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Die von Marie-Hélène Gutberlet und Tobias Hering kuratierte Programmreihe „It all depends“ dient der Begleitung und Revision der Arbeitsprozesse in den Teilprojekten von „Visionary Archive“ in Form von regelmäßigen öffentlichen Veranstaltungen im Kino Arsenal. Der Titel „It all depends“ legt den Schwerpunkt sowohl auf die wechselseitigen Bezüge, Hegemonien und Abhängigkeiten zwischen Afrika und Europa, in welche das Kino, die kuratorische Arbeit und die Akteure des Projekts verflochten sind, als auch auf die Verbindungslinien zwischen den Teilprojekten von „Visionary Archive“, die im Entstehen begleitet werden.

Wichtiger Bestandteil dieser Praxis ist das gemeinsame Sichten von Filmen aus dem Archivbestand des Arsenal und damit die Anbindung der aktuellen kuratorischen und Diskussions-Praxis an die überaus spannende und komplexe Geschichte des Arsenal-Archivs. Für die Programmreihe erweist sich ein halbtägiges workshop-ähnliches Format als produktiv. Es ermöglicht die gemeinsame Sichtung und Diskussion mehrerer Filme und bietet dabei den Beteiligten Zeit und Raum, Fragen zu stellen, Bezüge entstehen zu lassen und zu artikulieren. Zu jeder Session von „It all depends“ sind jeweils eine/r oder zwei TeilnehmerInnen explizit eingeladen, in Text- oder anderer Form eine Replik auf die Diskussion zu verfassen, die dann in die Dokumentation des Projekts eingehen wird.

Im Rahmen von „Visionary Archive“ operieren wir zwar mit dem Begriff „Afrikanischen Films“, gleichwohl ist das Interesse des Projekts darauf angelegt, sowohl den generalisierenden Charakter dieses Begriffs, als auch die dabei suggerierte Autonomie einer afrikanischen Kinoproduktion einem genaueren Hinsehen zu unterziehen. Es geht dabei um ein besseres Verständnis ihrer komplexen Vernetzung mit Kino weltweit und um eine breitere Wahrnehmung und kritische Würdigung afrikanischer Kinematografien.

Der Standort von „It all depends“ im Gesamtprojekt Visionary Archive

Die Einzelprojekte in Khartum (Studio Gad), Bissau (Von Boé nach Berlin), Kairo (Revisiting Memory) und Johannesburg (B-Schemes) sind zugleich Partner und Adressaten der Arbeit des Projekts „It all depends“. Sie profitieren – so die Hoffnung – von den Diskussionsergebnissen und Fragestellungen der Programmreihe, indem sie vor einem interessierten und sich mit einer gewissen Kontinuität konstituierenden Publikum ihre Vorgehensweisen und Zielsetzungen rekapitulieren, auch Unzulänglichkeiten und Lücken adressieren können. „It all depends“ dient dazu, die kritische Selbstbefragung zu bündeln, zu ergänzen und einen öffentlichen Resonanzraum zu verschaffen.

Dies beinhaltet auch, mit zusätzlichen Filmen bestehende transkulturelle und translokale Bildpraktiken in die Arbeit der Teilprojekte hineinzutragen, Alternativen zum eigenen Arbeiten zu finden und Perspektiven auf die Nord/Süd-Verhältnisse formulierbar zu machen. Soweit möglich werden hierzu AkteurInnen eingeladen, die sich in ihrer eigenen künstlerischen, bzw. anders formatierten Arbeit mit ähnlichen Fragen des transkulturellen Austauschs und der darin eingelagerten Rolle von Archiven auseinandersetzen. Zur kuratorischen Aufgabe von „It all depends“ gehört außerdem die Arbeit von „Visionary Archive“ während der Projektphase mit der Veranstaltungs- und Recherchepraxis anderer Kulturproduzenten informell zu verknüpfen, wenn sich zeitliche und inhaltliche Überlappungen ergeben.

Summer School 2014

Die seit 2009 jährlich stattfindende Arsenal Summer School wird 2014 unter dem Titel „Reanimation & Re-Enactment: Filmische Formen der Wieder-Begegnung” der konzeptionellen Fährte des Projekts Visionary Archive folgen und von den KuratorInnen Marie-Hélène Gutberlet und Tobias Hering geleitet. An drei Tagen bietet sie die Möglichkeit, sich intensiv und anhand einer reichen Anzahl von Filmen mit den spezifischen Formen des Wieder-Sehens zu beschäftigen, mit denen im Kino Vergangenes gegenwärtig wird.

Veranstaltungen von „It all depends“

Biografien
Marie-Hélène Gutberlet studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Filmwissenschaft in Frankfurt/Main und Basel (Dr. Phil.) und arbeitet als freie Kuratorin, Publizistin und Filmwissenschaftlerin. Sie ist Mitgründerin der Experimentalfilmreihe „reel to real“ (seit 2003 in Frankfurt/Main) und Ko-Initiatorin des „Migration & Media“ mit Symposien und Ausstellungsprojekten – zuletzt „Shoe Shop“ (Johannesburg 2012), „The Space Between Us“ (Berlin und Stuttgart 2013–2014). Zahlreiche Veröffentlichungen und Zeitschriftenbeiträge zum Afrikanischen Kino, Black Cinema, Migrations-, Experimental- und Dokumentarfilm.

Tobias Hering studierte Philosophie in Frankfurt/Main und Berlin und arbeitet als Kurator und Publizist. Neben freien kuratorischen Projekten mit internationalen Film- und Kunstinstitutionen war er Teilnehmer des Projekts „Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart“ (s.a. „Gespenster der Freiheit“). Zudem programmiert er im Kino Arsenal die fortlaufende Reihe „Der Standpunkt der Aufnahme“, in deren Kontext er unlängst die Essaysammlung „Der Standpunkt der Aufnahme – Point of View“ herausgegeben hat. Tobias Hering ist seit 2011 Mitglied im Auswahlkomitee des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestivals (dokfest).

Gefördert durch:

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