist nun im Programm Forum expanded im Rahmen der Berlinale 2006 zu sehen.
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Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.