Die Filme von Eugène Green gehören zu den kühnsten, eigenwilligsten und charmantesten Attraktionen des zeitgenössischen Kinos. Seit seinem Regiedebüt im Alter von 53 Jahren mit TOUTES LES NUITS (2001) hat er seinen persönlichen, unverkennbaren Stil konsequent beibehalten und weiterentwickelt: Geschult an der Filmpoetik Robert Bressons, spielen die Darsteller unpsychologisch und minimalistisch, rezitieren ihre Sätze mit direktem Blick in die Kamera oder in stechender Direktheit ihr Gegenüber fixierend. Den Klang und die Kraft der Sprache ausschöpfend, zelebrieren sie in barockem Genuss jede Silbe, während die Ausdrucksweise als solche der Gegenwartssprache entstammt. Die Bildgestaltung (vom ersten Film an von Raphaël O’Byrne verantwortet) bewegt sich zwischen Fragmentierung und intensiver Körper- und Gesichtspräsenz. Von diesen stilistischen Fixpunkten ausgehend, kam mit LE MONDE VIVANT (2003) ein lakonisch-schelmischer Witz hinzu, der das tragikomische Potential seiner Werke ausmacht. Mit dem zunehmenden Materialismus der Inszenierung ging auch eine Erhöhung des spirituellen Gehalts einher. Den Ursprung seines Kinos und seiner Beziehung zur Sprache bildet ein Verlangen, das die weibliche Haupt-figur Émilie in TOUTES LES NUITS artikuliert: „Ich habe nie nach Glück gesucht, sondern nach Freude.“
Eugène Green, gebürtiger Amerikaner, kam in jungen Jahren nach Europa und ließ sich nach Aufenthalten in der Tschechoslowakei und im München der späten 60er Jahre in Paris nieder. Dort gründete er 1977 das Théâtre de la Sapience, mit dem er barockes Theater neu und gegenwärtig dachte. Ab Ende der 90er Jahre debütierte er auch als Autor von Gedichtbänden, Romanen, Essays und Notizen zu einer „Poetik des Kinematographen“ (2009).
In Anwesenheit von Eugène Green an den beiden ersten Abenden zeigen wir sein gesamtes bis heute entstandenes filmisches Werk: acht Langfilme und vier kürzere Arbeiten.