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Das Kino kennt das Motel als Sinnbild für das Unterwegssein, als Station auf einem Weg, dessen Ziel zumeist mit Plänen und Hoffnungen für die Zukunft verbunden ist.

Das Motel, in dem Jean-François Caissy seinen Dokumentarfilm La belle visite gedreht hat, ist ein transitorischer Ort ganz anderer Art: Es beherbergt keine Reisenden mehr, sondern wurde in ein Altersheim umgewandelt. Das Leben seiner Bewohner steht nicht mehr im Zeichen des Aufbruchs. Caissys Tableaus sprechen in langen, ruhigen Einstellungen von der Langsamkeit und der Langeweile, von einem Zustand des Abwartens, von der fast rituellen Verrichtung alltäglicher Dinge, vom Vergehen der Jahreszeiten. Beten, Bingo, Blutdruckmessen, ein Spaziergang um das Haus, der zeigt, wie klein im Alter die Welt werden kann. Auf den ersten Blick fällt eine gewisse Distanz auf, die zu den Menschen gehalten wird: keine Interviews, keine Namen, keine Hintergrundinformationen über das Leben, das sie gelebt haben. Die Bewohner sind nicht Stichwortgeber für soziologische Betrachtungen, sondern vielmehr Mitwirkende in einer gänzlich unsentimentalen Elegie, die genau beobachtet und ein Gefühl dafür vermittelt, wie das Leben sein kann, wenn es an seinem Ende angekommen ist.
Anna Hoffmann

Jean-François Caissy, geb. 1977 in St. Omer, Québec. Nach einer Ausbildung zum Fotografen wurden seine Bilder in verschiedenen Galerien und Museen gezeigt. Er arbeitet seit 2003 als Produzent und Regisseur von Dokumentarfilmen.

Produktion: Les Films de l'Autre, Montréal

Koproduktion: Maria Films, Montréal

Kamera: Nicolas Canniccioni

Format: 35mm (gedreht auf HD), Farbe

Länge: 80 Minuten

Sprache: Französisch

Foto: Nicolas Canniccioni

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