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Mit unserer ersten Buch-DVD eröffnen wir eine Reihe, die der Aufarbeitung und Aktualisierung der ungeschriebenen Geschichte des deutschen Experimental- und Undergroundfilms gewidmet ist. "Der Begriff 'Avantgarde' wird in seiner perfiden Art nur noch übertroffen von dem Adjektiv 'experimentell'", so zitiert Filmemacherin und Professorin Christine Noll Brinckmann ihren Kollegen Heinz Emigholz in ihrem Essay "Experimentalfilm 1920–1990: Einzelgänge und Schübe". Der Text wird umsäumt von Zitaten, die etwas umschreiben, was in der hegemonialen Geschichtsschreibung durch Abwesenheit glänzt. Dietrich Kuhlbrodt bezeichnet es als "Nestflüchter – das Kino neben dem Kino". Jene experimentelle Kinematografie, historisch mal Fluchtort, mal Insel der Verbannung ("Avantgarde, das heißt, es immer weiter zu treiben, bis zum Exzess: und dann wird man verhaftet", so der Undergroundfilmemacher Wilhelm Hein), scheint heute zu einem neu zu entdeckenden Ort für die Bildende Kunst geworden zu sein, so wie der Experimentalfilm in ihr einen – wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten bewohnbaren – Ort gefunden hat.

arsenal experimental hat es sich zur Aufgabe gemacht, jenem außerhalb des Diskurses verorteten Subjekt Handlungsfähigkeit zu verleihen. Und zwar in drei Sprachen: in der des Films, in der des Begriffs und in der Sprache der Empathie.
Christine Noll Brinckmann beherrscht sie alle. Als Werk einer Filmemacherin, Zuschauerin, Wissenschaftlerin und Autorin sind ihre Filme und Texte wie keine anderen geeignet, eine Reihe zu eröffnen, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch die Rezeption von Filmen Geschichteumzuschreiben. Mit ihren strukturellen und gleichzeitig sehr persönlichen Filmen, die zwischen 1979 und 1989 entstanden, sowie ihren filmtheoretischen Texten stellt Brinckmann ungewöhnliche Verbindungen zwischen Dokumentarfilm, Hollywood, dem Underground und den verschiedenen Facetten des Experimentalfilms her. So ist DIE URSZENE (1981) ein filmischer Kommentar zur feministischen Kritik an Hollywood, DRESS REHEARSAL UND KAROLA 2 (1981) eine Hommage an den Undergroundstar Kenneth Anger, und DER FATER (1989) eine Home-Movie Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte.

Mit Beiträgen von Stan Brakhage, Christine Noll Brinckmann, Robin Curtis, Vinzenz Hediger, Maria Morata, Heide Schlüpmann, Alexandra Schneider, Stefanie Schulte Strathaus und Katharina Sykora.


DVD mit den Filmen von Noll Brinckmann sowie als Extras zwei Texte von Christine Noll Brinckmann und den darin besprochenen Filmen, STILL LIFE (Jenny Okun GB 1976) und CASTA DIVA (erste Episode, Eric de Kuyper, NL 1982).

gefördert durch die Berliner Kulturverwaltung – Künstlerinnenprogramm
ISBN 978-3-927876-25-5
Vertrieb in USA & Kanada Gartenberg Enterprises

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