Direkt zum Seiteninhalt springen

SALON POPULAIRE (KUNSTSAELE BERLIN)

Eröffnung Mittwoch 09.02. 18:00-21:00

Täglich 11:00-20:00

1971 habe ich in meiner Heimatstadt Milwaukee Time & A Half gedreht, eine Geschichte über einen Tag im Leben eines Fabrikarbeiters. Letzten Herbst habe ich in Toronto Farockis Installation Arbeiter verlassen die Fabrik gesehen und mich dabei an den Ausschnitt erinnert, in dem ich meinen Hauptprotagonisten (gespielt von John Krieg) beim Verlassen der Falk Corporation gefilmt habe. Als ich nach Kalifornien zurückgekehrt bin, habe ich das Material an die Wand meines Studios projiziert. Die Einstellung war 14 Sekunden lang. Mein Schauspieler verlässt die Fabrik gemeinsam mit anderen Arbeitern, überquert die Straße und bleibt vor einer Ampel stehen. Ich überlegte mir eine Kopie davon zu machen und sie Harun zu schicken. Als ich diese Einstellung aus diesem Grund mit meiner HD Kamera abfilmte, konnte ich den Flickereffekt unterdrücken und erhielt so ein weiches Bild, das aussah, als würde dort noch etwas anderes passieren. Um dies besser zu erkennen, verlangsamte ich den Film 300fach und machte den 14 sekündigen Ausschnitt zu einem 71 minütigen Film, der Ähnlichkeit hatte mit Duchamp’s Nude Descending a Staircase. Das war zu gut um wahr zu sein. Ich habe Harun diesen Film dann doch nicht geschickt, sondern aus diesem Material eine Installation entwickelt. Der verlangsamte Auszug aus Time & A Half , 1971 in Milwaukee gedreht, und der Kurzfilm Pig Iron, 2011 in Duisburg für das Film Festival in Jeonju gedreht, werden nebeneinander projiziert und damit in ihrer unterschiedlichen Zeitlichkeit wahrnehmbar. Milwaukee ist vor 40 Jahre entstanden, in Schwarz und Weiß, in einer digital umdefinierten Zeitlichkeit, die auf Malerei (Duchamp) und optische Kopien (Jacobs) verweist. Duisburg ist die Gegenwart, in Farbe und in Echtzeit, sieht aber dennoch aus wie eine Industriestadt des 19. Jahrhunderts in der Landschaftsmalerei, mit 1950er Waggons und Arbeitern in orangefarbenen Anzügen, die der Science-Fiction-Zukunft zu entstammen scheinen.

James Benning (gekürzte Übersetzung)

James Benning, 1942 in Milwaukee, Wisconsin geboren, lebt und arbeitet in Val Verde, California (USA). Er ist Professor am California Institute of the Arts.

Format: 2-Kanal-HD-Videoprojektion, Farbe, Ton, 31 Minuten.

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur