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In den ersten Jahren des Bestehens der Volksrepublik China zeigten Filmvorführer in ländlichen Regionen landwirtschaftliche Lehrfilme und Wochenschauen bei öffentlichen Vorführungen. Vor dem Film zeigte ein solcher Filmvorführer fotografische Dias und erläuterte deren Inhalt im Rhythmus von Bambusklappern. Auf der einen Seite verstärkte diese Klapperrede den Propagandaeffekt, denn diese mit Reimen arbeitende Vortragsweise ließ die langweiligen, statischen Dias leicht und lebendig aussehen. Auf der anderen Seite besaß diese Art von Off-Stimme die nötige Autorität oder Diskursmacht, um das Publikum so zu lenken, dass es die Bilder verstand. Sie steuerte sogar die Emotionen, mit denen die Zuschauer diese Bilder wahrnehmen sollten.

Das Voiceover in meinem Film BREATHLESS ANIMALS (2019) stammt aus einem Gespräch zwischen meiner Mutter und mir. Ich hatte Interviews mit ihr geführt und diese Aufnahmen dann zerhackt und unzusammenhängend montiert. Oft ist diese Off-Stimme gar nicht in der Lage, die Erzählung sinnvoll zu ergänzen. Oft bleibt der Dialog unvollständig, stattdessen nur Wörter oder Satzfragmente. In anderen Momenten wird die vom Voiceover gerade hergestellte Erzähllogik durch Rauschen und andere Soundeffekte unterbrochen. Ich fand es interessant, beim Schnitt auf diese Weise mit den Audioeffekten umzugehen: So wird das Voiceover auch Teil der Musik und des Sounddesigns des Films, aber auch anders herum: Das im Film verwendete Rauschen und die anderen Soundeffekte können ebenfalls als Voiceover angesehen werden.

Die Zuschauenden könnten denken: "Diese ermüdenden Familiengespräche sind nicht besonders interessant", oder: "Traue dem, was er/sie im Film sagt, nicht." Anscheinend neige ich dazu, das Publikum dazu bringen zu wollen, den Inhalt des Voiceover in Frage zu stellen und die damit einhergehende Autorität oder Diskurshoheit auszuhebeln. Auf der einen Seite ist unser Zugang zu Unterhaltung in unserem täglichen Leben und in den sozialen Medien zu direkt, und das Publikum braucht keine Off-Stimme als Anleitung zum Verständnis dieser Bilder. Auf der anderen Seite, wenn man die Klapperrede des Filmvorführers auf dem Lande als eine Art Performance betrachtet, könnte man die inkohärente Montage des Voiceover in meinem Film auch als Performance ansehen oder als eine zusätzliche Präsenz und nicht nur als bloßes Dokumentieren. Die Off-Stimme und die Musik, die Hintergrundgeräusche, die bewegten Bilder und die Standbilder – alles wird zum Material des Performers; wie ein aufs Geratewohl geworfener Tischtennisball, der auf eine Reaktion der Zuschauenden im Kino wartet.
 

Lei Lei, geboren in der Volksrepublik China, lebt als unabhängiger Animator und Künstler in den USA. Neben der Arbeit an preisgekrönten Kurzanimationsfilmen unterrichtet er seit 2018 Animation am CalArts, Los Angeles. Sein erster abendfüllender Film BREATHLESS ANIMALS feierte seine Weltpremiere im Berlinale Forum 2019. THAT DAY, ON THE RIVER läuft im diesjährigen Programm des Forums Expanded.

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Pethke

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