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Das Archiv hören

Die prächtigen Kinopaläste, die zwischen dem Ersten Weltkrieg und den frühen 30er Jahren auf dem Broadway in Downtown L.A. errichtet wurden, verfielen bereits Mitte der 60er Jahre, so wie ein Grossteil der Innenstadt auch. Die weißen Einwohner aus Los Angeles waren in die vermeintliche Sicherheit der Vorstädte geflüchtet. Meine unterprivilegierte Familie konnte dafür jedes Wochenende die aktuellen Hollywood Filme für einen geringen Eintritt in diesen immer noch sehr beeindruckenden Filmtempeln sehen.

Als kleines Kind schaffte ich es irgendwie immer, meiner Mutter und meinen drei älteren Schwestern zu entwischen und alleine loszuwandern, um mich im Projektionsraum wiederzufinden. Ich wusste instinktiv, dass die Magie des Films an diesem Ort ihren Ursprung hat. Seit damals faszinieren mich Filmprojektoren und Vorführer und das rasende Dröhnen der Maschinen. Was ich als Kind nicht wusste, aber jetzt nach vielen Jahren der Arbeit mit dem lebenden und atmenden Archiv des Arsenal feststelle, ist, dass die Magie des Films über den Projektionsraum hinausreicht.

Meine angeborene, kindliche Neugier leitet mich weiterhin, tiefer, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Am Ende hat sich der Spieß von Kind und Mutter umgedreht – oder in meinem Fall vielleicht der Mammy. So scheint es also nur passend, weiter zu machen wie bisher, aber ohne Fanfare: das Archiv zu bemuttern als ein work-in-progress. Bin ich ein erfolgreiches Elternteil? Wer soll das beurteilen? Zumindest weiß ich, wo meine Kinder sind, wenn sie mir in den Vorführraum entwischen.

Als Teil des Living Archive Projekts habe ich meine regelmäßig stattfindende Veranstaltungreihe „Rising Stars, Falling Stars“ erweitert. Fortan soll es darum gehen, die oft komplexe Beziehung zwischen Musik und Film zu ergründen. Natürlich ist das Musical ein Teil dieses Zusammenspiels. Aber das ist nur der Anfang. Wartet ab!

Rising Stars, Falling Stars – Die Filme

Über 40 Mal hat Vaginal Davis das Publikum mit Stummfilmen und Livemusik verwöhnt. Nun fragt sie: "Is there a new way of seeing music in film?" und startete damit im April 2012 ihre neue Serie im Arsenal.
Zum fünften Jubiläum der Reihe ist im Oktober 2012 ein Reader erschienen, der einen Großteil ihrer bezaubernden Einführungstexte auf Englisch enthält.

PORGY AND BESS Otto Preminger, USA 1959, 16 mm, 115 min
Die Verfilmung des gleichnamigen Oper von George Gershwin erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem verkrüppelten Bettler Porgy und der drogensüchtigen Bess, deren ehemaliger Liebhaber, der Gangster Crown, nicht von ihr lassen will.

THE KILLING OF A CHINESE BOOKIE (Mord an einem chinesischen Buchmacher) John Cassavetes, USA 1976, 35 mm, 109 min
Der Besitzer einer zweitklassigen Strip-Bar (Ben Gazzara) soll zur Begleichung enormen Spielschulden einen lokalen Mafiaboss ermorden. Cassavetes wendet sich mit diesem schwarzen Thriller dem Genrekino zu, um es kalt und systematisch zu demontieren.

GOLDEN EIGHTIES Chantal Akerman, Belgien 1985, 35mm, 96 min
GOLDEN EIGHTIES ist eine Filmkomposition von Chantal Akerman. Das Musical spielt in einer fiktiven Brüsseler Einkaufspassage, in der sich alles um die Liebe dreht.

BABES ON BROADWAY Busby Berkeley, USA 1941, 16 mm, 118 min
Eine Gruppe junger Tänzer und Musiker produziert eine eigene Show mit dem Ziel, einen ersten Broadway-Erfolg zu erlangen. Um das Geld für die Theatermiete zusammenzubekommen, geben sie ein Straßenfest. Alles läuft gut, doch mitten in den Proben gibt es eine desaströse Wendung: Das Theater wird auf die Abrissliste gesetzt.

ST. LOUIS BLUES Dudley Murphey, USA 1929, 16 mm, 16 min
ST. LOUIS BLUES enthält die einzigen Filmaufnahmen der „Empress of the Blues“ Bessie Smith, sowie ihre einzigen Tonaufnahmen, die außerhalb der Kontrolle von Columbia Records entstanden.

