Die Häuser in der westschwedischen Siedlung sind aus hellem Holz und von ordentlichen Hecken umgeben. Auch die Carports und Kinderspielplätze und der Wald, der gleich hinter dem Lidl-Parkplatz beginnt, erzählen beredt vom Ideal bürgerlicher "Lebensqualität". Hier wächst ein elfjähriger Junge auf, in dessen Kopf brutale Gedanken rumoren. Sebastian lebt als Einzelkind bei seiner Mutter und beobachtet die nicht mehr ganz jungen Männer in seiner Nachbarschaft wie ein Detektiv. Jimmy, der seinen kleinen Sohn immer auf dem Arm trägt und wieder bei seinen Eltern wohnen muss, aber keinen Schlüssel zum Haus mehr bekommt. Und Anders, der immer joggt, bis seine Fleecejacke triefend naß ist. Der Junge spürt wie ein Seismograph die inneren Erschütterungen der Menschen um sich herum. Es ist Mittsommer, die Nachbarn feiern auf ihren Terrassen und man beginnt sich zu fürchten.
Die überaus komplizierten Kleinfamilienverhältnisse unserer Zeit aus der Perspektive eines kleinen Jungen zu sezieren, ist ein ebenso ungewöhnlicher wie genialer Schachzug. In Man tänker sitt wird man bei diesem Experiment immer tiefer in die heiße Hölle des Kleinbürgertums gelockt und staunt, dass der ganze Alptraum in einem Ikea-Katalog spielt.
Dorothee Wenner
Henrik Hellström, geb. 1974 in Falkenberg, Schweden. Arbeitet als Autor und Regisseur für Film und Theater. Kurzfilme seit 2003.
Fredrik Wenzel, geb. 1978 in Fässberg, Schweden. Arbeitet als Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann. Kamera und Drehbuch u. a. bei Farväl Falkenberg (2006). Kurzfilme seit 2003.
Man tänker sitt ist das Langfilmdebüt von Henrik Hellström und Fredrik Wenzel.
Produktion: Fasad AB, Stockholm
Buch: Henrik Hellström, Fredrik Wenzel
Kamera: Fredrik Wenzel
Darsteller: Sebastian Eklund, Jörgen Svensson, Hannes Sandahl, Marek Kostrzewski, Bodil Wessberg, Silas Franceen
Format: 35mm, Farbe
Länge: 76 Minuten
Sprache: Schwedisch
Foto: © Fredrik Wenzel
