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Im Bundesleistungszentrum Kienbaum, einem Trainingszentrum für Spitzensportler, wurde zu Zeiten der DDR eine Unterdruckhalle zur Simulation von Höhenbedingungen betrieben. Die Halle ist einerseits ein Relikt aus der Vergangenheit, gleichzeitig jedoch auch eine für den Laien kaum vorstellbare technische Einrichtung. Beide Aspekte beziehen sich auf einen Teil deutscher Geschichte. Die Unterdruckkammer, 1990 mit der Ãœbernahme des Geländes durch die BRD stillgelegt, ist ein Überbleibsel aus dem kalten Krieg, sie wurde jedoch nie aufgelöst oder ausgeräumt und ist bis heute voll funktionstüchtig. Was die Unterdruckkammer in Barometer von den zahlreichen, vom Stillstand einer Gesellschaft nach 1989 zeugenden, verlassenen Gebäuden  – und den Filmen über sie  – unterscheidet, ist die Aufrechterhaltung einer potentiellen Nutzung: das Gebäude und seine utopisch anmutende Technik sind außer Betrieb, eine Wiederbelebung wäre jedoch jederzeit möglich.
Unterdruck in einem Raum herzustellen, um Höhe zu simulieren, hat etwas Fiktionales, fast Filmisches, gäbe es nicht das Problem der Unsichtbarkeit des Gegenstands. Dieser Herausforderung stellt sich Baranowsky, indem sie den Raum durch den Einsatz von Wetterballons, die im Raum schweben, animiert. Der Einsatz der Ballons dient jedoch nicht nur der Sichtbarmachung unsichtbarer Druckverhältnisse. Baranowsky setzt den realen Raum in Bewegung, indem sie die vorgefunden Möglichkeiten nutzt, um Raum für Fantasie zu erzeugen. Die tanzende, traumartige Bewegung der Ballons verleiht dem Film Poesie, während gleichzeitig ein realer Raum vorgeführt wird, der ein Stück deutscher Geschichte dokumentiert.

Heike Baranowsky, geboren 1966 in Augsburg, studierte Kunst in München, Hamburg und Berlin. 1999 schloss sie ihren MA am Royal College of Art, London, ab. Neben zahlreichen eigenen Projekten, vertreten durch die Berlinische Galerie, das Museum für bildende Kunst Leipzig, das MoMA New York, die Sammlung Olbricht, die Sammlung Stoschek, die Galerie Barbara Weiss, das NBK Berlin sowie das Arsenal –  Institut für Film- und Videokunst, unterrichtet sie an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland.

1-Kanal Videoinstallation
Format: HD
Länge: 54 Minuten

Gefördert durch:

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