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Früher, so erzählen die jungen Männer, während sie mit Stöcken im Unterholz wühlen, wo einst der deutsche Friedhof war, sei der Botschafter öfter mal gekommen. Doch längst sind die Schätze, die die Kolonialherren eilig vor ihrer Flucht dort versteckt hatten, gehoben. Und so ist die Straße nach Yaoundé irgendwann zugewachsen, die Gegend und ihre Bewohner bleiben sich selbst überlassen.
Diese Geschichte funktioniert wie eine historische Skizze, auf der Marie Voignier eine filmische Annäherung an den Südosten Kameruns unternimmt. Behutsam folgt die Kamera dem Alltag der Bewohner, gibt ihnen Zeit und Raum, über ihre Lage zu reflektieren. Ohne die Widersprüche zu glätten, in denen sie sich zuweilen verlieren – schließlich überlagern sich in Tinselwood eine brutale Kolonialvergangenheit und eine Gegenwart im Stillstand. Über ihnen flackert des Abends der Fernseher mit aktuellen Nachrichten. Der Film ist auch eine Replik auf das kleine grelle Licht aus dem Monitor: Mit einer klaren Position als Beobachterin von außen versteht die Regisseurin, dass es große Bilder braucht, um die Komplexität der Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß darzustellen. (Dorothee Wenner)

Marie Voignier, geb. 1974 in Ris-Orangis, Frankreich, studierte Ingenieurwissenschaften, Physik sowie Gender Studies. Anschließend schloss sie ein Kunststudium an der École nationale supérieure des beaux-arts de Lyon ab, wo sie seit 2011 Professorin ist. Tinselwood ist ihr zweiter abendfüllender Film.

Produktion: Les Films du Bilboquet, Gouvieux; Bonjour Cinéma, Paris
Kamera: Thomas Favel
Länge: 82 min
Sprachen: Bekwil, Bangandu, Baka, Französisch

Foto: © Les Films du Bilboquet

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