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Yanaka, übersetzt: mitten im Tal, ist eines der wenigen Tokioter Stadtviertel, deren Charakter sich mit den Umbrüchen der Nachkriegszeit kaum verändert hat. Bis zum 6. Juli 1957 erhob sich jedoch eine fünfstöckige hölzerne Pagode über dem Friedhof von Yanaka, die in jener Nacht unter ungeklärten Umständen abbrannte. Die Erinnerung an die Brandnacht trennt im Viertel Alt und Jung. Aus Sicht der Alten symbolisiert sie den Untergang japanischer Tradition.

Deep in the Valley, der bewegende dritte Film von Funahashi Atsushi, ist ein semidokumentarisches Porträt seiner Tokioter Nachbarschaft. In zwei Spielfilmhandlungen stellt Funahashi die These vom Traditionsbruch in Frage. Die eine basiert auf dem 1888 erschienenen Roman "Die fünfstöckige Pagode" von Kōda Rohan und erzählt, wie schon der Bau der alles überragenden Holzkonstruktion durch einen heißspornigen jungen Baumeister zum Bruch mit dessen Lehrer führte. In der Rahmenhandlung ist es ausgerechnet die junge Generation, die heute die Erinnerung zu bewahren sucht. Kein Zufall, dass der Tunichtgut Hisaki in der zeitgenössischen Handlung von demselben Schauspieler verkörpert wird wie der rebellische Baumeister Jubei zur Edo-Ära. Nahtlos gehen die Zeiten in Funahashis weitgehend in Schwarzweiß gedrehtem Film ineinander über, und die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit lösen sich unter unserem Blick auf.

Christoph Terhechte

Funahashi Atsushi, geb. 1963 in Osaka, Japan. Film-Studium. Film- und sozialkritische Dokumentationen. Beiträge für japanische Film- und Kunstmagazine. Filme seit 1994, im Forum 2006 mit Big River.

Produktion: Enbu Seminar & Digital Hollywood, Tokio; Big River Films, Tokio

Buch: Negishi Ayako, Funahashi Atsushi (nach "Five-Story Pagoda" von Kōda Rohan)

Kamera: Mizuguchi Noriyuki

Darsteller: Nomura Yuki, Sato Mayu, Kato Katsuhiro, Ogawa Miyoko

Format: HDCam, Schwarzweiß und Farbe

Länge: 135 Minuten

Sprache: Japanisch

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