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Der Blick der Kamera fällt auf eine Frau, die regungslos inmitten des Großstadtgetümmels von Seoul steht. Sie scheint selbst nicht zu wissen, auf wen oder was sie eigentlich wartet. Plötzlich wird sie von drei jungen Männern aus der Provinz angesprochen, die sie mit der Tochter eines Sterbenden verwechseln. Für Geld lässt sie sich überreden, die Rolle der Verschwundenen zu übernehmen, die sich seit Jahren nicht mehr zu Hause gemeldet hat.

Durch die Begegnung mit der anderen Familie, ihren komischen Keifereien und haarsträubenden Geldstreitigkeiten, aber auch mit der Trauer und Zuneigung des Clans, tritt ganz langsam auch die Familiengeschichte der Fremden ins Bild. Allein durch Andeutungen, Gesprächsfetzen, Blicke und mit einer Kamera, die aufmerksam die kleinsten Veränderungen im Gesicht der Hauptfigur registriert, erzählt dieser Film von großstädtischer Isolation und Existenzängsten, von der Entfremdung der Generationen. Nicht nur die Jüngeren gehen ihren einsamen Weg, auch die Älteren haben alle Verantwortung abgelegt. So verdichtet sich Lee Yoon-kis traurig-schöner Film Ad Lib Night zum Porträt einer Gesellschaft, deren Mitglieder das Gefühl füreinander und für sich selbst verloren haben.

Anke Leweke

Lee Yoon-ki, geb. 1965 in Daejeon, Korea. Studium der Betriebswirtschaft in den USA. 1995 erste eigene Kurzfilmregie, 2005 im Forum mit seinem Spielfilmdebüt Yeoja, Jeong-hae (This Charming Girl).

Produktion: KBS N, Seoul

Buch: Lee Yoon-ki, nach einer Geschichte von Azuko Taira

Kamera: Choi Sang-ho

Schnitt: Kim Hyung-joo, Jeong Kwang-jun

Darsteller: Han Hyo-joo, Kim Young-min, Choi Ill-hwa, Kim Joong-ki

Format: 35mm, Farbe

Länge: 99 Minuten

Sprache: Koreanisch

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