THE BLANK GENERATION Amos Poe, USA 1975, 16 mm, 55 min
Amos Poes THE BLANK GENERATION ist ein Home Movie über die Geburt des New York Punk mit Iggy Pop, Blondie und Patti Smith.

LES PARAPLUIES DE CHERBOURG Jacques Demy, Frankreich 1963, 35 mm, 92 min
Cherbourg, November 1957: Die 18-jährige Geneviève, die Regenschirme im Geschäft ihrer Mutter verkauft, liebt den Automechaniker Guy. Die erste Liebesnacht bedeutet gleichzeitig den Abschied von ihrem zum Kriegsdienst in Algerien einberufenen Liebhaber. Von ihrer Mutter wird die schwangere Geneviève zur Heirat mit einem wohlhabenden Juwelier gedrängt.

TAGEBUCH EINER VERLORENEN G.W. Pabst, Deutschland 1929, 35 mm, 109 min
Thymian übt eine besondere Anziehung auf Männer aus. Und schnell "passiert" ihr ein Kind mit Folgen: Vom Vater verstoßen, des Kindes beraubt und im Heim gequält, wird sie von einem zwielichtigen Grafen ins Bordell gesteckt. "Und Louise Brooks geht in stummer Schönheit, erschrocken, trotzig, wartend, verwundert durch den Film, als das Mädchen, dem dies passiert. Fast wie ein schöner, tragischer Buster Keaton." (Berliner Tageblatt, 1929)
Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

PYAASA (Ewiger Durst) Guru Dutt, Indien 1957, 35 mm, 147 min
Im Mittelpunkt des Films steht ein erfolgloser Dichter, der nicht einmal innerhalb der eigenen Familie Anerkennung findet. Aufgrund einer Verwechslung wird er für tot erklärt. „Posthum“ wird sein Werk plötzlich als Erfolg gefeiert, während man ihn unerkannt in eine Nervenheilanstalt einweist.

TOCA PARA MI (Spiel für mich/Play for me) Rodrigo Fürth, Argentinien 2001, 35 mm, 103 min
Carlos ist Schlagzeuger in einer Punkrock-Band in Buenos Aires. Als sein Adoptivvater Genaro, ein Akkordeonspieler, stirbt, reist er in das kleine Dorf Los Angeles, das irgendwo in der Pampa liegt. Je weiter er die Punkmusik hinter sich lässt, desto offener wird er für Rhythmen der Folklore.

PERMANENT VACATION (Ferien auf Dauer) Jim Jarmusch, USA 1980, 16mm, 74min
Zum knarzenden Soundtrack lässt sich der jugendliche Protagonist Allie durch die Lower East Side Manhattans treiben. Auf seiner Sinnsuche durch heruntergekommene, leerstehende Wohnblocks und Industriebauten trifft der Charlie-Parker-Fan auf einen Querschnitt an Downtown-Hipstern: Saxophonspieler, Gauner, Erleuchtete, Poeten. Eine melancholische „Odyssey of Cool“.

ZEINAB Muhammad Karim, Ägypten 1950, 35 mm, 111 min
Muhammad Karims ZEINAB ist ein Tonfilm-Remake seines gleichnamigen Stummfilms von 1930. Beiden Filmen liegt Muhammad Husein Haikals gleichnamiger Bildungsroman von 1914 über eine Bauerntochter, die in einem Konflikt zwischen familiären Verpflichtungen und ihren eigenen Hoffnungen gefangen ist, zugrunde.

SALOME’S LAST DANCE Ken Russell, GB 1988, 35 mm, 89 min
Für SALOME‘S LAST DANCE stellte Russell Musik aus klassischen Themen verschiedener Komponisten zusammen, mit dabei Debussy und Delius. Der Film inszeniert eine Privataufführung des von der Zensur verbotenen Theaterstücks „Salome“ für dessen Autor Oscar Wilde. Aufführungsort ist ein luxuriöses Londoner Bordell im viktorianischen Dekor.

BROADWAY MELODY OF 1940 Norman Taurog, USA 1940, 16mm, 102 min
Fred Astaire und George Murphy sind ein glückloses Tanzduo, dessen Freundschaft durch eine unverhoffte Chance auf den großen Broadwayruhm an der Seite von Starlet Claire Bennett (gespielt von Eleanor Powell) auf die Probe gestellt wird.

ON A CLEAR DAY YOU CAN SEE FOREVER Vincente Minelli, USA 1970, 16 mm, 107 min
In einem früheren Leben war Daisy eine umtriebige Hofdame am englischen Königshof. Ihr Leben wird verkompliziert, als sich ihr Psychiater in Daisys historisches Alter Ego verliebt.

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