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Eine vielschichtige audiovisuelle Recherche zur Verflechtung von Politik, Kolonialismus, Wissenschaft und Medien – ausgehend von Bild- und Tondokumenten indischer und nordafrikanischer Kriegsgefangener aus dem "Halbmondlager" in Wünsdorf bei Berlin zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Anders gesagt: eine Geistergeschichte.

Seit der Erfindung des Phonographen können Tote sprechen. Ihre Stimmen geistern durch den Film. Die des indischen Kolonialsoldaten Mall Singh zum Beispiel, abgespielt von einer Schellackplatte. Die "exotischen" Gefangenen waren Forschungsobjekte für Ethnologen, Anthropologen und Sprachwissenschaftler. Man machte Tonaufnahmen, es wurde fotografiert, gefilmt, vermessen, nummeriert, registriert, einsortiert. The Halfmoon Files macht jedoch nicht bei der Präsentation des Archivmaterials und bei der Untersuchung der Bedingungen seiner Entstehung und seiner Nutzbarmachung für politische Zwecke halt, sondern entlässt es in die Freiheit des Erzählens. Kleine Geschichten und große Geschichte. So verselbständigen sich die losen Enden der Recherche, was überraschende Folgen hat – und selbst historische Momente produziert, an der Geschichtsschreibung beteiligt ist. Und: Haben die heutzutage per Internet-Telefonie übermittelten Bilder und Töne nicht auch etwas Geisterhaftes?

Birgit Kohler

Philip Scheffner, geb. 1966 in Homburg/Saar. Seit 1986 in Berlin, wo er als Filmemacher, Video- und Sound-Künstler arbeitet, seit 2001 verstärkt im Bereich experimentelle Musik und Klangkunst. The Halfmoon Files ist sein erster abendfüllender Film.

Produktion: Pong, Berlin

Buch, Ton, Schnitt, Produzent: Philip Scheffner

Kamera: Philip Scheffner, Astrid Marschall

Format: DigiBeta PAL (gefilmt auf MiniDV), Farbe

Länge: 87 Minuten

Sprachen: Deutsch, Englisch, Hindi, Punjabi, Gurkha

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