Die 80er Jahre waren ein ungemein produktives Jahrzehnt in Harun Farockis Arbeit als Filmemacher und Autor. Produktionen für das Fernsehen, ein Spielfilm für das Kino, Beiträge für die "Filmkritik". Ein Grund dafür war die freundschaftliche Zusammenarbeit mit Werner Dütsch, der als Filmredakteur beim WDR in Köln zahlreiche Autoren-Filmemacher dieser Zeit beauftragte und damit auch ein Überleben des unabhängigen Dokumentarfilms ermöglichte. Parallel zu den dokumentarisch-politischen Filmen seit den 60er und 70er Jahren verstärkt sich in den frühen 80er Jahren bei Farocki auch ein Interesse am Bild, das sich von der bild-agitatorischen Analyse abwenden möchte. Die 80er waren nicht nur ökonomisch betrachtet ein forderndes Jahrzehnt für ihn, sondern es war vor allem auch von Versuchen geprägt, neue Bild-Horizonte zu erschließen. Die Zusammenarbeit mit Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, die er bereits bei einem Vortrag Straubs im ersten Jahr an der dffb 1966 kennenlernte, spielt für letzteres eine wesentliche Rolle. Hier widmete sich Farocki dem Bild des Spielfilms als mögliche Arbeitsfläche für ein Erzählkino gegen Hollywood. Sein Interesse am Erzählkino ist bereits in Kurzfilmen der 60er sowie 70er Jahre zu beobachten und vertieft sich schließlich in der jahrzehntelangen Zusammenarbeit und Freundschaft mit Christian Petzold, der 1988 an der dffb zu studieren begann. Die Erfahrungen mit der Produktion eines eigenen Spielfilms Mitte der 80er Jahre führten ihn bereits jedoch zu der Entscheidung, sich dem Essay-Film bzw. ab Mitte der 90er der Film-Installation im Ausstellungsraum zuzuwenden.
"Nacheinander/Nebeneinander" ist die bisher umfangreichste Retrospektive der Kino- und Fernseharbeiten Harun Farockis. Gemeinsam mit der Ausstellung "Harun Farocki: Mit anderen Mitteln – By Other Means" (kuratiert von Antje Ehmann und Carles Guerra) im Neuen Berliner Kunstverein, der vom Harun Farocki Institut ausgerichteten Akademie "Farocki Now" im Haus der Kulturen der Welt und dem silent green Kulturquartier (18. bis 21. Oktober) sowie der Fragment gebliebenen, gerade publizierten Autobiografie "Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig" gibt die Reihe Gelegenheit, das Werk des Dokumentaristen in all seinen Verzweigungen zum ersten Mal oder erneut zu sehen. Zahlreiche verloren geglaubte, so gut wie unsichtbare Produktionen konnten dafür in Archiven recherchiert und zusammengetragen werden.