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Autumn School für Lehrer*innen: Ästhetik und Politik der Filmmontage

Unter dem Titel "Ästhetik und Politik der Filmmontage" richtet das Arsenal – Institut für Film und Videokunst vom 12.-14.09.2019 zum zweiten Mal eine dreitägige Autumn School für Lehrer*innen in Berlin und Brandenburg aus. Das Fortbildungsangebot führt Filmanalyse und -praxis zusammen und stellt Methoden für den Unterricht vor. Die im Rahmen der Autumn School präsentierten Kurzfilme und Filmausschnitte decken ein breites filmhistorisches und -ästhetisches Spektrum ab, das Spiel-, Dokumentar- und Propagandafilme sowie Beispiele der künstlerischen und politischen Avantgarde umfasst.

Montage ist eine grundlegende filmische Geste, sie ist aber auch ein Grundprinzip des Denkens und der Vermittlung. Denn jedes Bild, das wir wahrnehmen, bezieht sich auf andere Bilder und wird von uns mit Bildern, die wir kennen, assoziiert. Der russische Filmregisseur und Theoretiker Sergej Eisenstein formulierte schon in den 1920er Jahren die These, dass „das Nebeneinanderstellen zweier Aufnahmen“ nicht nur die Summe zweier Bilder, sondern „eine Neuschöpfung“ sei. Die Filmmontage konstruiert Räume und organisiert die Zeitlichkeit eines Films, sie spricht Gefühle an und stiftet Bedeutungen. Im Schnitt werden Filme in Szenen und Sequenzen strukturiert, Handlungen und Sachverhalte zusammengefügt, die Wahrnehmung gelenkt und Überzeugungen postuliert. Die Montage prägt Rhythmus und Form eines Films. Sie ist gleichermaßen Instrument der Bildpolitik wie auch der Ästhetik.

Konzipiert wurde die Fortbildung von den Filmvermittlerinnen Bettina Henzler und Stefanie Schlüter, die das Angebot gemeinsam mit der Filmlehrerin Daniela Nicklisch und der Filmschaffenden Brigitta Wagner umsetzen. Das Angebot ist überregional, schul- und fächerübergreifend. Es richtet sich primär an Lehrer*innen der Sekundarstufen I und II.

Die Autumn School ist eine Veranstaltung des Arsenal – Institut für Film und Videokunst, sie wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, der Universität Bremen, dem Hermann-Hesse-Gymnasium, Berlin-Kreuzberg, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin sowie dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg durchgeführt.

Veranstaltungsort: Kino Arsenal, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin
Eintritt & Materialkosten: 15 EUR
Kontakt & Anmeldung: autumnschool@arsenal-berlin.de
 
Programm

Donnerstag, 12.9.2019: Beziehungen knüpfen – Grundlegende Formen der Montage
Der erste Tag der Autumn School widmet sich grundlegenden Fragen und Formen der Montage. Den Auftakt bildet die Auseinandersetzung mit der kulturellen Praxis des Verknüpfens von Bildern und Filmausschnitten: Welche Rolle spielt das „Montieren“ für Bildung und Kommunikation in der (digitalisierten) Gesellschaft? Wie kann das Montieren als Vermittlungsstrategie eingesetzt werden? Daran anschließend werden verschiedene methodische Zugänge zur Erarbeitung grundlegender Montageformen vorgestellt: Mit einer vergleichenden Analyse von motivähnlichen Filmausschnitten wird reflektiert, wie die Montage Verbindungen zwischen Figuren knüpft und wie Schnitte unsere Beziehung zu dargestellten Personen und Szenarien konstruieren. Anhand eines „Kartenspiels“ aus Filmstills werden sowohl die Lenkung von Aufmerksamkeit und die Manipulation von Gefühlen durch Montage untersucht als auch die Grundlagen des Kontinuitätssystems und dessen Überschreitung erarbeitet.

09.00-10.00: Registrierung & Einführung
10.00-11.30: Eins plus Eins: Fragmente in Beziehung setzen
11.30-13.00: Analyse eines Filmmotivs: Gesprächssituationen im Film
14.00-15.30: Schnelle Schnitte: Montage als Mittel der Kommunikation
15.30-17.00: Kontinuität und Kollision: Montage mit Filmstills
17.00-18.00: Round Table

Freitag, 13.9.2019: Geschichte, Theorie und Praxis der Filmmontage
Am zweiten Tag wird die Auseinandersetzung mit der Montage im Hinblick auf Filmgeschichte, -theorie und -praxis sowie filmische Gattungen und Genres vertieft. Der Blick auf die geschichtliche Entwicklung der Filmmontage – von den Stummfilmpionieren über die russische Avantgarde bis zum klassischen Hollywoodkino – erlaubt es, die verschiedenen Funktionen des Filmschnitts in ihrer weltanschaulichen und propagandistischen Dimensionen zu thematisieren. Ein Kurzfilmprogramm stellt den experimentellen Umgang mit den Mitteln der Montage vor; im Vordergrund stehen die Gestaltung von Bild- und Tonrhythmen ebenso wie der aneignende Umgang mit fremdem Bildmaterial im Found Footage-Film. Die Arbeit mit Found Footage-Material steht ebenfalls im Zentrum der filmpraktischen Übung zur Filmmontage und schließt dabei auch an zeitgenössische Amateur-Formate des Recuts an, die im Internet kursieren.

10.00-12.00: Geschichte und Theorie der Filmmontage
12.00-13.00: Filmprogramm: Experimentelle Kurzfilme aus der Sammlung des Arsenal 
14.30-17.30: Einführung in die Praxis des Filmschnitts (im Filmraum des Hermann-Hesse-Gymnasiums in Berlin-Kreuzberg, Böckhstraße 16, 10967 Berlin)
17.30-18.00: Round Table Optional (nach Voranmeldung): Abendessen im Restaurant „Datscha“ (Graefestr. 83, 10967 Berlin)

Samstag, 14.9.2019: Politik der Montage
Nach einer Auswertungsrunde der filmpraktischen Übung steht am dritten Tag der Autumn School das Thema Politik der Filmmontage noch einmal explizit im Fokus. Im ersten Teil wird anhand von Filmausschnitten aus staatstragenden DEFA-Dokumentarfilmen herausgearbeitet, wie die ehemalige Hauptstadt der DDR mit Mitteln der Filmmontage politisch inszeniert wurde. Dabei wird nicht nur die Frage nach den ideologischen Tendenzen der Montage aufgegriffen, sondern auch die Darstellung von Räumen vertiefend thematisiert. Ein Kurzfilmprogramm mit montagebetonten Filmen von, mit und über Frauen geht im zweiten Teil des Tages der Frage nach der Darstellung von Weiblichkeit und (Selbst-) Inszenierung von Frauen im Film nach.

09.00-10.00: Auswertung der Filmpraxis
10.00-11.00: Der Weg zum Palast der Republik im DEFA-Dokumentarfilm
11.00-12.15: Filmprogramm: Frauenbilder – Inszenierung und Selbstinszenierung im Film
12.15-13.00: Abschlussrunde mit Feedback im Plenum
ab 13:30 h Optional (nach Voranmeldung): Führung durch die aktuelle Ausstellung „Kino der Moderne – Film in der Weimarer Republik“ im Museum für Film und Fernsehen

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur