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88 Min. Englisch.

Jerry Tartaglia, langjähriger Archivar und Restaurator des filmischen Nachlasses der queeren New Yorker Underground-, Experimentalfilm- und Performance-Legende Jack Smith, widmet sich in seinem Essayfilm weniger dem Leben, als dem Werk Smiths und fächert dessen ästhetische Idiosynkrasien in 21 thematischen Kapiteln auf.
Escape From Rented Island: The Lost Paradise of Jack Smith ist ein Essayfilm über das Werk des Künstlers und weniger ein Dokumentarfilm über dessen Leben. Er bietet also keine rationale, lineare und distanzierte Erklärung seines Werks. Vielmehr ist das Publikum aufgefordert, Jack Smiths ästhetische Entscheidungen ganz unvoreingenommen zu erleben. Meine Strategie ist eine Herausforderung für die Zuschauer*innen, besonders für jene, die in Dokumentarfilmen gern erklärende Kommentare hören oder zusätzliches, extradiegetisches Material präsentiert bekommen. Wer Jack Smiths unverwässerte Vision nicht erträgt, darf von mir keine Entschuldigung erwarten – lediglich eine Einladung, ihn in sein verlorenes Paradies zu begleiten.“ (Jerry Tartaglia)

Jerry Tartaglia, geboren 1950 in Brooklyn, USA, hat am Albright College von 1968 bis 1972 studiert. Seine Filme wurden weltweit in Museen und auf Filmfestivals gezeigt. Seit 1993 restauriert er das filmische Werk des verstorbenen Jack Smith. Tartaglia unterrichtet außerdem Film, kreatives Schreiben und Medienproduktion.

ESCAPE FROM RENTED ISLAND: THE LOST PARADISE OF JACK SMITH – Eine Hilfestellung

Ich nenne ihn einen „Nicht-Dokumentarfilm“, doch eigentlich ist ESCAPE FROM RENTED ISLAND: THE LOST PARADISE OF JACK SMITH ein Filmessay, das sich weniger für das Leben als für das Werk von Jack Smith interessiert. Der Film erzählt nicht, dass Smith 1936 in Ohio zur Welt kam, nichts über sein Leben in Texas, Los Angeles und New York, und verliert kein Wort über seinen Tod an den Folgen von AIDS im Jahr 1989. Es gibt keine Details über die Scharen von Künstler*innen, die behaupten, eine kreative Verbindung zu ihm zu haben. Keine einzige selbst ernannte Autorität verbraucht Leinwandzeit für großspurige Erzählungen über persönliche Beziehungen zu ihm. Andy Warhol findet keine Erwähnung, obwohl Warhol von Jack Smiths Ästhetik stark beeinflusst wurde. Das übliche Namedropping, das in Dokumentarfilmen über Künstler*innen zum guten Ton gehört, sucht man hier vergebens.

Ich verbrachte mehr als 20 Jahre mit der Restaurierung, Archivierung und Präsentation des filmischen Erbes von Jack Smith. Mit der Unterstützung von Jacks Freund*innen, der Plaster Foundation und der Gladstone Gallery konnten Smiths Filme zukünftigen Generationen zugänglich gemacht werden. Im Jahr 2015, nachdem ich diese Arbeit abgeschlossen hatte, wandte ich mich der Produktion eines Filmessays zu, das aus 21 kurzen Illustrationen der ästhetischen und politischen Prinzipien Smiths besteht. Die Kapitel tragen Titel wie Kapitalismus, Glitter, Performance, Zufall, Langeweile, Diebstahl, Ungerechtigkeit und Maria Montez.

Jack Smith hinterließ eine Sammlung von Tonaufnahmen auf Magnetbandspulen, die er in den 1970er-, 1980er-Jahren und sogar schon früher aufgezeichnet hatte. In diesen Aufnahmen verrät er viel über seine Ideen zu Kunst, Kino, Politik und Leben. Einige dieser Aufnahmen sind Lesungen seiner veröffentlichten Texte, andere dokumentieren seine „Live-Film“-Performances. Wieder andere sind Aufnahmen von Proben für Filmdrehs oder thematischen Impulsvorträgen.

Ich habe die gewagtesten und interessantesten dieser Aufnahmen zusammengestellt und sie mit Filmausschnitten und Fotografien von Smith verknüpft, die seine Ideen exemplarisch illustrieren. Die Besonderheit dieses Films ist, dass es keine „Talking-Head“-Interviews gibt. Die einzige Person, die für Jack Smith spricht, ist Jack selbst! Die Vorgehensweise stellt die Zuschauer*innen vor eine Herausforderung – insbesondere jene, die von einem Dokumentarfilm eine Kommentarstimme und extra diegetisches Material zur Erklärung erwarten. Wer Jack Smiths unverwässerte Vision nicht erträgt, darf von mir jedoch keine Entschuldigung erwarten.

(Jerry Tartaglia)

Produktion Jerry Tartaglia. Produktionsfirma Jerry Tartaglia (Oley, USA). Regie Jerry Tartaglia. Mit Jack Smith, Mario Montez, Beverly Grant, Tony Conrad, Agosto Machado, Francis Francine, Irving Rosenthal, Tally Brown, Mary Waronov, Tiny Tim.

Filme

1988: A.I.D.S.C.R.E.A.M. (6 Min.). 1989: Fin de Siecle (9 Min.), Ecce Homo (7 Min.). 1990: Remembrance (5 Min.), Final Solutions (10 Min.). 1991: Holy Mary (5 Min.), 1969 (18 Min.). 1993: Interpretations of Dreams (15 Min.). 1995: See For Yourself (17 Min.). 1998: Amnesia (7 Min.). 2005: Via Dolorosa (7 Min.). 2006: Sede Vacante (4 Min.). 2008: Is What Was (22 Min.). 2009: The Mystery School (23 Min.). 2011: Prologue (5 Min.), The Projectionist (30 Min.). 2013: A Short History of the Future (19 Min.). 2017: Escape From Rented Island: The Lost Paradise of Jack Smith.

Foto: © Jerry Tartaglia

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