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Das 54. Forum wagt den Neuaufbruch. Die ersten acht ausgewählten Filme richten den Blick auf Geschichte und Gegenwart, auf Frauen und Generationen. Ob widerständiges Biopic oder hybrides Musical, intime Beobachtung oder furioses Roadmovie: Breit aufgestellt in Bezug auf Genres und Kulturräume zeigen die Forumsfilme publikumszugewandt und weltoffen „andere Held*innen“.

Das Sichtungs- und Beratungsteam, das von Barbara Wurm als neuer Leiterin des Forums berufen wurde, hat im Oktober die Arbeit aufgenommen. Divers im Hinblick auf Altersstruktur, Herkunft und filmische Schwerpunkte kooperiert es eng mit den anderen Berlinale-Sektionen und trägt zu einer spannenden Filmauswahl in gesellschaftlich und politisch herausfordernden Zeiten bei.

Es sei dabei Konsens, so Barbara Wurm, dass Filme den gegenwärtig weltweiten Gewaltspiralen entgegentreten können. „Durch Entschlossenheit und Offenheit im Umgang mit filmischen Formen wollen wir die Gaps überbrücken zwischen unseren realen Lebenswelten und einem Kino der Öffentlichkeit.“ Ein Fokus der Auswahl fällt auf Regionen jenseits der westlichen Filmindustriezentren.

„Wir suchen nach Filmen, die nicht selbstbezogen und weltfremd wirken, sondern sich frech einmischen.“

Wie die seismografische Beobachtung von patriarchaler Herrschaft und misogyner Praxis als Unterhaltungskino gelingen kann, zeigt der tamilische Spielfilm KOTTUKKAALI (The Adamant Girl) rund um eine Familie, die ihren Exorzismus-Wahn an einer jungen Frau auslässt; ein hochintelligent gebautes Feuerwerk an Inszenierung und Gesellschaftskritik von Vinothraj PS. Spielerisch und populär macht die Argentinierin Lola Arias mit dem Gefängnis-Musical REAS postdramatisches Theater zum Film. Ein Kollektiv von cis- und trans*-Personen verarbeitet eigene Erfahrungen – als Reenactment.

Vom Gedanken der Community angetrieben ist auch REPUBLIC, eine punkige Produktion aus Singapur und China, die Einblicke in den Beijinger Underground gibt. Auf sechs Quadratmetern verweilen junge Menschen in einer Art Privatclub für Gleichgesinnte, um sich den Zumutungen des chinesischen Turbokapitalismus chillend und kreativ zu widersetzen. Von Schwesternschaft wiederum handelt das poetische Debüt Macu Machíns, LA HOJARASCA (The Undergrowth). Mal stark inszeniert, mal das Leben nachspielend, mal es lebend, entfaltet sich der weibliche Blick dreier älterer Schwestern auf die paradoxen Fragen von Erbschaft, Care-Arbeit, Bürde und existenzieller Sicherheit in der Welt.

Gleich drei Filme sind Biopics, die den Kanon klassischer Heldenvorstellungen konterkarieren. Abdenour Zahzah führte beim Spielfilm über den zentralen Denker der Dekolonisation Frantz Fanon Regie: Sein Film beleuchtet die Zeit zwischen 1953 und 1956, in der Fanon als Psychiater in der Klinik von Blida-Joinville tätig war und im Zuge seiner Auseinandersetzung mit der „École psychiatrique d'Alger“ seine Rassismus- und Kolonialismus-Kritik entwickelte. Das Leben und Arbeiten der österreichischen Malerin Maria Lassnig orchestriert die erneut ins Forum eingeladene Anja Salomonowitz: MIT EINEM TIGER SCHLAFEN fasziniert durch fragmentarische Montage und die Schauspielerin Birgit Minichmayr, die Lassnig in allen Altersstufen verkörpert; ein Existenzkampf in einer Welt von Männern. Dāvis Sīmanis schließlich zeichnet in seiner Geschichtsallegorie MARIJAS KLUSUMS (Maria's Silence) die Karriere der hierzulande wenig bekannten Schauspielerin Marija Leiko nach, die im Moskau der 1930er-Jahre wie viele Künstler*innen Opfer des totalitären Regimes wurde.

Der achte bereits ausgewählte Film ist gleichzeitig Kernfilm des Forum Specials 2024, das sich Netzwerken und Widerstand (Relations and Resistance) aus feministischer Perspektive widmen wird; weitere Informationen hierzu folgen im Januar. Lana Gogoberidze, 93, erinnert in DEDA-SHVILI (Mother and Daughter) an ihre Mutter Nutsa, Georgiens erste Regisseurin. Ein transgenerationales (Selbst-)Porträt als Vermächtnis an die Welt.

Übersicht der bisher bestätigten acht Titel des Forums

Das komplette Programm wird Mitte Januar veröffentlicht.

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